Wir Latinos haben uns bisher zu wenig bemerkbar gemacht. Jetzt können wir das ändern. Eddie Lucio macht den Anheizer an der Panamerikanischen Universität von Texas in Edinburg.
Texas ist wichtig, Texas spielt eine Rolle! Das ist den Menschen hier ganz offensichtlich klar: Mehr als 3000 Neugierige warten seit den frühen Morgenstunden auf Barack Obama. Schüler einer 8. Klasse begrüssen die Besucher kreischend und jubelnd: Süd-Texas ist im Wahlkampffieber:
2 Tage zuvor haben die Schüler Hillary Clinton gesehen, heute kommt der Herausforderer. Und Lehrerin Jennifer Quarry will, dass die Jugendlichen das mit erleben:
"Die Schüler können später sagen, dass sie in Süd-Texas zwei historische Figuren in diesem Vorwahlkampf gesehen haben. Hier kommt doch normalerweise kein Kandidat hin. Insofern ist das eine aufregende Gelegenheit."
Barack Obama ist ein absoluter Neuling in diesem Teil des Landes. Aber die Medien haben die Botschaft seines komentenhaften Aufstiegs im Vorwahlkampf natürlich längst auch hierher gebracht. Victor Gomez steht in der Menge, die Obama sehen will. Wochenlang haben Fernsehen und Zeitungen verkündet: Latinos wählen keinen Schwarzen, weil Latinos und Afro-Amerikaner um Arbeitsplätze konkurrieren. Victors Kommentar:
"Man bekam das Gefühl, dass die Medien uns quasi als Rassisten betrachten. Das ist völlig daneben. Schauen Sie sich den Andrang hier an. Ricky Martin würde nicht mal so viele Leute anziehen."
Ricky Martin, der Latino-Popstar, hätte vor allem kein so gemischtes Publikum: Menschen zwischen 15 und 65 wollen Politstar Obama sehen. Und nicht nur aus Neugier. Die 48jährige Norma Flores fände es prinzipiell gut wenn endlich mal eine Frau Präsidentin wäre. Aber sie misstraut der ehemaligen First Lady Hillary Clinton:
"Sie würde das tun, was ihr Mann ihr sagt. Darum geht´s. Ich würde für eine Frau stimmen, wenn sie - so wie ich - das tut was sie will. Klar, sie wollen Hillary ins Weiße Haus kriegen. Aber Bill wäre der Macher."
Norma Flores hat sich entschieden: Ihr geht es nicht um größere politische Erfahrung, nicht um Emanzipationsfortschritte. Barack Obama ist Einwanderer-Kind - wie Norma auch. Er hat sich hochboxen müssen - wie sie selbst:
"Es ist Zeit für einen Wechsel. Dafür, dass nicht immer nur Weiße den Präsidenten stellen. Sondern eben auch mal Latinos oder die Schwarzen. Das will ich sagen. Und ich glaube er wird einen hervorragenden Job machen."
Dabei gilt der Süden von Texas eigentlich als Clinton-Gebiet. Anfang der 70er Jahre half Hillary hier als Studentin im Wahlkampf. Anfang der 90er Jahre waren Hillary und Bill Clinton am Rio Grande unterwegs, als es um seine Präsidentschaft ging. Die Latinos im Rio Grande-Tal kennen die Clintons also. Aber es scheint sich zu wiederholen, was in anderen Bundesstaaten schon zu sehen war: Barack Obama holt überraschend schnell auf. Innerhalb weniger Wochen rekrutiert sein Wahlkampf-Team mehr 125.000 freiwillige Helfer.
