Christian Nedeß, Präsident der Technischen Universität Hamburg-Harburg, konnte es wenige Tage nach dem 11. September 2001 kaum fassen: Die beiden mutmaßlichen Attentäter Mohammed Atta und Marwan Alshehhi hatten in Harburg studiert und auch in der Nähe der TU gewohnt.
Ein dritter so genannter Todespilot war als Student an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) eingeschrieben - ausgerechnet im Fach Flugzeugbau.
Einige Wochen später wurde dann ein Student der TU verhaftet: Mounir el-Motassadeq war ein Freund von Atta und Co. und soll den Attentätern geholfen haben. Zum ersten Jahrestag der Anschläge erinnerte sich Peter Stählin vom ASTA der Harburger Uni:
Ich habe ihn nur kennengelernt als sehr sympathischen, netten Studenten, auch nach den Attentaten von New York noch. Gut - Atta soll auch sehr nett gewesen sein. Was macht man da? Was macht man als Student, als ASTA, als Präsidium? Wie gehen wir mit diesen Studenten um, wo wir was vermuten? Was machen wir dann mit denen?
Atta und seine Freude hatten sich als Islam AG unter dem Dach des ASTA getroffen und auch einen Gebetsraum an der Hochschule erhalten. Einen solchen Gebetsraum gibt es nun seit drei Jahren nicht mehr.
Die Attentate des 11. September spielten im Alltag der Hochschule heute keine Rolle mehr, betont TU-Pressesprecher Rüdiger Bendlin. Damit das so bleibt, gibt die Uni-Leitung keine Interviews mehr dazu, Ton- und Bildaufnahmen auf dem Campus werden nicht erlaubt.
Zum ersten Jahrestag war das noch anders. Aufgrund der starken Nachfrage hatte die TU vor zwei Jahren extra einen Pressetermin organisiert. Da sprach auch Stadtplanungsprofessor Dittmar Machule über seine ganz persönlichen Konsequenzen. Atta hatte bei ihm seine Diplomarbeit geschrieben.
Ich selber bin - darüber denkt man ja nach, man wird gefragt - wenn ich ehrlich bin, eher bereit zu hinterfragen, wenn mir irgendwas auffällt, weil ich erlebt habe, dass hinter einem Menschen eine völlig andere Welt stecken kann. Das kennt jeder in seinem Alltag. Ich habe bisher mehr Zurückhaltung gehabt. Ich bin jetzt eher bereit zu fragen: 'Sag mal, was ist denn? Was steckt dahinter? Wie meinst du das? Warum tust du das?' oder so.
Typisch für die aufgeregte Stimmung und die Verunsicherung in den Monaten nach dem 11. September 2001 war eine Polizeiaktion gegen einen wissenschaftlichen Mitarbeiter der Hochschule für angewandte Wissenschaften. Der Deutsche sudanesischer Herkunft war Anfang 2002 im Neujahrsurlaub gewesen als ein Ermittlungskommando seine Wohnung auf den Kopf stellte. Mehrere Hamburger Tageszeitungen hatten ihn schnell in großen Buchstaben als Terroristen entlarvt. Der Verdacht stellte sich als falsch heraus.
Allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz lässt der 11.9. TU und HAW bis heute nicht los, dafür sorgen schon die noch laufenden Gerichtsverfahren gegen die beiden Marokkaner Mounir el-Motassadeq und Abdelghani Mzoudi. Der HAW-Student Mzoudi war im Herbst 2002 ebenfalls wegen Beihilfe zu den Attentaten verhaftet worden.
Motassadeq steht inzwischen schon zum zweiten Mal vor Gericht, weil der Bundesgerichtshof einen ersten Schuldspruch gegen ihn aufgehoben und das Verfahren nach Hamburg zurückverwiesen hat. Mzoudi wurde gleich in der ersten Instanz aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Ein Revisionsverfahren läuft noch.
