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Textiler Sonnenschutz

Für Kinder ist die Sonne besonders gefährlich. Cremes allen reichen als Schutz nicht aus. Besser ist UV-dichte Kleidung. Dafür gibt es inzwischen sogar ein Qualitätssiegel, den UV Standard 801.

Von Uschi Götz |
    Ein Stoffstück, eingespannt in eine vierarmige Halterung. Von zwei Seiten wird an dem Stück gezogen. Die Maschine sieht relativ simpel aus und doch ist sie weltweit die Einzige:

    "Man hat jetzt schön gesehen, dass das Textil schön auseinandergeht in beide Richtungen, und diese Kraft wird jetzt gehalten. Wir nehmen dann einen Rahmen, der dieses Textil dann im gespannten Rahmen fixiert, der wird hier draufgebracht Dann löst man die Klammern wieder und misst das Textil im gespannten Zustand."

    Textilforschung an der Technischen Akademie Hohenstein, im baden-württembergischen Unterland. Getestet wird zum Beispiel, wie viel UV Strahlen ein Baumwoll-T-Shirt nach schweißtreibender Gartenarbeit oder bei extremer Sonneneinstrahlung, zum Beispiel am Strand, noch durchlässt. Es geht um den Schutz von Haut, die, ob im Garten oder in der Freizeit, mal gut mal schlecht geschützt ist. Vor allem geht es aber um die Haut der Kinder. Dr. Jan Beringer, Direktor am Hohensteiner Institut:

    "Also ein weißes T-Shirt reicht, wenn ich mal kurz rausgehe in den Kindergarten usw., aber bei einer Extremsituation, wenn ich auf den Malediven oder auf Kreta oder Fuerteventura oder auch Mallorca bin, da hilft wirklich nur spezielle Kleidung. Ein T-Shirt hat einen UV-Schutzfaktor von etwa zehn. Wenn ein T-Shirt nass wird, geht der runter auf eins bis zwei. Das wissen Sie ja, dass Baumwolle durchsichtig wird, wenn man sie nass macht. Und die wird dann auch durchlässig für UV- Strahlung."

    Beringer ist Chemiker; er und sein Team arbeiten eng mit Hautärzten zusammen, unter anderem mit dem Dermatologischen Zentrum Buxtehude. Vor allem Hautärzte drängen darauf, Kinder nur noch mit spezieller UV-Schutzkleidung in die Sonne zu lassen. Das gilt für den Körper, aber auch für den Kopf. Baumwollmützen, wie sie überall zu haben sind, taugen in der Regel nur wenig. Der Verbraucher kann das selbst leicht testen:

    Er sucht sich eine starke Lichtquelle, in der Regel hängen an der Decke starke Lampen, oder man geht kurz raus und hält es gegen die Sonne.

    "Wenn ich die Lichtquelle durch den Stoff relativ gut erkennen kann, das sehen Sie jetzt hier, da schimmert es schon ganz deutlich durch. Wenn die Lichtquelle gut durchscheint, hat das Textil in der Regel einen sehr niedrigen UV-Schutzfaktor. Also die wäre nichts."

    Optimal ist UV-Schutzkleidung von Kopf bis Fuß. Diese ist in Regel gekennzeichnet, doch der Chemiker und Textilexperte Beringer warnt:

    "Allein der Slogan mit UV-Schutz, da sollte man generell die Finger davon lassen. Also wenn ich ein Textil mit UV-Schutz habe, sollte ein Faktor angegeben sein. Dieser Faktor ist genau der gleiche, der auf der Sonnencreme ist. Das können Sie 1: 1 vergleichen."

    Der Faktor sollte auf dem Textil stehen, ebenso sollte der Prüfstandard angegeben sein. Einen sehr guten Ruf genieße fälschlicherweise der australische Prüfstandard:

    "Der hat aber den Nachteil, dass er den UV-Schutzfaktor nur auf dem Kleiderbügel bestimmt, also im ungedehnten, spannungslosen Neuzustand. Der wesentlich praxisnähere Standard ist der Standard der internationalen Prüfgemeinschaft für angewandten UV-Schutz, besser bekannt als UV Standard 801."

    UV Standard 801. Dieses Prüfverfahren garantiert, dass zum Beispiel ein T-Shirt auch nach einer Stunde Joggen keine Sonne durchlässt, das Gleiche gilt auch für Badebekleidung. Doch egal ob für die Kleinen oder Großen - UV Standard 801 gibt es in der Regel nicht von der Stange zu kaufen. Die UV-Schutzkleidung ist im Moment noch in Kinderkatalogen zu finden oder direkt vom Hersteller zu beziehen. Die sonnensicheren Textilien sind noch recht teuer:

    "Bei Erwachsenen brauchen Sie mehr Stoff, da legen Sie schon mal 40 bis 50 Euro allein für das T-Shirt hin, dann brauchen Sie noch eine Hose, da sind Sie auch bei 20 bis 30 Euro dabei. Also für ein Kind ein komplette UV-Schutzausrüstung für den Strand, also Hut, Shirt und Hose oder einen Einteiler, leider müssen Sie da mit 100 Euro rechnen."

    Dem stehen andere Zahlen gegenüber: Kinder und Jugendliche bekommen vor dem 18. Lebensjahr die meiste UV-Strahlung ab, etwa 80 Prozent der Gesamtdosis. Kinderhaut ist dünner, erst mit dem Beginn der Pubertät entwickelt sie ähnliche Schutzfunktionen wie die erwachsene Haut. Bereits für die Kleinsten gibt es UV-sichere Klamotten, die wie dünne Sportbekleidung aussieht und nach dem Baden sehr schnell trocknet.

    Das sind diese wirklich feinen Chemiefasergestricke, die auch sehr luftig zu tragen sind bei 35 Grad ohne Probleme, in hellen Farben und die haben dann UV-Schutzfaktoren von 60 bis 80.

    Das Interesse an UV-Schutzkleidung habe in den vergangenen Jahres sehr zugenommen, so Beringer. Eltern würden sich zunehmend für schützende Stoffe interessieren, aber auch Freizeitsportler wie etwa Golfer und Segler, auch einige Berufgruppen, deren Tätigkeitsfeld im Freien liegt, informieren sich zunehmend.

    "Wobei mittlerweile auch die Berufsgenossenschaften aufmerksam geworden ist. Der Arbeitsmedizinische Dienst ist auf das Thema aufmerksam geworden, also da wird es sicher dringend notwendig, dass Berufsgruppen, die im Freien arbeiten vor UV-Strahlen geschützt werden."

    Beringer wünscht sich, dass auch in Freibädern mehr für den Schutz der Badenden gesorgt wird. Neben der Akzeptanz von UV sicheren Schutzkleidern in den Schwimmbecken, fordert er über Kinderplanschbecken UV abhaltende Sonnensegel .

    Mehr Infos zum Thema UV-Schutz und UV-Schutzkleidung erhalten Sie im Internet unter www.uvstandard801.de