In den Radios laufen spanischsprachige Werbespots: Obama als Familienvater. Obama als Wohltäter einer neuen Generation, Obama als Schutzpatron derjenigen, die in der Wirtschaftskrise straucheln. Die Anziehungskraft der jungen Senators wirkt offenbar in Rekordzeit - jetzt liegen beide schon Kopf-an-Kopf in den Umfragen. Und ausgerechnet Bill Clinton ist es, der die Vorwahlen in Texas und Ohio zum alles entscheidenden Duell erklärt. Der Ex-Präsident reist durch Texas und wirbt um jede einzelne Stimme für seine Frau:
"Wenn sie in Texas und Ohio gewinnt, wird sie die Präsidentschaftskandidatin sein. Wenn ihr nicht für sie stimmt, nicht. Es hängt alles von euch ab."
Das ist ein bitteres Eingeständnis für die einst haushohe Favoritin. Aber Hillary Clinton kämpft, sie greift Obama direkt an. In Brownsville, direkt an der mexikanischen Grenze wirft sie sich energisch in die Schlacht um Wählerstimmen:
"Ich habe einen Plan für eine allgemeine Krankenversicherung. Senator Obama hat das nicht, er würde 15 Millionen Menschen unversichert lassen."
Die Hillary Clinton-Fans quittieren diesen Angriff entsprechend. Aber selbst hier bekommt Clinton zu spüren, wie verbreitet mittlerweile der Obama-Slogan "Yes, we can...” - Ja, wir schaffen es...” ist. Während sie redet skandiert plötzlich eine kleine Gruppe von Studenten den Schlachtruf der Obama-Anhänger. Die meisten Zuhörer aber sind eiserne Hillary-Fans. Bertha Sanuto, eine pensionierte Lehrerin, steht aufgeregt in der Menge. Sie hofft darauf, Hillary Clinton wenigstens mal die Hand schütteln zu können. Sie vertraut der Senatorin des Bundesstaates New York, weil sie eine Frau ist. Und weil sie ihrer Ansicht nach die richtigen Positionen in der Einwanderungspolitik vertritt:
"Wir wollen hier keine Grenzmauer. Viele Familien leben hier sowohl auf amerikanischer wie auf mexikanischer Seite. Ein Grenzwall schadet der Wirtschaft und den Familien."
Die Einwanderung aus Mexiko sehen viele hier in Süd-Texas völlig anders als der Rest der USA. Joe Ortiz, ein nachdenklicher Mann Ende 50, setzt deshalb ebenfalls auf Hillary Clinton.
"Hier in Süd-Texas werden viele Gefängnisse gebaut. Statt dessen sollten sie neue Schulen einrichten. Wir brauchen neue Ideen, um die Latinos zu einem Bestandteil dieses Landes zu machen."
Dafür, meint Joe Ortiz, steht Hillary Clinton. Sie treiben sie an, sie schreien sich heiser....
Und dennoch scheint der Obama-Wirbelwind kaum zu aufzuhalten zu sein. Hillary Clintons Wahlkampf-Berater setzen auch in Texas auf ihre langjährige Erfahrung. Sie betonen ihr Detail-Wissen in vielen politischen Themen, ihre Kenntnis des politischen Dschungels in der Hauptstadt Washington. Aber es scheint, als seien viele Wähler auf der Suche nach etwas anderem: Ausstrahlung. Hoffnung auf einen Kurswechsel, Erneuerung. Vielleicht ist Hillary Clintons langjährige politische Erfahrung in Washington gerade deshalb eher ein Hindernis.
Leslie Gower arbeitet als freiwillige Helferin im Clinton-Wahlkampf mit. Hillary ist die Heldin ihrer Generation, ein Vorbild an Engagement und Einsatz. 40 Stunden pro Woche wirbt Leslie um Wählerstimmen, organisiert Veranstaltungen, bringt ihre Kaffeemaschine und ihren Computerdrucker mit, um den Wahlkampf am laufen zu halten. Aus dem was die 51jährige Wahlkampfhelferin erzählt wird auch klar, dass Hillary Clinton offenbar damit gerechnet hatte, nach dem Super-Tuesday sei alles zu ihren Gunsten entscheiden. Leslie Gower und die anderen Helfer versuchen jetzt zu retten was zu retten ist:
"Wir wussten ja nichts. Vor vier Wochen ahnte niemand, dass Texas so wichtig werden würde. Jetzt sind wir praktisch entscheidend."
