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Telefonieren im Ausland
"Da kann durchaus die Minute zehn Euro kosten"

2017 sollen die Roaming-Gebühren für das Surfen und Telefonieren im Ausland komplett entfallen. Bis dahin gelte es aber noch einige Fallstricke zu beachten, sagte die Verbraucherschützerin Katja Henschler im DLF. Vor allem im Flugzeug und auf dem Schiff könne Telefonieren und Surfen sehr schnell sehr teuer werden.

Katja Henschler im Gespräch mit Stefan Römermann | 24.07.2015
    Ein junger Mann telefoniert an einem Sandstrand, im Hintergrund Sonnenbadende und das Meer.
    Katja Henschler (Verbraucherzentrale Sachsen): "Bei Kreuzfahrten und übrigens auch im Flugzeug gelten die Roaming-Gebühren gar nicht." (picture alliance / dpa / Karl-Josef Hildenbrand)
    Stefan Römermann: In Ibiza am Strand mal kurz zu Hause bei der Oma anrufen und nach dem Rechten fragen oder aus den Dolomiten ein Urlaubsfoto per Mail oder WhatsApp an Freunde und Bekannte schicken, das ist alles überhaupt kein Problem mehr heutzutage. Durch das sogenannte Roaming buchen sich Mobiltelefone automatisch auch im Ausland in ein passendes Mobilfunknetz ein, und dank der EU sind die Preise dafür in den vergangenen Jahren deutlich gesunken.
    Bis 2017 sollen sie angeblich sogar komplett entfallen. Doch die Regelungen haben Tücken und Fallstricke und über die spreche ich jetzt mit Katja Henschler von der Verbraucherzentrale Sachsen. Frau Henschler, wie halten Sie es denn mit dem Telefonieren im Ausland? Rechnen Sie da erst alles durch oder telefonieren und surfen Sie da munter drauf los?
    Katja Henschler: Im Ausland schalte ich das Handy am liebsten ab und mache einfach nur Urlaub und schalte wirklich nur an, wenn ich ein Telefonat durchführen will, und die Roaming-Option ist bei mir auch aus.
    "Im EU-Ausland bin ich relativ sicher beim Telefonieren"
    Römermann: Das ist prinzipiell vermutlich eine ganz günstige Aktion, um einfach auch wirklich im Urlaub abzuschalten, aber schauen wir uns das mal ein bisschen genauer an. Wenn ich im Ausland bin – was ist denn da wirklich das Gefährliche oder Teure? Ist es das Telefonieren oder das Surfen oder tut sich da inzwischen nicht mehr viel was?
    Henschler: Wenn man im EU-Ausland ist, also wirklich innerhalb der EU, dann kann eigentlich so viel nicht mehr passieren, denn die Roaming-Gebühren haben ja eine Begrenzung beim Telefonieren und beim Surfen – insbesondere beim Surfen hat man ja diese sogenannte Kostenbremse, bei 60 Euro ist also Stopp –, und da können die Gebühren einfach nicht mehr wie früher so ohne Weiteres exkludieren.
    Also ich bin relativ sicher unterwegs, wenn ich im EU-Ausland telefoniere.
    Römermann: Also ich kann wirklich maximal Kosten von – was haben Sie jetzt gesagt – 60 Euro auflaufen lassen und dann ist auch wirklich Schluss.
    Henschler: Genau.
    Surf-Grenzen beachten
    Römermann: Okay, das ist ja schon mal schön. Trotzdem gibt es da auch Tücken – wo lauern die denn?
    Henschler: Zum einen muss ich eben schauen, dass ich wirklich im EU-Ausland bin. Eine Reise in die Schweiz oder eine Reise in die Türkei bedeutet, dass die Kosten ganz andere sein können, nämlich die, die mein Mobilfunkanbieter vorgibt, denn hier gilt die Roaming-Verordnung nicht. Dann muss man natürlich auch schauen, wenn man beispielsweise in Deutschland im grenznahen Gebiet ist, dass man sich nicht automatisch vielleicht ins fremde Netz einwählt, also das Telefon, da können leicht Kosten auflaufen.
