Eine Medizinvorlesung in der Neurochirurgie. Es ist so, wie in vielen anderen Seminaren auch, der Dozent doziert, die Studierenden hören zu, schreiben mit und verhalten sich ansonsten mehr oder weniger still. Nach etwa einer Viertelstunde Monolog wird es plötzlich unruhig. An der Leinwand erscheint eine Röntgenaufnahme, daneben steht eine Frage zum möglichen Krankheitsbild mit mehreren Antwortmöglichkeiten:
"Welchen Verdacht äußern Sie?" - "Es könnte ein Meningnom oder ein Abszess sein ..."
Wie auf Kommando zücken die Studierenden einen kleinen Sender aus ihren Taschen - eine Art Fernbedienung. Nach kurzem Nachdenken tippen sie die mögliche Antwort ein.
MARS - also das Münsteraner Audience Response System - wurde Anfang des Semesters flächendeckend in der Medizin und Zahnmedizin eingeführt. Jeder der rund 2500 Studierende besitzt nun den handlichen Sender. Von dieser technischen Aufrüstung verspricht sich Studiendekan Bernhard Marschall eine bessere Lehre.
"Wir wissen, dass die Vorlesungen nur einen beschränkten Effizienzgrad aufweist, vieles von dem wird wieder vergessen. Man spricht sogar von 95 Prozent. Dieses kann deutlich verbessert werden, wenn die Studierenden aktiviert werden, über das Gehörte nachzudenken und zu reflektieren, und es wird noch gesteigert, wenn wir die Studis zu einer Entscheidung zwingen."
Wer an der Abstimmung teilnehmen will, kann das machen, muss es aber nicht. Denn ein wirklicher Zwang steckt nicht dahinter. Dennoch: die meisten machen mit, so hält auch Studierende Bernadette das System für eine willkommene Auflockerung der Stunden.
"Ich finde, gerade nachdem man so eine Viertelstunde, 20 Minuten Vorlesung hatte, wenn dann noch eine Frage kommt, da denkt man noch mal anders über die Sache nach."
Und auch Kommilitonin Katarina ist begeistert.
"Ich finde es gut, macht Spaß, bringt Abwechslung rein. Einfach für die Qualität der Vorlesung bringt es was."
Denn auch der Dozent bekommt Rückmeldung, falls nämlich niemand die richtige Antwort weiß, muss etwas falsch gelaufen sein.
In der Vorlesung zur Neurochirurgie ist das aber nicht der Fall, denn wenige Sekunden nach Abstimmungsende erscheint das Ergebnis auf der Leinwand.
Über 90 Prozent der Studierenden lagen richtig. Für Dozent Markus Holling ein klares Signal, dass das Wissen offensichtlich gut vermittelt wurde. Er hält MARS für eine Bereicherung der Lehre, dennoch ist er pragmatisch: es ist schließlich nur eine Umfrage:
"Fraglos ist es oberflächlich, dass ich nicht sagen kann, wenn er die Frage richtig beantwortet, das ist ein hervorragender Arzt. Aber zumindest kann man erreichen, dass er das Teilgebiet zu einem gewissen Grad verstanden hat. Und das ist für die tägliche Praxis von Relevanz."
Die Anonymität bleibt übrigens gewahrt, so lässt sich nicht zurückverfolgen, welcher Studierende den Sender gedrückt hat. Noch ein Vorteil, findet Holling. Andernfalls würde die Beteiligung seiner Meinung nach nicht so hoch sein.
"Ich weiß aus dem eigenen Studium, dass Fragen in die Allgemeinheit gestellt wurden und sich dann immer die gleichen beteiligt haben, weil man die Befürchtung hatte: Wenn ich was Falsches sage, wissen 49 andere, dass man was Falsches gesagt hat."
Ein Allheilmittel für eine perfekte Lehre ist das TED-System sicherlich nicht, das wurde auch in den allgemeinen Evaluationen unter den Studierenden deutlich: Dozenten, deren Vorlesungen ohnehin gut ankamen, sind auch weiterhin beliebt. Wer den klassischen Frontalunterricht propagiert, schneidet trotz Einsatz von MARS schlecht ab. Und auch den Studierenden wie etwa Hendrik ist klar: gelernt werden muss trotzdem, manchmal sogar noch etwas mehr.