Texas ist wichtig, Texas spielt eine Rolle! Das ist den Menschen hier ganz offensichtlich klar: Mehr als 3000 Neugierige warten seit den frühen Morgenstunden auf Barack Obama. Schüler einer 8. Klasse begrüssen die Besucher kreischend und jubelnd: Süd-Texas ist im Wahlkampffieber:
2 Tage zuvor haben die Schüler Hillary Clinton gesehen, heute kommt der Herausforderer. Und Lehrerin Jennifer Quarry will, dass die Jugendlichen das mit erleben:
"Die Schüler können später sagen, dass sie in Süd-Texas zwei historische Figuren in diesem Vorwahlkampf gesehen haben. Hier kommt doch normalerweise kein Kandidat hin. Insofern ist das eine aufregende Gelegenheit."
Barack Obama ist ein absoluter Neuling in diesem Teil des Landes. Aber die Medien haben die Botschaft seines komentenhaften Aufstiegs im Vorwahlkampf natürlich längst auch hierher gebracht. Victor Gomez steht in der Menge, die Obama sehen will. Wochenlang haben Fernsehen und Zeitungen verkündet: Latinos wählen keinen Schwarzen, weil Latinos und Afro-Amerikaner um Arbeitsplätze konkurrieren. Victors Kommentar:
"Man bekam das Gefühl, dass die Medien uns quasi als Rassisten betrachten. Das ist völlig daneben. Schauen Sie sich den Andrang hier an. Ricky Martin würde nicht mal so viele Leute anziehen."
Ricky Martin, der Latino-Popstar, hätte vor allem kein so gemischtes Publikum: Menschen zwischen 15 und 65 wollen Politstar Obama sehen. Und nicht nur aus Neugier. Die 48jährige Norma Flores fände es prinzipiell gut wenn endlich mal eine Frau Präsidentin wäre. Aber sie misstraut der ehemaligen First Lady Hillary Clinton:
"Sie würde das tun, was ihr Mann ihr sagt. Darum geht´s. Ich würde für eine Frau stimmen, wenn sie - so wie ich - das tut was sie will. Klar, sie wollen Hillary ins Weiße Haus kriegen. Aber Bill wäre der Macher."
Norma Flores hat sich entschieden: Ihr geht es nicht um größere politische Erfahrung, nicht um Emanzipationsfortschritte. Barack Obama ist Einwanderer-Kind - wie Norma auch. Er hat sich hochboxen müssen - wie sie selbst:
"Es ist Zeit für einen Wechsel. Dafür, dass nicht immer nur Weiße den Präsidenten stellen. Sondern eben auch mal Latinos oder die Schwarzen. Das will ich sagen. Und ich glaube er wird einen hervorragenden Job machen."
Dabei gilt der Süden von Texas eigentlich als Clinton-Gebiet. Anfang der 70er Jahre half Hillary hier als Studentin im Wahlkampf. Anfang der 90er Jahre waren Hillary und Bill Clinton am Rio Grande unterwegs, als es um seine Präsidentschaft ging. Die Latinos im Rio Grande-Tal kennen die Clintons also. Aber es scheint sich zu wiederholen, was in anderen Bundesstaaten schon zu sehen war: Barack Obama holt überraschend schnell auf. Innerhalb weniger Wochen rekrutiert sein Wahlkampf-Team mehr 125.000 freiwillige Helfer.
In den Radios laufen spanischsprachige Werbespots: Obama als Familienvater. Obama als Wohltäter einer neuen Generation, Obama als Schutzpatron derjenigen, die in der Wirtschaftskrise straucheln. Die Anziehungskraft der jungen Senators wirkt offenbar in Rekordzeit - jetzt liegen beide schon Kopf-an-Kopf in den Umfragen. Und ausgerechnet Bill Clinton ist es, der die Vorwahlen in Texas und Ohio zum alles entscheidenden Duell erklärt. Der Ex-Präsident reist durch Texas und wirbt um jede einzelne Stimme für seine Frau:
"Wenn sie in Texas und Ohio gewinnt, wird sie die Präsidentschaftskandidatin sein. Wenn ihr nicht für sie stimmt, nicht. Es hängt alles von euch ab."