    Ich muss zum Beispiel auch dann aufpassen, wenn ich viel gesurft habe und mein Anbieter schickt mir die SMS, dass die Grenze von 60 Euro erreicht sind – 59,95 übrigens sind es genau –, dass ich dann nicht auf Antworten oder etwas Ähnliches klicke, sodass ich weitersurfen kann, denn dann ist die Grenze durch mich selbst aufgehoben, und ich kann mich dann nicht über eine hohe Rechnung beklagen.
    Römermann: Das müssen wir vielleicht noch ganz kurz noch mal ... Also ich bekomme von meinem Anbieter eine SMS, da steht dann drin, hallo, Sie haben jetzt gerade für 59 Euro telefoniert, wenn Sie weitertelefonieren, dann –, und wenn ich dann auf diese SMS antworte, dann kann ich weitertelefonieren?
    Henschler: Genau, also meistens muss man mit einem bestimmten Code antworten, also es passiert schon nicht so ohne Weiteres und ganz aus Versehen, aber doch, wenn der eine oder andere denkt, ich will jetzt hier einfach ungestört zu Ende surfen, ist vielleicht die Not groß und man tippt diesen Code ein und dann vergisst man es an anderer Stelle wieder, dann kann es doch sehr leicht teuer werden, denn im Moment sind die 59,95 einfach schnell erreicht zur Zeit.
    Römermann: Ja, ich habe gelesen, auch bei Kreuzfahrten gibt es Probleme beim Roaming, beziehungsweise nicht Probleme, sondern das kann teuer werden. Was hat es damit auf sich?
    Henschler: Genau. Bei Kreuzfahrten und übrigens auch im Flugzeug gelten die Roaming-Gebühren gar nicht, denn die knüpfen nur an die terrestrisch, also an die Übertragung via Funkantenne an, was ich beim Mobilfunk ja klassischerweise mache. Auf den Schiffen aber habe ich gar nicht so eine Mobilfunkverbindung, sondern es gibt hier in der Regel eigene Schiffsnetze. Also es gibt Anbieter, die stellen ein eigenes Netz zur Verfügung, was vom Schiff aus funktioniert, vom Kreuzfahrtschiff aus, und das funktioniert über Satellit. Und wie man sich wahrscheinlich schon denken kann, ist das sehr teuer, es fallen also hier hohe Gesprächspreise an.
    Da kann durchaus die Minute zehn Euro kosten, und auch SMS und natürlich Surfen kann sehr teuer werden, und wer das nicht weiß und einfach drauf los surft und telefoniert, für den können ganz schnell drei- oder vierstellige Beträge auf der Rechnung stehen. Die Rechnung ...
    Römermann: Und das gilt auch, wenn ich innerhalb der EU, ich sage mal jetzt, irgendwie in der Ostsee unterwegs bin, auf einer Fähre oder ...
    Henschler: Genau, richtig, auf allen Meeresgewässern gilt das. Also nicht auf dem Fluss, aber auf allen Meeresgewässern.
    "Wir wünschen uns eine schnelle Abschaffung der Roaming-Gebühren"
    Römermann: Ab 2017 sollen die Roaming-Gebühren dann komplett fallen – ist das alles in Ordnung, was da an Regeln sind oder wünschen Sie sich da auch noch eine Nachbesserung?
    Henschler: Also wir wünschen uns natürlich ganz schnell eine Abschaffung der Roaming-Gebühren, denn es ist nun mal eine Gebühr, die einfach für eine Grenzüberschreitung verlangt wird, also eine Auslandsgebühr. Und wenn man bedenkt, dass doch die EU allen grenzüberschreitenden Dienstleistungs- und Warenaustausch immer freier und unbegrenzter machen will, dann laufen die Roaming-Gebühren dem natürlich total entgegen.
    Insofern hoffen wir schon ganz sehr, dass spätestens 2017 die Gebühren dann auch abgeschafft sind und man überall zum gleichen Preis, nämlich zu den echten Kosten der Unternehmen telefonieren kann.
    Römermann: Fallstricke beim Telefonieren und Surfen mit dem Smartphone im Ausland. Vielen Dank an Katja Henschler für das Gespräch!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.