Beide sind jetzt auf freiem Fuß und möchten ihre Studien fortsetzen - sehr zum Ärger der beiden Hochschulen. Sie lehnen eine erneute Immatrikulation der Marokkaner ab. Beide hätten durch ihre Aufenthalte in militärischen Ausbildungscamps in Afghanistan dem Ansehen der Unis geschadet, begründen TU und HAW ihre Haltung.
Mzoudi hat vor Gericht seine Zulassung zum Studium durchgesetzt. Nun aber hat die Hamburger Ausländerbehörde ihm den Gang zur Hochschule verboten. Sollte Mzoudi doch zu Semesterbeginn in knapp zwei Wochen sein Studium wieder aufnehmen, droht ihm ein Bußgeldbescheid. Sein Anwalt legt dagegen nun Widerspruch ein. Eine Interview-Anfrage zu diesem Hickhack ließ die Leitung der HAW letztlich unbeantwortet. Björn Karisch vom ASTA der HAW äußert sich dafür umso deutlicher. Es sei nicht Aufgabe der Hochschule, gegen einen Freigesprochenen eine Ersatzstrafe auszusprechen.
Die Begründung war sehr hanebüchen. Es wird gemunkelt, dass von Seiten der Politik erheblicher Druck ausgeübt wurde. Jetzt, wo es die Hochschule - in Anführungsstrichen - 'nicht geschafft' hat, versucht es eben die Ausländerbehörde. Ich würde sagen: Warten wir ab, was die Gerichte sagen. Wenn sie ihn verurteilen, hat sich das Ganze geklärt, wenn er freigesprochen wird auch. Und momentan ist er vom Gericht ja freigesprochen.
Mounir el-Motassadeq muss noch ein Praktikum machen, bevor er auch nur theoretisch die Möglichkeit hätte, sein elektrotechnisches Studium an der TU Harburg zu beenden. Dazu erklärt TU-Sprecher Bendlin:
Wir haben ihn wegen seines Verhaltens exmatrikuliert. Das Hochschulgesetz erlaubt das. Eine Wiederzulassung kommt nicht in Frage.
Ein dritter so genannter Todespilot war als Student an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) eingeschrieben - ausgerechnet im Fach Flugzeugbau.
Einige Wochen später wurde dann ein Student der TU verhaftet: Mounir el-Motassadeq war ein Freund von Atta und Co. und soll den Attentätern geholfen haben. Zum ersten Jahrestag der Anschläge erinnerte sich Peter Stählin vom ASTA der Harburger Uni:
Ich habe ihn nur kennengelernt als sehr sympathischen, netten Studenten, auch nach den Attentaten von New York noch. Gut - Atta soll auch sehr nett gewesen sein. Was macht man da? Was macht man als Student, als ASTA, als Präsidium? Wie gehen wir mit diesen Studenten um, wo wir was vermuten? Was machen wir dann mit denen?
Atta und seine Freude hatten sich als Islam AG unter dem Dach des ASTA getroffen und auch einen Gebetsraum an der Hochschule erhalten. Einen solchen Gebetsraum gibt es nun seit drei Jahren nicht mehr.
Die Attentate des 11. September spielten im Alltag der Hochschule heute keine Rolle mehr, betont TU-Pressesprecher Rüdiger Bendlin. Damit das so bleibt, gibt die Uni-Leitung keine Interviews mehr dazu, Ton- und Bildaufnahmen auf dem Campus werden nicht erlaubt.
Zum ersten Jahrestag war das noch anders. Aufgrund der starken Nachfrage hatte die TU vor zwei Jahren extra einen Pressetermin organisiert. Da sprach auch Stadtplanungsprofessor Dittmar Machule über seine ganz persönlichen Konsequenzen. Atta hatte bei ihm seine Diplomarbeit geschrieben.
