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"Telegram"
Russische Behörden blockieren Messenger-Dienst

Medienberichten zufolge sperren Netzanbieter in Russland zurzeit nach und nach den Zugang zum "Whatsapp"-Konkurrenten "Telegram". Dazu hatte sie die russische Telekommunikationskontrollbehörde aufgefordert. Hintergrund ist ein Streit über den Zugriff auf verschlüsselte Nachrichten.

Von Thielko Grieß | 16.04.2018
    Das Logo des Messenger-Dienstes "Telegram".
    Die App "Telegram" dürfte auf den meisten Smartphones in Russland nach und nach nicht mehr ohne Weiteres nutzbar sein. (dpa/picture-alliance/Natalia Seliverstova)
    Die staatliche Telekomaufsicht Roskomnazor teilte mit, dass es noch einige Stunde dauere, bis der Messenger-Dienst "Telegram" komplett gesperrt sei. Apple und Google würden aufgefordert, die Telegram-Anwendung aus ihren App-Stores zu entfernen.
    "Telegram" ist einer der populärsten Messenger in Russland. Über ihn treten Nutzer nicht nur miteinander in Kontakt, sondern können außerdem sogenannte Kanäle aufbauen, über die sie mit tausenden anderen Nutzern gleichzeitig kommunizieren.
    Diese Funktionen werden zum Beispiel von Journalisten oder Menschenrechtlern aktiv genutzt. Manche Kanäle haben hunderttausende Nutzer. Dank seiner dezentralen Verschlüsselung gilt "Telegram" als gut geschützt.
    Kein Zugriff für Geheimdienste
    Die Software ist maßgeblich eine Entwicklung des Russen Pawel Durow. Der hatte bereits das soziale Netzwerk "VKontakte" gegründet und seine Anteile Anfang 2014 verkauft, als er unter Druck russischer Behörden geriet. Auch damals ging es um Zugriffe auf Daten der Nutzer.
    Im Fall von "Telegram" hat sich Durow geweigert, das Programm so umzuschreiben, dass der Föderale Sicherheitsdienst FSB Zugriff auf die dort ausgetauschten Nachrichten bekommt. Dieser Inlandsgeheimdienst Russlands argumentiert, die Möglichkeit zur verschlüsselten Kommunikation nutzten auch Terroristen.
    "Telegram" nach wie vor über Umwege nutzbar
    Über VPN-Dienste wird "Telegram" auch in Russland weiter nutzbar sein, allerdings dürften Komfort und Popularität deutlich leiden. Der inzwischen im Exil lebende Entwickler Durow schrieb am Nachmittag im Netzwerk "VKontakte", er halte die Sperrung für verfassungswidrig und werde auch künftig die Rechte von Russinnen und Russen auf Privatsphäre im Netz verteidigen.