Serenata Eroica nennt sich die jüngste CD-Veröffentlichung der Ensembles Rheinische Kantorei, Das Kleine Konzert sowie Solisten unter der Leitung von Hermann Max. Das musiktheatralische Werk auf den Tod August des Starken schrieb Georg Philipp Telemann. * Musikbeispiel: Georg Philipp Telemann: 'Sinfonia’ aus: "Serenata Eroica" Sie hörten das Ensemble Das Kleine Konzert unter der Leitung von Hermann Max mit einem Ausschnitt aus der Sinfonia, der Eingangsmusik für die so genannte Serenata Eroica von Georg Philipp Telemann. Im wahrsten Sinne des Wortes mit Pauken und Trompeten eröffnete der Komponist die Trauermusik, die er dem Unsterblichen Nachruhm Friedrich Augusts, Königes von Pohlen und Churfürsten zu Sachsen widmete und in Form einer Serenata entworfen ... 1733 zu Hamburg musikalisch aufgeführet hatte. Die Serenata entstand aus Anlas des Todes August des Starken. 1997 brachte Hermann Max dieses Werk wieder in Erinnerung. Den Rahmen dafür bildeten die Festlichen Tage Alter Musik Knechtsteden, das kleine aber anspruchsvolle Festival, das der Musiker 1992 ins Leben rief. In Knechtsteden ist auch das von Hermann Max gegründete Vokalensemble Rheinische Kantorei beheimatet, das eng mit dem Barockorchester Das Kleine Konzert zusammenarbeitet. Werke des Barock, der Frühklassik und der Romantik prägen die Konzerte der Musiker und die beachtliche Anzahl der eingespielten CDs. Besondere Sorgfalt gilt dabei immer wieder solchen Werken beziehungsweise Komponisten, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Knechtsteden zählt aus diesem Grund seit langem als Stätte historischer Aufführungspraxis und zahlreicher Konzertmitschnitte durch den Rundfunk. Auch die neue CD basiert auf dem Konzert von 1997, das der WDR aufzeichnete. Es scheint, als seien CD-Projekte wie dieses heute notwendiger denn je, da aufwendige Produktionen oftmals bereits an der Unmöglichkeit ihrer Finanzierung scheitern. Dem neuen Trend folgend, schufen die Plattenfirma Capriccio und der WDR Abhilfe und brachten den Konzertmitschnitt direkt als CD heraus. Neu auf dem Schallplattenmarkt also: ein selten zu hörendes Gelegenheitswerk großen Formats von Georg Philipp Telemann und überdies eine spannende musikalische Momentaufnahme. Hören Sie einen weiteren Ausschnitt. Barbara Schlick stimmt, die allegorische Figur Sachsens darstellend, eine Klage über den Tod August des Starken an: Den Inbegriff von meiner Erden erschüttert dein betrübter Fall. Es begleitet das Ensemble Das Kleine Konzert. Die Leitung hat Hermann Max. * Musikbeispiel: Georg Philipp Telemann: ' Den Inbegriff von meiner Erden’ aus: "Sernata Eroica" Barbara Schlick verkörperte die allegorische Figur Sachsens in der Aria Den Inbegriff von meiner Erden erschüttert dein betrübter Fall. Das war ein Ausschnitt aus der sogenannten Serenata Eroica von Georg Philipp Telemann, in der das personifizierte Sachsen eingangs den Tod August des Starken beklagt. Dieser Sachsen-Allegorie zur Seite gestellt sind des weiteren die Allegorien Weisheit, Zeit, Majestät, Tapferkeit und Großmut, die Chöre ihrerseits stehen stellvertretend für die Stimme des Volkes. Telemann, der wie kaum ein anderer Komponist seiner Zeit unaufhörlich Musik produzierte, schrieb desgleichen eine beachtliche Anzahl von Gelegenheitswerken. Die Anlässe dafür konnten sehr verschieden sein, konnten Geburt genauso wie Tod oder Hochzeit betreffen, Glückwünsche, Danksagungen oder selbst Wahlen beispielsweise. Die Nachfrage und der Wunsch nach barocker Repräsentation durch Musik war groß. Huldigung und Erbauung war Inhalt und Ziel, insbesondere der Serenata. Telemann hatte schon hinlängliche Erfahrung, als er 1733 in Hamburg das Werk zum unsterblichen Nachruhm auf August den Starken komponierte. Bereits 1718 hatte er in einem Brief an den Musiktheoretiker Mattheson mitgeteilt, dass er knapp 20 solcher Stücke geschrieben habe, alle seien teutsch und starck von Stimmen und Instrumenten. Mit solcher Musik richte er sich an ein breites Publikum, bekannte Telemann wenige Zeilen weiter, denn: Wer vielen nützen kann, thut besser, als wer nur für wenige was schreibet; Nun dient, was leicht gesetzt, durchgehend jedermann.