Ich selber bin - darüber denkt man ja nach, man wird gefragt - wenn ich ehrlich bin, eher bereit zu hinterfragen, wenn mir irgendwas auffällt, weil ich erlebt habe, dass hinter einem Menschen eine völlig andere Welt stecken kann. Das kennt jeder in seinem Alltag. Ich habe bisher mehr Zurückhaltung gehabt. Ich bin jetzt eher bereit zu fragen: 'Sag mal, was ist denn? Was steckt dahinter? Wie meinst du das? Warum tust du das?' oder so.
Typisch für die aufgeregte Stimmung und die Verunsicherung in den Monaten nach dem 11. September 2001 war eine Polizeiaktion gegen einen wissenschaftlichen Mitarbeiter der Hochschule für angewandte Wissenschaften. Der Deutsche sudanesischer Herkunft war Anfang 2002 im Neujahrsurlaub gewesen als ein Ermittlungskommando seine Wohnung auf den Kopf stellte. Mehrere Hamburger Tageszeitungen hatten ihn schnell in großen Buchstaben als Terroristen entlarvt. Der Verdacht stellte sich als falsch heraus.
Allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz lässt der 11.9. TU und HAW bis heute nicht los, dafür sorgen schon die noch laufenden Gerichtsverfahren gegen die beiden Marokkaner Mounir el-Motassadeq und Abdelghani Mzoudi. Der HAW-Student Mzoudi war im Herbst 2002 ebenfalls wegen Beihilfe zu den Attentaten verhaftet worden.
Motassadeq steht inzwischen schon zum zweiten Mal vor Gericht, weil der Bundesgerichtshof einen ersten Schuldspruch gegen ihn aufgehoben und das Verfahren nach Hamburg zurückverwiesen hat. Mzoudi wurde gleich in der ersten Instanz aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Ein Revisionsverfahren läuft noch.
Beide sind jetzt auf freiem Fuß und möchten ihre Studien fortsetzen - sehr zum Ärger der beiden Hochschulen. Sie lehnen eine erneute Immatrikulation der Marokkaner ab. Beide hätten durch ihre Aufenthalte in militärischen Ausbildungscamps in Afghanistan dem Ansehen der Unis geschadet, begründen TU und HAW ihre Haltung.
Mzoudi hat vor Gericht seine Zulassung zum Studium durchgesetzt. Nun aber hat die Hamburger Ausländerbehörde ihm den Gang zur Hochschule verboten. Sollte Mzoudi doch zu Semesterbeginn in knapp zwei Wochen sein Studium wieder aufnehmen, droht ihm ein Bußgeldbescheid. Sein Anwalt legt dagegen nun Widerspruch ein. Eine Interview-Anfrage zu diesem Hickhack ließ die Leitung der HAW letztlich unbeantwortet. Björn Karisch vom ASTA der HAW äußert sich dafür umso deutlicher. Es sei nicht Aufgabe der Hochschule, gegen einen Freigesprochenen eine Ersatzstrafe auszusprechen.
Die Begründung war sehr hanebüchen. Es wird gemunkelt, dass von Seiten der Politik erheblicher Druck ausgeübt wurde. Jetzt, wo es die Hochschule - in Anführungsstrichen - 'nicht geschafft' hat, versucht es eben die Ausländerbehörde. Ich würde sagen: Warten wir ab, was die Gerichte sagen. Wenn sie ihn verurteilen, hat sich das Ganze geklärt, wenn er freigesprochen wird auch. Und momentan ist er vom Gericht ja freigesprochen.
Mounir el-Motassadeq muss noch ein Praktikum machen, bevor er auch nur theoretisch die Möglichkeit hätte, sein elektrotechnisches Studium an der TU Harburg zu beenden. Dazu erklärt TU-Sprecher Bendlin:
Wir haben ihn wegen seines Verhaltens exmatrikuliert. Das Hochschulgesetz erlaubt das. Eine Wiederzulassung kommt nicht in Frage.