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"Terms and Conditions"
Apples Nutzungsbedingungen als Graphic Novel

Geht es nach Robert Sikoryak, haben die AGB mehr Aufmerksamkeit verdient. Gerade hat der amerikanische Zeichner die Apple-Nutzungsbedingungen optisch aufgepeppt als Graphic Novel herausgebracht - in verschiedenen Stilen. Damit erweist der Illustrator auch einer ganzen Reihe von Comic-Größen seine Reverenz.

Von Sonja Beeker | 27.03.2017
    Der US-amerikanische Zeichner und Illustrator Robert Sikoryak in seinem Studio im East Village, Manhattan.
    Der US-amerikanische Zeichner und Illustrator Robert Sikoryak in seinem Studio im East Village, Manhattan. (Deutschlandradio / Sonja Beeker)
    Wo gerade noch Marvel-Held Wolverine mit ausgefahrenen Klingen grimmig dreinschaut, guckt den Leser jetzt ein bebrillter Comicheld mit Dreitagebart an, der Apple-Gründer Steve Jobs wie aus dem Gesicht geschnitten aussieht. Auch er hat Klingen, mit denen er ein altes iPod-Gerät aufspießt.
    "Das ist aus einem X-Men Comic. Ja, Steve guckt ganz schön böse, aber ich wollte dem Original treu bleiben."
    Robert Sikoryak sitzt in seinem kleinen Studio im East Village umgeben von unzähligen Comicheften. Er trägt ein Hemd mit lauter kleinen Äpfeln bedruckt. Das ist Zufall, sagt er. Zu seiner Rechten steht ein klassisches Zeichenbrett mit Papier und echter Tinte. Seine Graphic Novel "Terms und Conditions" ist allerdings an seinem digitalen Grafiktablett entstanden erklärt er.
    "Normalerweise müsstest Du alles mit einem Korrekturstift bearbeiten. Und hier kannst Du einfach "Undo" klicken."
    Keine klassische Handlung, dafür Steve Jobs
    Der 52 Jährige arbeitet als Illustrator für verschiedene Magazine, darunter den New Yorker, Esquire, aber auch die Daily Show. Comics zu zeichnen ist für ihn mehr ein privater Spaß. Sikoryak gefiel die Idee, diesen juristischen, und damit nahezu absurd wirkenden Text als Grundlage für ein Comicbuch zu nehmen. Da es keine Handlung im klassischen Sinne gibt, hält einzig Steve Jobs in 100 verschiedenen Cartoonvarianten das Ganze zusammen.
    "Jede Seite hat ihren eigenen Comichelden, aber er trägt immer einen Rollkragenpulli, Brille und Jeans. So hab selbst ich das Gefühl, dass es sich um ein und dieselbe Figur handelt, obwohl das nicht stimmt."
    Mal verschlägt es den Helden nach Springfield, wo er im Homer Simpson Stil die Geschäftsbedingungen verkündet, ein paar Seiten weiter sieht Steve Jobs aus wie Hulk und wird schließlich blau, wenn er als Schlumpf in irgendwelche Abenteuer verstrickt wird.
    "Hier hab ich eine romantische Zeichnung. Eine Liebesszene. Die Comicheldin befreit sich aus der Umarmung von Steve Jobs. Und er antwortet: "Apple behält sich das Recht vor, diese Vereinbarung jederzeit zu widerrufen." Du denkst, er redet über ihre Beziehung, aber nein, es sind die Geschäftsbedingungen."
    "Kostümhafter Look"
    Robert Sikoryak war es wichtig, dass auch jüngere Cartoons in seinem Buch vorkommen und nicht nur die Klassiker, mit denen er selbst aufgewachsen ist. So hat es auch ein "Mein kleines Pony"- Steve Jobs ins Buch geschafft.
    "Steve Jobs hat sich Comic Held visuell einfach so angeboten, weil er mit seinem Look so etwas Kostümhaftes an sich hat."
    Auf allen Seiten sind Apple-Anspielungen zu finden, mal trägt der Mond eine Apfelbissspur, mal nimmt Kater Garfield kurzerhand die Form eines Computers an. Die zu finden hat etwas von einem Wimmelbildspiel und macht einen Großteil des Reizes an Sikoryaks Buch aus.
    "Garfields niedliches Gesicht erinnerte mich an meinen eigenen ersten Imac von 1999, der hatte auch etwas Niedliches."
    Humorvoller Hinweis auf die AGBs
    Robert Sikoryak versteht sein Buch nicht als Kritik an Apple, das Buch ist ja schließlich an einem iMac entstanden, sagt er. Es soll eher ein humorvoller Hinweis auf den grundsätzlichen Wahnwitz von Allgemeinen Geschäftsbedingen sein, die kein Mensch liest, wenn sie nicht gerade mit 100 verschiedenen Comictypen bebildert sind und selbst dann ist man als Leser geneigt, die Sprechblasen zu überspringen und sich vielmehr über Steve Jobs Reise durch die Comicgeschichte zu amüsieren. Von Apple selbst gab es übrigens bislang keine Reaktion auf Sikoryaks frisch erschienenes Buch. Allerdings hat das Unternehmen seither den Textumfang der Allgemeinen Geschäftsbedienungen deutlich reduziert. Von 20.000 auf 7000 Wörter.