Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Terror im Irak
US-Journalist offenbar von IS-Miliz enthauptet

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat nach eigenen Angaben einen US-Journalisten getötet. In einem Internetvideo ist angeblich die Hinrichtung von James Foley zu sehen. Die Extremisten drohen jetzt, einen zweiten entführten US-Reporter zu töten. Die irakische Regierung bittet die Welt um Hilfe.

20.08.2014
    US-Journalist James Foley berichtete oft aus Krisengebieten, wie hier in Libyen - jetzt ist er im Irak offenbar von islamischen Terroristen getötet worden.
    US-Journalist James Foley berichtete oft aus Krisengebieten, wie hier in Libyen - jetzt ist er im Irak offenbar von islamischen Terroristen getötet worden. (AFP / Aris Messinis)
    Bei der angeblichen Enthauptung Foleys ist ein maskierter Mann zu sehen, der Englisch mit britischem Akzent spricht. Die Regierung in London prüft, ob der Mann britischer Staatsbürger ist. Das knapp fünfminütige Video trägt den Titel "Botschaft an Amerika". Nach Darstellung der islamischen Extremisten wurde Foley hingerichtet, nachdem US-Präsident Barack Obama Luftangriffe gegen ihre Stellungen im Irak angeordnet hatte. Vor zwei Tagen hatten kurdische Peschmerga-Kämpfer mit der Unterstützung von US-Kampfjets und unbemannten Drohnen offenbar Teile des Mossul-Staudamms zurückerobert; die Extremistien hatten mit ihm auch weite Teile der Trinkwasser- und Stromversorgung des Landes kontrolliert.
    Ob das Video in Syrien oder im Irak aufgenommen wurde, ist nicht zu erkennen. Foley war nach Angaben von Augenzeugen im November 2012 in der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens von Bewaffneten gefangen genommen worden. Seitdem fehlt von ihm jede Spur. Der 40-Jährige war im Auftrag der Nachrichtenagentur AFP und der Bostoner Medienfirma GlobalPost unterwegs, als sein Auto laut AFP von vier Extremisten gestoppt wurde.
    US-Regierung schockiert
    US-Präsident Obama hat sich entsetzt über das Video gezeigt, auf dem die Enthauptung des amerikanischen Journalisten James Foley zu sehen ist. Die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) hatte die Aufnahme verbreitet und reagierte damit nach eigener Darstellung auf die US-Luftangriffe im Irak. Obama verurteilte die Tat auf das Schärfste. Er unterstrich, der IS habe keinen Platz im 21. Jahrhundert und werde untergehen. Er kündigte an, den Kampf gegen die Dschihadisten fortzusetzen.
    Die US-Geheimdienste halten das Video für authentisch. Obwohl es noch keine offizielle Bestätigung gibt, rechnet die Familie offenbar damit, dass Foley tot ist. Seine Mutter schrieb auf Facebook: "Wir waren nie stolzer auf unseren Sohn Jim, er gab sein Leben, als er versuchte, der Welt das Leiden der syrischen Bevölkerung zu zeigen." Sie rief die Entführer auf, weitere Geiseln zu verschonen. "Sie haben keine Kontrolle über die US-Politik im Irak, in Syrien oder anderswo auf der Welt."
    In Syrien sind in der Vergangenheit immer wieder Journalisten verschleppt worden. Nach Schätzungen internationaler Medienunternehmen befanden sich im Dezember 2013 mehr als 30 Journalisten in Syrien in der Gewalt von Entführern. Einige Journalisten wurden freigelassen, zuletzt kamen am Samstag vier französische Reporter nach zehn Monaten aus ihrer Geiselhaft frei.
    Bagdad fordert internationalen Einsatz
    Nach der Veröffentlichung des Videos hat die irakische Regierung die internationale Gemeinschaft zum Eingreifen gegen die IS-Gruppe aufgerufen. Die Dschihadisten seien nicht nur eine Bedrohung für einige Bevölkerungsgruppen im Irak, sondern für die ganze Welt, sagte Außenminister Hoschijar Sebari der Nachrichtenagentur Reuters. Sein Land sei auf die Unterstützung anderer Länder angewiesen, um die Islamisten zurückzudrängen.
    Der irakische Außenminister Hoschjar Sebari
    Der irakische Außenminister Hoschjar Sebari (AP)
    Sebari bestätigte außerdem, dass sich die kurdischen Minister wieder der Zentralregierung in Bagdad angeschlossen hätten. Er sei in die Hauptstadt zurückgekehrt, um wieder sein Amt als Außenminister auszuüben, erklärte der Kurde. Aus Protest gegen den bisherigen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki hatten Sebari und seine kurdischen Kollegen vor einigen Wochen das Kabinett verlassen. Der Schiit Maliki hatte die Kurden mit der Behauptung empört, sie würden den IS-Kämpfern im Norden des Landes Schutz gewähren. Mittlerweile hat Maliki auch auf internationalen Druck hin seinen Rückzug angekündigt.
    (sdö/swe)