Denn wer solche Sätze sagt, zeigt, dass da irgendetwas ist, das sehr wohl Unruhe und Panik auslösen könnte. Er nimmt bloß dieses Etwas, das noch nicht geschehen ist, vorweg, und das wiederum bedeutet, dass er mehr weiß als diejenigen, an die der Zuruf "Keine Panik!" gerichtet ist.
Dieses vermutete Mehrwissen, dieser verborgene Informationsvorsprung kann einen rasend machen. Denn nichts wirkt gefährlicher als eine unsichtbare Gefahr. Wir tun uns schon schwer genug mit den klar erkenn- und kalkulierbaren Risiken des Alltagslebens, mit gänzlich unklaren Bedrohungen können wir nicht umgehen. Und doch müssen wir uns darin immer mehr trainieren. Die Gegenwart wird immer mehr zur Nervensache.
Schon die Finanzkrise läuft nach diesem Muster ab: Sie wird schlimmer, je mehr wir uns vor ihr fürchten. Deswegen werden wir beschworen, cool zu bleiben. Und gerade das macht uns nervös und misstrauisch. Der Wert allen Geldes, haben wir gelernt, beruht auf Vertrauen. Das Simulacrum wird zur Realität. So ist es oft in der psychischen Sphäre: Das, was ist, ist das, wie es empfunden wird.
So gibt es einen perversen dialektischen Zusammenhang zwischen Beruhigung und Aufregung der Bevölkerung; die Regierung tut das eine und bewirkt das andere; Sicherheitsmaßnahmen schüren Ängste und die führen zu verstärkten Sicherheitsmaßnahmen. In diesem Wirkungsnetz kann alles zu allem führen: zu einer Krisensolidarität der Menschen, aber auch zu Misstrauen, Hass und sozialen Verwerfungen; zu einer Art Volksbravheit gegenüber der Polizei, aber auch zu Ärger über Regierung und Behörden, die verdächtigt werden, solche Terrorwarnungen als politische Instrumente einzusetzen, um alle möglichen Überwachungs- und Vorratsdatenspeicherungsprogramme akzeptabel zu machen.
Oder ist es vielleicht überhaupt ein Riesenfehler der Regierung, diese Terrorwarnung veröffentlicht zu haben, weil sie genau damit den Terroristen, die uns den Nervenkrieg erklärt haben, in die Hände spielt? Deren Primärziel, unser Lebensgefühl zu beeinträchtigen, ist ja bereits erreicht: Überlegen wir nicht schon insgeheim, wo wir uns im Falle einer großen Katastrophe unterstellen und ob Fliegen oder Bahnfahren jetzt wirklich nötig sind? Und wirkt die diffuse Furcht nicht bereits tief ins Sozialgefüge hinein, indem wir alle Menschen, denen wir irgendwie nahekommen, anders anschauen – als würde der Lift, indem wir gemeinsam fahren, gleich stecken bleiben?
Es sind die Formen von erzwungener Intimität, entstanden aus gemeinsamen Notsituationen, die dem Zivilisationsmenschen das größte Unbehagen bereiten. Und wahrhaftig: Der ganze Terror ist ein Anschlag auf unsere Intimität – von der Unterhosenkontrolle am Flughafen bis zur familiären Weihnachtsplanung. Deshalb empfinden wir das Ganze als so demütigend. Und noch erniedrigender fast, wenn nichts passiert und wir uns ganz umsonst zu Espenlaub gemacht haben.
Dieses vermutete Mehrwissen, dieser verborgene Informationsvorsprung kann einen rasend machen. Denn nichts wirkt gefährlicher als eine unsichtbare Gefahr. Wir tun uns schon schwer genug mit den klar erkenn- und kalkulierbaren Risiken des Alltagslebens, mit gänzlich unklaren Bedrohungen können wir nicht umgehen. Und doch müssen wir uns darin immer mehr trainieren. Die Gegenwart wird immer mehr zur Nervensache.
Schon die Finanzkrise läuft nach diesem Muster ab: Sie wird schlimmer, je mehr wir uns vor ihr fürchten. Deswegen werden wir beschworen, cool zu bleiben. Und gerade das macht uns nervös und misstrauisch. Der Wert allen Geldes, haben wir gelernt, beruht auf Vertrauen. Das Simulacrum wird zur Realität. So ist es oft in der psychischen Sphäre: Das, was ist, ist das, wie es empfunden wird.
So gibt es einen perversen dialektischen Zusammenhang zwischen Beruhigung und Aufregung der Bevölkerung; die Regierung tut das eine und bewirkt das andere; Sicherheitsmaßnahmen schüren Ängste und die führen zu verstärkten Sicherheitsmaßnahmen. In diesem Wirkungsnetz kann alles zu allem führen: zu einer Krisensolidarität der Menschen, aber auch zu Misstrauen, Hass und sozialen Verwerfungen; zu einer Art Volksbravheit gegenüber der Polizei, aber auch zu Ärger über Regierung und Behörden, die verdächtigt werden, solche Terrorwarnungen als politische Instrumente einzusetzen, um alle möglichen Überwachungs- und Vorratsdatenspeicherungsprogramme akzeptabel zu machen.
Oder ist es vielleicht überhaupt ein Riesenfehler der Regierung, diese Terrorwarnung veröffentlicht zu haben, weil sie genau damit den Terroristen, die uns den Nervenkrieg erklärt haben, in die Hände spielt? Deren Primärziel, unser Lebensgefühl zu beeinträchtigen, ist ja bereits erreicht: Überlegen wir nicht schon insgeheim, wo wir uns im Falle einer großen Katastrophe unterstellen und ob Fliegen oder Bahnfahren jetzt wirklich nötig sind? Und wirkt die diffuse Furcht nicht bereits tief ins Sozialgefüge hinein, indem wir alle Menschen, denen wir irgendwie nahekommen, anders anschauen – als würde der Lift, indem wir gemeinsam fahren, gleich stecken bleiben?
Es sind die Formen von erzwungener Intimität, entstanden aus gemeinsamen Notsituationen, die dem Zivilisationsmenschen das größte Unbehagen bereiten. Und wahrhaftig: Der ganze Terror ist ein Anschlag auf unsere Intimität – von der Unterhosenkontrolle am Flughafen bis zur familiären Weihnachtsplanung. Deshalb empfinden wir das Ganze als so demütigend. Und noch erniedrigender fast, wenn nichts passiert und wir uns ganz umsonst zu Espenlaub gemacht haben.