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The Slow Show
Unbekannt in Manchester

Die Band The Slow Show hat vor Kurzem ihr zweites Album "Dream Darling" veröffentlicht. Besonders in Deutschland und den Niederlanden sind die Briten damit erfolgreich. Mehr als in ihrer Heimat Manchester, der Stadt mit einer beeindruckenden Musiktradition.

Von Paul Baskerville | 05.02.2017
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    Die Band The Slow Show hat vor Kurzem ihr zweites Album veröffentlicht. (Tatjana Ruuegsegger)
    Manchester hat eine große Musiktradition: The Fall, Joy Division, The Smiths, The Stone Roses, Happy Mondays, Lost under Heaven sind nur ein paar Namen einer endlosen Liste renommierter Künstler aus der Stadt. Eine der neuesten Entdeckungen heißt The Slow Show, deren Songs besonders liebevoll und detailliert arrangiert sind. Die Band hat die Sympathie der Deutschen schnell gewonnen.
    "Fred und ich haben immer gerne die Art von Platten gehört, die sich für Kopfhörer eignen. Auch wenn man sie schon 100 Mal gehört hat, entdeckt man immer wieder neue, liebevolle Details. Es war unser Ziel so etwas selbst zu schaffen."
    Auverkaufte Deutschland-Tournee
    Die Deutschland-Tournee Ende 2016 in mittelgroßen Hallen war ausverkauft. Noch vor ein paar Jahren hat die Band in winzigen Clubs gespielt, wo es einfacher ist, eine intime Stimmung zu vermitteln. Rob Goodwin glaubt, dass seine Band trotz des Erfolgs immer noch sehr direkt und publikumsnah bleiben kann:
    "Die Shows werden immer größer, da ist es nicht mehr angemessen, bloß mit einer akustischen Gitarre zu stehen und sechs intime Songs zu spielen. Wir haben gerade vor 2000 Menschen in Utrecht gespielt, man muss sich schon entsprechend anpassen. Die Konzerte vermitteln mittlerweile ein Gefühl von Erhabenheit. Wir müssen ein gewisses Schauspiel bieten. Wir haben an Selbstvertrauen gewonnen. Dadurch sind die Songs auf der neuen Platte noch persönlicher geworden. Ich hatte keine Bedenken mehr, mich in den Liedern seelisch zu offenbaren. Ich glaube, die Texte sind deutlich intimer als auf der ersten Platte."
    Gesang - sanftmütig und besonnen
    Rob Goodwin singt wie er redet. Warm und angenehm klingt er. Sein Gesang ist so sanftmütig und besonnen wie er selbst.
    "Wir als Band haben immer gedacht, dass die Stimme nur Bestandteil des Ganzen und nicht wichtiger als die anderen Instrumente sei, aber die Leute achten halt oft mehr auf den Sänger. Ich habe mich diesbezüglich ziemlich lange unter Druck gesetzt gefühlt. Ich hatte noch nie zuvor in einer Band gesungen. Mir war nicht klar, ob ich das konnte oder überhaupt wollte. "
    "Als Fred und ich die ersten Songs zusammen komponierten, habe ich auf den Demos gesungen. Der Plan war eigentlich einen richtigen Sänger zu holen, der bereits Erfahrung hatte. Dann wurde mir klar, wie schwierig es wäre, jemandem zu erklären, worum es in den Songs geht. Ich habe festgestellt, dass es doch wichtig ist, dass ich die Songs singe, weil ich die Texte verstehe, und meine Stimme passt dann schon. Ich hatte nicht den Anspruch, eine perfekte Gesangsleistung mit einem enormen Stimmumfang zu vollbringen. Ich wollte lediglich, dass die Geschichten in den Songs auf angemessen Weise vermittelt werden."
    Anerkennung und Abstand
    Rob erkennt das kulturelle Erbe der Musikstadt an, nämlich die endlose Zahl an wichtigen Bands. Zugleich nimmt er auch einen gewissen Abstand davon.
    "Wir sind stolz auf die Stadt in der wir leben. Die Menschen dort haben uns geprägt im ästhetischen Sinne: die Farben, die Geräusche. Das ganze Lebensgefühl von Manchester inspiriert uns sehr. Aber wir haben uns nichts von anderen Bands dort abgeguckt. Wir waren immer sehr eigensinnig und sehr eigenwillig. Am Anfang haben wir nur das gemacht, was wir wollten. Das hat sich geändert, weil wir inzwischen Fans haben. Wir haben einen Sinn der Verantwortung ihnen gegenüber, ihnen zu gefallen."
    Die Musik von the Slow Show ist intensiv, leicht melodramatisch, aber nie kitschig. Die aufrichtig klingende Baritonstimme von Rob Goodwin ergänzt die stark atmosphärischen Klanglandschaften von the Slow Show. Es sind Songs mit einem Hauch von Mysterium und Romantik.