Kooperation spielt eine wichtige Rolle in der Evolution des Lebens. Bei Staaten bildenden Insekten, etwa Ameisen, geht diese Form der Zusammenarbeit sogar so weit, dass sich einzelne Tiere uneigennützig verhalten und keinen eigenen Nachwuchs bekommen, sondern der Königin bei der Aufzucht ihres Nachwuchses helfen. Ähnliches haben Forscher bislang auch von Termiten angenommen. Obwohl bei den niederen Termiten der Art Cryptotermes secundus die Arbeiter im Gegensatz zu Ameisen noch nicht ausgewachsen sind und es ein Königspaar gibt, waren keine großen Unterschiede zu erwarten, sagt Judith Korb. Als die Biologin von der Universität Regensburg sie jedoch in den Mangroven Australiens untersuchte, stellte sie ein völlig anderes Verhalten fest. Altruistisches - also uneigennütziges - Verhalten gab es so gut wie gar nicht.
"Der einzige Altruismus besteht darin, dass man die Königin oder den König nicht umbringt."
Dennoch funktioniert eine solche Kolonie in totem Holz bestens, einem Staatsgebilde von rund 300 Tieren. Um dies genauer zu untersuchen, nahm Judith Korb die Tiere samt Holz mit ins Labor. Dabei sah sie, dass bei den Termiten nicht zwangsläufig vorgegebenen ist, welchen Status ein Tier – Soldat, Arbeiter, König oder Königin – sein Leben lang behält. Bei diesen Tieren gibt es unter Umständen sogar Aufstiegschancen.
"Ja, in der Form gibt es sicher Individualität und da gibt’s auch Konkurrenz. Bei manchen dieser niederen Arten kommt es tatsächlich dazu: Wenn die Königin stirbt, entwickeln sich mehrerer dieser neuen Arbeiter zu diesen Ersatzgeschlechtstieren und dann ist es so, dass die Geschlechtstiere versuchen, sich gegenseitig umzubringen - die Arbeiter machen gar nichts, stehen neben dran – bis halt ein Paar übrig bleibt, ein neues Geschlechtstierpaar."
Dies ist aber nicht die einzige Option, die eine Termite besitzt. Neben Aufstiegschancen besitzen einige der Insekten zudem Ausstiegschancen.
"Also es ist schon eine Kosten-Nutzenabwägung, aber es ist natürlich nicht so, dass die Termiten jetzt da irgendwelche Kalkulationen im Kopf anstellen, sondern es sind einfach Sachen, die evolutioniert sind, die selektiert wurden und es gibt dann einfache Mechanismen, woran die wissen "Wie gut ist meine Chance, dass ich die zum Beispiel Kolonie erbe?" Und einen Mechanismus, den man kennt, viele Mechanismen kennt man da noch nicht, worüber die das abschätzen können ist eben, dass sie die Holzblockgröße messen können, die Menge des verbleibenden Holzes. Und das machen sie, indem sie am Holz fressen. Dadurch werden Vibrationen erzeugt und über diese Vibrationen wissen sie, wie viel Holz ist noch da. Und wenn da offensichtlich ein gewisser Schwellenwert unterschritten wird, dann wandert man ab."
Dabei verlassen einzelne Pärchen die Kolonie. Sie entwickeln sich zu geflügelten Insekten und gründen als König und Königin in einem Stück totem Holz mit etwas Glück eine neue Kolonie. Einen neuen Staat zu gründen, ist jedoch kostenaufwändig und die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es schief geht und die Tiere sterben. Deshalb ist die viel versprechendere Strategie, im elterlichen Bau auf den Tod eines der Elternteile zu warten und den Staat als Thronfolger zu erben. Ein solches Kalkül und ein solch hohes Maß an Individualität waren bei diesen ursprünglichen Insekten bislang nicht bekannt, sagt Judith Korb.
"Das hat mich sehr überrascht. Also wir sind davon ausgegangen, das sind soziale Insekten. Soziale Insekten heißt, die sind ähnlich wie die Ameisen, das heißt, die Arbeiter helfen bei der Jungenaufzucht. Und so haben wir unsere Studien auch angefangen und erst so im Nachhinein haben wir wirklich dann entdeckt, dass die Interaktionen, die es zwischen den Arbeitern gibt, eigentlich zwar zwischen den Arbeitern sind, aber nie zu irgendwelchen Eiern oder irgendwelchen Larvenstadien."
