Archiv


Teurer, aber von schlechter Qualität

Die Krise hat auch vor dem Tschechien nicht haltgemacht. Das Land braucht Geld. Mit Jahresbeginn wurde der Mehrwertsteuersatz angehoben, von zehn auf 14 Prozent. Das betrifft zum Beispiel die Kosten fürs Wohnen, für den öffentlichen Nahverkehr und auch für - minderwertige - Lebensmittel.

Von Stefan Heinlein |
    Ein Supermarkt in Prag. Katerina ist sauer. Der Wochenendeinkauf für ihre kleine Familie macht ihr nur wenig Freude.

    "Ich bin sehr unzufrieden mit den Lebensmitteln hier. Die Produkte sind qualitativ deutlich schlechter als in anderen Ländern, obwohl die Preise manchmal sogar höher sind.""
    Schlechte Qualität zu hohen Preisen. Viele mangelhafte Ostprodukte halten sich hartnäckig in den Regalen. Vaclav Benes durchforscht für die Zeitschrift D-Test regelmäßig das Sortiment heimischer Supermarktketten. Ketchup mit nur elf Prozent Tomaten – nur gut 30 Prozent Früchte in der Erdbeermarmelade – Wurst mit mehr Fett als Fleisch - Vaclav Benes kennt viele Beispiele für den Nepp in den Regalen:

    ""Wir haben zum Beispiel Fischstäbchen getestet. In Deutschland gibt es eine Vorschrift, die einen Fischanteil von mindestens 65 Prozent vorschreibt. Die tschechischen Fischstäbchen haben aber meist nur 20 Prozent."

    Viele Tschechen sparen jedoch gerne beim Lebensmitteleinkauf. Für sie ist der Preis noch immer wichtiger als die Qualität. Auch viele internationale Supermarktketten verkaufen deshalb in Tschechien minderwertigere Produkte als im Ausland.

    "Der Preisdruck in Tschechien ist ziemlich hoch. Die Verbraucher sind aber sehr tolerant gegenüber einer niedrigeren Qualität. Tschechische Kunden kaufen Produkte, die ein deutscher Verbraucher nicht kaufen würde."

    Doch trotz der oft miesen Qualität sind die Preise auch in Tschechien in den letzten Jahren deutlich geklettert. Spätestens seit der vierprozentigen Erhöhung der Mehrwertsteuer zum Jahresanfang ist die Geduld der Verbraucher jedoch am Ende. An den Wochenenden stürmen sie regelmäßig die Discounter in Sachsen und Bayern. Auch Alenka geht gerne in Deutschland auf Einkaufstour:

    "Die Sachen bei uns sind teurer und schmecken oft trotzdem nicht, vor allem wenn man sie mit den Produkten in anderen Ländern vergleicht. Vor allem die Billigprodukte sind tausendmal schlechter."

    Die Vorhersagen sind deshalb eindeutig. Das sich ändernde Verbraucherverhalten zwingt langfristig die tschechischen Supermarktketten zum Umdenken, meint der Journalist Vaclav Benes:

    "Es ändert sich langsam, und auch die Tschechen achten immer mehr auf Qualität. Die Händler sind überall gleich. Sie verkaufen den Kunden die Sachen, die sie wünschen."

    Noch jedoch gibt es genügend Kunden, die gerne ihre gewohnten Billigprodukte aus sozialistischen Zeiten genießen. Die Qualität in tschechischen Supermarktregalen wird sich deshalb nur langsam verbessern.

    "Ich esse seit 60 Jahren tschechisches Essen. Das ist vielleicht nicht besonders gesund – aber mir schmeckt es immer noch am besten."