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Testanlage in Betrieb

Kernphysik. - Am Forschungszentrum Karlsruhe haben Wissenschaftler des Instituts für Technische Physik (ITP) eine weitere Testanlage für das Kernfusionsexperiment ITER errichtet. Es ist der Prototyp einer Magnetspule, die mit ihrem Feld im geplanten Versuchsreaktor das heiße Plasma einschließen soll. Erste Testläufe zeigen, daß die Spule tatsächlich wie erwartet funktioniert.

    "Diese Spule hat eine Nennstromstärke von 80.000 Ampere erreicht, und zwar supraleitend und daher verlustfrei", erklärt ITP-Leiter Professor Peter Komarek. Nur wenn die Magnetspulen des Fusionsexperiments supraleitend funktionieren, hat das revolutionäre Reaktorkonzept eine Chance auch Energie zu produzieren. Die in der Karlsruher Testanlage TOSKA aufgebaute 60 Tonnen schwere Spule muß mit flüssigem Helium auf Temperaturen knapp über dem absoluten Nullpunkt heruntergekühlt werden. "Und das ist jetzt erstmals bei uns eingebaut und getestet worden", erklärt Komarek. Allerdings wird die Testreihe noch lange andauern. Denn im Dauerbetrieb wollen die Forscher kleinere Abweichungen von der erwarteten Norm erkennen. Komarek: "Man sieht natürlich erst dann manche Dinge, etwa könnte es bei der Durchströmung des Heliums an manchen Stellen unter Umständen kurzzeitig zu thermischen Oszillationen kommt." Und die könnten dazu führen, daß die Supraleitung an dieser Stelle zusammenbricht.

    Das Kühlsystem ist eine Schlüsselkomponente des internationalen Experimentalreaktors, der frühestens in einem Jahrzehnt seinen Betrieb aufnehmen soll. Die Karlsruher Testanlage ist Teil des europäischen ITER-Beitrags. Außerdem sind Japan, Rußland und Kanada Partner des Vorhabens. Nach den Planungsstudien sind jetzt die beteiligten Staaten am Zug. Sie müssen entscheiden, ob sie die Milliardeninvestitionen für den Testreaktor tragen wollen und darüber hinaus einen Standort auswählen. Als Kandidaten kommen das kanadische Clarington und Cadarache in Südfrankreich in Frage.

    [Quelle: Klaus Herbst]