"Macht Spaß, ist eine gute Sache, kann man sich selber überprüfen, ob man das mitgekriegt hat in der Vorlesung, und wenn man es nicht mitbekommen hat, weiß man, was man zu tun hat nachmittags."
"Welchen Verdacht äußern Sie?" - "Es könnte ein Meningnom oder ein Abszess sein ..."
Wie auf Kommando zücken die Studierenden einen kleinen Sender aus ihren Taschen - eine Art Fernbedienung. Nach kurzem Nachdenken tippen sie die mögliche Antwort ein.
MARS - also das Münsteraner Audience Response System - wurde Anfang des Semesters flächendeckend in der Medizin und Zahnmedizin eingeführt. Jeder der rund 2500 Studierende besitzt nun den handlichen Sender. Von dieser technischen Aufrüstung verspricht sich Studiendekan Bernhard Marschall eine bessere Lehre.
"Wir wissen, dass die Vorlesungen nur einen beschränkten Effizienzgrad aufweist, vieles von dem wird wieder vergessen. Man spricht sogar von 95 Prozent. Dieses kann deutlich verbessert werden, wenn die Studierenden aktiviert werden, über das Gehörte nachzudenken und zu reflektieren, und es wird noch gesteigert, wenn wir die Studis zu einer Entscheidung zwingen."
Wer an der Abstimmung teilnehmen will, kann das machen, muss es aber nicht. Denn ein wirklicher Zwang steckt nicht dahinter. Dennoch: die meisten machen mit, so hält auch Studierende Bernadette das System für eine willkommene Auflockerung der Stunden.
"Ich finde, gerade nachdem man so eine Viertelstunde, 20 Minuten Vorlesung hatte, wenn dann noch eine Frage kommt, da denkt man noch mal anders über die Sache nach."
Und auch Kommilitonin Katarina ist begeistert.
"Ich finde es gut, macht Spaß, bringt Abwechslung rein. Einfach für die Qualität der Vorlesung bringt es was."
Denn auch der Dozent bekommt Rückmeldung, falls nämlich niemand die richtige Antwort weiß, muss etwas falsch gelaufen sein.
In der Vorlesung zur Neurochirurgie ist das aber nicht der Fall, denn wenige Sekunden nach Abstimmungsende erscheint das Ergebnis auf der Leinwand.
Über 90 Prozent der Studierenden lagen richtig. Für Dozent Markus Holling ein klares Signal, dass das Wissen offensichtlich gut vermittelt wurde. Er hält MARS für eine Bereicherung der Lehre, dennoch ist er pragmatisch: es ist schließlich nur eine Umfrage:
"Fraglos ist es oberflächlich, dass ich nicht sagen kann, wenn er die Frage richtig beantwortet, das ist ein hervorragender Arzt. Aber zumindest kann man erreichen, dass er das Teilgebiet zu einem gewissen Grad verstanden hat. Und das ist für die tägliche Praxis von Relevanz."
Die Anonymität bleibt übrigens gewahrt, so lässt sich nicht zurückverfolgen, welcher Studierende den Sender gedrückt hat. Noch ein Vorteil, findet Holling. Andernfalls würde die Beteiligung seiner Meinung nach nicht so hoch sein.
"Ich weiß aus dem eigenen Studium, dass Fragen in die Allgemeinheit gestellt wurden und sich dann immer die gleichen beteiligt haben, weil man die Befürchtung hatte: Wenn ich was Falsches sage, wissen 49 andere, dass man was Falsches gesagt hat."
Ein Allheilmittel für eine perfekte Lehre ist das TED-System sicherlich nicht, das wurde auch in den allgemeinen Evaluationen unter den Studierenden deutlich: Dozenten, deren Vorlesungen ohnehin gut ankamen, sind auch weiterhin beliebt. Wer den klassischen Frontalunterricht propagiert, schneidet trotz Einsatz von MARS schlecht ab. Und auch den Studierenden wie etwa Hendrik ist klar: gelernt werden muss trotzdem, manchmal sogar noch etwas mehr.
"Macht Spaß, ist eine gute Sache, kann man sich selber überprüfen, ob man das mitgekriegt hat in der Vorlesung, und wenn man es nicht mitbekommen hat, weiß man, was man zu tun hat nachmittags."