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Teldafax-Prozess
Betrug mit Vorkasse

Jahrelang wurde der Billigstromkonzern Teldafax offenbar mit Schneeballgeschäften am Leben gehalten. Der Prozess um eines der größten Insolvenzverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik wurde kurz nach dem Auftakt vertagt.

Von Jochen Hilgers |
    Mit einer Überraschung ist in Bonn das Strafverfahren um die Pleite des Troisdorfer Energieversorgers Teldafax gestartet. Der Vorsitzende Richter informierte die Prozessbeteiligten völlig überraschend, dass einer der drei Angeklagten bei einem umfassenden Geständnis auf eine zweijährige Bewährungsstrafe hoffen könne. Diese Ansage, die man landläufig als Deal bezeichnet, betrifft Ex-Geschäftsführer Gernot Koch. Damit ist bereits am ersten Prozesstag ein Keil zwischen die drei Angeklagten getrieben worden. Koch, so scheint es, will auf jeden Fall vermeiden, ins Gefängnis zu wandern. Die Anwälte der beiden weiteren Angeklagten reagierten äußerst verstimmt, da sie nicht über den Deal informiert worden waren. Das schade dem Klima in dem erwarteten Mammutverfahren schon zu Beginn immens, sagte der Kölner Anwalt Norbert Gatzweiler. Er trug unmittelbar danach eine umfangreiche Besetzungsrüge gegen die Strafkammer vor. Darüber muss das Gericht als nächstes befinden. Den drei Angeklagten wird Betrug und Insolvenzverschleppung vorgeworfen. Sie hatten erst im Juni 2011 Insolvenzantrag gestellt, obwohl Teldafax laut Staatsanwaltschaft bereits zwei Jahre zuvor total überschuldet war. Trotzdem hätten die Troisdorfer Unternehmer weiter massenhaft Kunden eingeworben und das per Vorkasse eingenommene Geld verwendet, um Finanzlöcher zu stopfen.