Ob man deswegen diese Holz bewohnenden Termiten als Egoisten bezeichnen kann, führt wahrscheinlich etwas zu weit. Es sieht aber so aus, als wäre bei den Termiten der Übergang von einzelnen hin zu Staaten bildenden Tieren ein völlig anderer gewesen als bei Ameisen. Denn Termitenarbeiter haben das Potential, eine Kolonie zu erben, wohingegen bei einer Arbeiterameise das Schicksal von Anfang an besiegelt ist.
"Der einzige Altruismus besteht darin, dass man die Königin oder den König nicht umbringt."
Dennoch funktioniert eine solche Kolonie in totem Holz bestens, einem Staatsgebilde von rund 300 Tieren. Um dies genauer zu untersuchen, nahm Judith Korb die Tiere samt Holz mit ins Labor. Dabei sah sie, dass bei den Termiten nicht zwangsläufig vorgegebenen ist, welchen Status ein Tier – Soldat, Arbeiter, König oder Königin – sein Leben lang behält. Bei diesen Tieren gibt es unter Umständen sogar Aufstiegschancen.
"Ja, in der Form gibt es sicher Individualität und da gibt’s auch Konkurrenz. Bei manchen dieser niederen Arten kommt es tatsächlich dazu: Wenn die Königin stirbt, entwickeln sich mehrerer dieser neuen Arbeiter zu diesen Ersatzgeschlechtstieren und dann ist es so, dass die Geschlechtstiere versuchen, sich gegenseitig umzubringen - die Arbeiter machen gar nichts, stehen neben dran – bis halt ein Paar übrig bleibt, ein neues Geschlechtstierpaar."
Dies ist aber nicht die einzige Option, die eine Termite besitzt. Neben Aufstiegschancen besitzen einige der Insekten zudem Ausstiegschancen.
"Also es ist schon eine Kosten-Nutzenabwägung, aber es ist natürlich nicht so, dass die Termiten jetzt da irgendwelche Kalkulationen im Kopf anstellen, sondern es sind einfach Sachen, die evolutioniert sind, die selektiert wurden und es gibt dann einfache Mechanismen, woran die wissen "Wie gut ist meine Chance, dass ich die zum Beispiel Kolonie erbe?" Und einen Mechanismus, den man kennt, viele Mechanismen kennt man da noch nicht, worüber die das abschätzen können ist eben, dass sie die Holzblockgröße messen können, die Menge des verbleibenden Holzes. Und das machen sie, indem sie am Holz fressen. Dadurch werden Vibrationen erzeugt und über diese Vibrationen wissen sie, wie viel Holz ist noch da. Und wenn da offensichtlich ein gewisser Schwellenwert unterschritten wird, dann wandert man ab."
Dabei verlassen einzelne Pärchen die Kolonie. Sie entwickeln sich zu geflügelten Insekten und gründen als König und Königin in einem Stück totem Holz mit etwas Glück eine neue Kolonie. Einen neuen Staat zu gründen, ist jedoch kostenaufwändig und die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es schief geht und die Tiere sterben. Deshalb ist die viel versprechendere Strategie, im elterlichen Bau auf den Tod eines der Elternteile zu warten und den Staat als Thronfolger zu erben. Ein solches Kalkül und ein solch hohes Maß an Individualität waren bei diesen ursprünglichen Insekten bislang nicht bekannt, sagt Judith Korb.
"Das hat mich sehr überrascht. Also wir sind davon ausgegangen, das sind soziale Insekten. Soziale Insekten heißt, die sind ähnlich wie die Ameisen, das heißt, die Arbeiter helfen bei der Jungenaufzucht. Und so haben wir unsere Studien auch angefangen und erst so im Nachhinein haben wir wirklich dann entdeckt, dass die Interaktionen, die es zwischen den Arbeitern gibt, eigentlich zwar zwischen den Arbeitern sind, aber nie zu irgendwelchen Eiern oder irgendwelchen Larvenstadien."
Ob man deswegen diese Holz bewohnenden Termiten als Egoisten bezeichnen kann, führt wahrscheinlich etwas zu weit. Es sieht aber so aus, als wäre bei den Termiten der Übergang von einzelnen hin zu Staaten bildenden Tieren ein völlig anderer gewesen als bei Ameisen. Denn Termitenarbeiter haben das Potential, eine Kolonie zu erben, wohingegen bei einer Arbeiterameise das Schicksal von Anfang an besiegelt ist.