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Teldafax wieder in Nöten

Schon vor gut vier Monaten war Teldafax in den Negativ-Schlagzeilen: Teldafax stecke in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten, hieß es. Jetzt steckt Teldafax offenbar wieder in Finanznöten. Diesmal geht es um Netzgebühren.

Von Peter Kolakowski | 03.03.2011
    Bereits vor gut drei Wochen hatte der in Troisdorf bei Köln ansässige Energieversorger Teldafax für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Verbraucher in der Region um Hagen standen förmlich "unter Strom", weil ihnen Strom und Gas, so ihre Befürchtung, abgeschaltet würde. Der dortige Netzbetreiber, die Enervie Asset Network, hatte angekündigt, dass der Vertrag mit Teldafax wegen verspätet bezahlter Netznutzungsentgelte gekündigt wurde. Die Sache ist inzwischen beigelegt, das Problem hat sich in den Raum Dortmund verlagert. Dort wirft jetzt der Netzbetreiber DEW 21 Teldafax mangelnde Zahlungsmoral vor. Aufgrund erneuten Zahlungsrückstandes hätten nun auch in Dortmund die Verträge mit Teldafax ausgesetzt werden müssen, so das Unternehmen. Will heißen: Seit dem 2. März, 00.00 Uhr, ist der Netzzugang für Teldafax gesperrt. Teldafax Pressesprecherin Susanne Riederer behauptet allerdings das Gegenteil und erklärt den Zahlungsverzug ihres Unternehmens gegenüber Umwelt und Verbraucher so:

    "Wir können nur deutlich sagen, dass es keinerlei Netzsperren gegeben hat. Das heißt, das Teldafax-Kunden weiter Teldafax-Kunden sind. Wir haben in den vergangenen Monaten komplexe Strukturen und Prozesse inhouse umgestellt und vor dem Hintergrund sind einige Zahlungsverzögerungen leider aufgetreten, was wir sehr bedauern, die aber leider passiert sind."

    Auch die ausstehenden Zahlungen an DEW 21 sollen laut Teldafax erfolgt sein. Nach Recherchen der Redaktion stimmt auch dies allerdings so nicht. Der Netzbetreiber DEW 21 erklärte auf konkrete Nachfrage, dass Teldafax lediglich eine Teilzahlung getätigt habe. Derzeit prüfe DEW 21, inwieweit diese Teilzahlung juristisch relevant sei: Also ob der alte Vertrag mit Teldafax eventuell wieder wirksam wird. Es gebe Gespräche für eine Übereinkunft, erklärte DEW 21 Pressesprecher Herzmann heute morgen. Betroffene Teldafax Kunden werden dennoch weiter mit Strom und Gas versorgt, betont Pressesprecherin Renate Hichert von der Bundesnetzagentur in Bonn, der für den Energiemarkt zuständigen Aufsichtbehörde:

    "Also die Verbraucher können ganz unbesorgt sein, die Befürchtungen sind unberechtigt, dass sie jetzt kein Licht mehr haben oder im Kalten sitzen. Die Versorgung der Verbraucher ist auf jeden Fall gesichert. Das bedeutet für den Kunden, dass er jetzt in der sogenannten Ersatzversorgung ist. Die Ersatzversorgung wird aufgenommen von dem sogenannten Grundversorger, das ist in der Regel der Lieferant in der Stadt, in der der Kunde wohnt."

    Derzeit werden die Teldafax-Kunden im Raum Dortmund ersatzweise vom kommunalen Energieversorger, der Dortmunder Energie- und Wasserversorgung beliefert, also eben von jenem Unternehmen, das auch das Stromnetz an Teldafax und andere Versorger vermietet. Für die Kunden kann der unfreiwillige Wechsel allerdings ganz schön ins Geld gehen. Denn die Strompreise von DEW 21 sind mitunter deutlich höher als die Teldafax-Tarife, betonen Verbraucherschützer. Energiemarktexperte Jürgen Schröder von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

    "Dieser Strom ist dann sicherlich um einiges teurer, denn die Grundversorgung erfolgt zu den allgemeinen Preisen und die sind in der Regel immer höher als Preise in Sonderverträgen, das heißt aber nicht, dass Kunden im Endeffekt diese hohen Preise zahlen müssen."

    Zum Beispiel dann nicht, wenn der Vertrag zwischen Teldafax und DEW 21 doch wieder rückwirkend in Kraft gesetzt wird. Aber auch wenn sich Teldafax und der Dortmunder Versorger nicht hat einigen, sollten sich die Kunden nicht mit höheren Preisen abfinden. Schließlich haben sie sich ja gerade für einen günstigeren Strom und Gasanbieter entschieden und dürfen für diesen Wechsel nicht bestraft werden, weil Teldafax der Netzzugang gesperrt wurde. Schröder:

    "Wenn nun Teldafax tatsächlich die Verträge mit den Verbraucher nicht mehr erfüllen kann, das heißt, den Strom nicht mehr liefern kann, dann macht sich das Unternehmen gegenüber den Verbrauchern auch schadenersatzpflichtig, weil diese nämlich in die teurere Ersatzversorgung fallen und mehr bezahlen müssen, zumindest übergangsweise."

    Nach Redaktionsrecherchen überlegt aktuell zumindest ein weiterer Netzbetreiber, keine Verträge mehr mit Teldafax abzuschließen, sollte es zu weiteren Zahlungsschwierigkeiten kommen. Ein bislang einmaliger Fall. Zwar können die Netzbetreiber laut Paragraf 25 des Energiewirtschaftsgesetzes Sicherheitszahlungen sprich Vorkasse verlangen. Bleibt aber auch diese aus oder wird wiederholt zu spät gezahlt, sei, so die Bundesnetzagentur, die Grenze der Zumutbarkeit für den Netzbetreiber überschritten. Dann müsste er Strom von Teldafax nicht mehr durchleiten und Teldafax-Kunden in diesem Versorgungsgebiet hätten dann ein Problem.

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