Montag, 06. Mai 2024

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Tenor Hanns Stein
Entwurzelt, verwurzelt

Jude, Kommunist und Gesangsprofessor: Drei Mal floh der Tenor Hanns Stein vor den Panzern, 1938 und 1968 aus Prag, 1973 aus Santiago de Chile. Der heute fast 93-jährige hat ein bewegtes Jahrhundert erlebt und kehrte stets zu seiner Arbeit zurück.

Von Bettina Brand | 29.10.2019
    Der Tenor Hanns Stein in seiner Wohnung in Chile
    Der Tenor Hanns Stein in seiner Wohnung in Chile (Bettina Brand)
    Geboren wurde Hanns Stein 1926 als Sohn einer jüdischen Familie in der Nähe von Prag. 1938 erlebte er die deutsche Annektion des Sudetenlands, ein Jahr darauf emigrierte die Familie nach Chile. Stein studierte hier privat Gesang, entdeckte die Lieder Hanns Eislers und tourte alsbald mit Brecht-Vertonungen durch ganz Chile.
    Ein Stipendium führte ihn 1966 zurück nach Prag zurück, wo er am Konservatorium zwei Jahre später sein Gesangsdiplom absolvierte. Zeitnah kamen die russischen Panzer, die den Prager Frühling niederwalzten. Hanns Stein ging wieder nach Südamerika, übernahm eine Gesangsprofessur an der Universidad de Chile.
    Als Mitglied der KP Chiles wurde er nach dem Militärputsch 1973 entlassen und folgte einem Ruf nach Ostberlin an die Musikhochschule "Hanns Eisler". 1980 ging er nach Santiago zurück, 1990 wurde er wieder Professor an der Universidad, später Ehrenmitglied der Chilenischen Akademie der Künste. Bettina Brand hat den Jahrhundertzeugen in Chile besucht.
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