Die Serenata, wie sie zu Telemanns Hamburger Zeit vorherrschte, bot sich für ein Ereignis von solcher politischen Tragweite, wie es der Tod August des Starken darstellte, geradezu an. Serenata bedeutete damals nicht nur Abendmusik im engeren Sinn, der Begriff meinte gleichermaßen eine Musik im Freien einschließlich in der Öffentlichkeit, weshalb sie entsprechend zweckmäßig und wirkungsvoll instrumentiert war. Die reiche Bläserbesetzung verweist darauf. Als Text lag üblicherweise eine Handlung zugrunde, bei der allegorische und gottgleiche Figuren das Wort führten. Die Serenata war, im Verhältnis zur Oper, ein knappes Werk von musiktheatralischen Zuschnitt. Außergewöhnlich wären vor allem Gehalt und Gestalt des Werks, schrieb der Telemann-Forscher Willi Maertens im Booklet. Mag es nun vielleicht eher die Spezialisten interessieren, dass die jeweilig neue Funktion von Musik eine entsprechend neue Formsprache hervorbrachte, unabhängig von Kantate oder Oper beispielsweise, so dürfte es den Musikliebhaber vor allem erfreuen, dieses erbaulich-moralische Werk einmal in einer engagierten Interpretation hören zu können.
Nachdem eingangs die Klage um den Verlust des Herrschers die Handlung bestimmte, wendet sich der zweite Teil der Serenata Eroica von Georg Philipp Telemann - der Dichtung von Joachim Johann Daniel Zimmermann zufolge - den Taten und Tugenden des Staatsmannes zu. Hören Sie nun Klaus Mertens in der Rolle der personifizierten Tapferkeit mit einem Ausschnitt aus der Arie Das Schwirren der blitzenden Säbel. Es musiziert Das Kleine Konzert. Die Leitung hat Hermann Max. * Musikbeispiel: Georg Philipp Telemann: ' Das Schwirren der blitzenden Säbel’ aus: "Serenata Eroica" Die Serenata Eroica von Georg Philipp Telemann: Das war Klaus Mertens in der Rolle der personifizierten Tapferkeit mit einem Ausschnitt aus der Arie Das Schwirren der blitzenden Säbel. Es spielte das Orchester Das Kleine Konzert. Die Leitung hatte Hermann Max. Alle Vorzüge eines Live-Mitschnitts schätzend, aber auch die fast unvermeidlichen Abstriche hinsichtlich der Perfektion einrechnend, veröffentlichten die Schallplattenfirma Capriccio und der WDR diese Aufnahme von 1997 nun als CD. Einbußen hinsichtlich der sonst so gerühmten Intonation und Geschmeidigkeit der Rheinischen Kantorei aber auch manches Solisten sind insbesondere eingangs nicht zu verbergen. Im Verlauf des Werks kehren Chor und Solisten zur gewohnten Souveränität mit teilweise hinreißenden Momenten zurück. Der Konzertmitschnitt als authentisches Ereignis: da bleiben eben anfängliche Indispositionen nicht. Die problematische Akustik der Basilika Knechtsteden trägt sicher das ihrige dazu bei. Ungeachtet solcher Gegebenheiten gelingt es sowohl Hermann Max als auch den Ensemblemusikern und Solisten, muntere und flexible Tempi zu entwickeln. Die Textverständlichkeit ist vorbildlich. Und sicherlich dürfte es eines der größten Verdienste der Musiker sein, verdeutlicht zu haben, dass es einem Gelegenheitswerk vom Zuschnitt der Serenata Eroica von Georg Philipp Telemann durchaus zugute käme, etwas öfter als nur gelegentlich zur Aufführung zu kommen.
Hören Sie nun den abschließenden Chor aus der Serenata Eroica: Dein Nachruhm erschallet. Es singt das Vokalensemble Rheinische Kantorei. Es spielt das Orchester Das Kleine Konzert. Die Leitung hat Hermann Max. * Musikbeispiel: Georg Philipp Telemann: ' Dein Nachruhm erschallet mit jauchzenden Chören’ aus: "Serenata Eroica" Die neue Platte: Wir brachten Ausschnitte aus der Serenata Eroica von Georg Philipp Telemann in einem Konzertmitschnitt des WDR aus dem Jahr 1997. Die Aufnahme erschien kürzlich bei der Plattenfirma Capriccio als CD. Abschließend erklang der Chor Dein Nachruhm erschallet. Es musizierten das Vokalensemble Rheinische Kantorei und das Orchester Das Kleine Konzert. Die Leitung hatte Hermann Max.