Das ist ein bitteres Eingeständnis für die einst haushohe Favoritin. Aber Hillary Clinton kämpft, sie greift Obama direkt an. In Brownsville, direkt an der mexikanischen Grenze wirft sie sich energisch in die Schlacht um Wählerstimmen:
"Ich habe einen Plan für eine allgemeine Krankenversicherung. Senator Obama hat das nicht, er würde 15 Millionen Menschen unversichert lassen."
Die Hillary Clinton-Fans quittieren diesen Angriff entsprechend. Aber selbst hier bekommt Clinton zu spüren, wie verbreitet mittlerweile der Obama-Slogan "Yes, we can...” - Ja, wir schaffen es...” ist. Während sie redet skandiert plötzlich eine kleine Gruppe von Studenten den Schlachtruf der Obama-Anhänger. Die meisten Zuhörer aber sind eiserne Hillary-Fans. Bertha Sanuto, eine pensionierte Lehrerin, steht aufgeregt in der Menge. Sie hofft darauf, Hillary Clinton wenigstens mal die Hand schütteln zu können. Sie vertraut der Senatorin des Bundesstaates New York, weil sie eine Frau ist. Und weil sie ihrer Ansicht nach die richtigen Positionen in der Einwanderungspolitik vertritt:
"Wir wollen hier keine Grenzmauer. Viele Familien leben hier sowohl auf amerikanischer wie auf mexikanischer Seite. Ein Grenzwall schadet der Wirtschaft und den Familien."
Die Einwanderung aus Mexiko sehen viele hier in Süd-Texas völlig anders als der Rest der USA. Joe Ortiz, ein nachdenklicher Mann Ende 50, setzt deshalb ebenfalls auf Hillary Clinton.
"Hier in Süd-Texas werden viele Gefängnisse gebaut. Statt dessen sollten sie neue Schulen einrichten. Wir brauchen neue Ideen, um die Latinos zu einem Bestandteil dieses Landes zu machen."
Dafür, meint Joe Ortiz, steht Hillary Clinton. Sie treiben sie an, sie schreien sich heiser....
Und dennoch scheint der Obama-Wirbelwind kaum zu aufzuhalten zu sein. Hillary Clintons Wahlkampf-Berater setzen auch in Texas auf ihre langjährige Erfahrung. Sie betonen ihr Detail-Wissen in vielen politischen Themen, ihre Kenntnis des politischen Dschungels in der Hauptstadt Washington. Aber es scheint, als seien viele Wähler auf der Suche nach etwas anderem: Ausstrahlung. Hoffnung auf einen Kurswechsel, Erneuerung. Vielleicht ist Hillary Clintons langjährige politische Erfahrung in Washington gerade deshalb eher ein Hindernis.
Leslie Gower arbeitet als freiwillige Helferin im Clinton-Wahlkampf mit. Hillary ist die Heldin ihrer Generation, ein Vorbild an Engagement und Einsatz. 40 Stunden pro Woche wirbt Leslie um Wählerstimmen, organisiert Veranstaltungen, bringt ihre Kaffeemaschine und ihren Computerdrucker mit, um den Wahlkampf am laufen zu halten. Aus dem was die 51jährige Wahlkampfhelferin erzählt wird auch klar, dass Hillary Clinton offenbar damit gerechnet hatte, nach dem Super-Tuesday sei alles zu ihren Gunsten entscheiden. Leslie Gower und die anderen Helfer versuchen jetzt zu retten was zu retten ist:
"Wir wussten ja nichts. Vor vier Wochen ahnte niemand, dass Texas so wichtig werden würde. Jetzt sind wir praktisch entscheidend."