Theaterstück:
Frau 1: Was machst du denn hier? Du müsstest ja schon längst in der Produktion sein!
Frau 2: Die haben mich nicht reingelassen.
Frau 1: Wie, die haben dich nicht reingelassen?
Frau 2: Der Typ hat gesagt irgendwie, die technischen und kaufmännischen Daten sind nicht abgeklärt und außerdem sehe ich viel zu unwichtig aus. (Gelächter)
Was die Produktion da nicht reingelassen hat, das ist "der kleine Auftrag". Zwei Studentinnen der Fachhochschule Osnabrück Standort Lingen zeigen in einem Theaterstück eine Situation aus dem Betriebsalltag. Im Publikum sitzen die Mitarbeiter der emco bau- und klimatechnik GmbH aus dem emsländischen Lingen. Sie sollen hier mit dem Theater und über das Theater lernen. Theater in Unternehmen – schließt sich das nicht aus?
"Man stellt ja die Theaterpädagogik, von der Geschichte her ist es so ein soziales Projekt immer, um die Gesellschaft zu revolutionieren oder was auch immer. Das ist ja da sehr eng verbunden mit dieser 68'er-Geschichte. Man muss halt die Welt verändern und so. Und deswegen ist dieses Unternehmenstheater von diesen alten Hasen schief angesehen. Also die helfen jetzt den Kapitalisten oder was. "
so Peter Wallgram, der in Lingen Theaterpädagogik studiert. Auch auf der anderen Seite gab es zunächst Vorbehalte. Die Mitarbeiter der emco bau- und klimatechnik waren von dem ganzen Theater zunächst nicht überzeugt, hat Geschäftsführer Torsten Behnke festgestellt:
"Am Anfang waren die Mitarbeiter sehr, sehr skeptisch. Man konnte sich wenig darunter vorstellen, wie wird das Theater jetzt dargestellt, weil man kennt Theater tatsächlich nur aus dem Kulturkreis, aus dem privaten Bereich, also nicht im Unternehmen selber, und es ist letztlich gut bei den Mitarbeitern angekommen, weil sie tatsächlich gesehen haben, was in dem Unternehmen passiert, was man verändern kann. "
Bis es soweit war, haben die Mitarbeiter des Instituts für Theaterpädagogik viel gearbeitet. "Schauplatz Unternehmenskultur" heißt ihr dreijähriges Forschungsprojekt, das in bislang drei mittelständischen Betrieben versucht, die Unternehmenskultur zu verbessern – eben mit theatralen Methoden. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Bislang gibt es kaum wissenschaftliche Untersuchungen dazu, wie sich Theatermethoden in Unternehmen auswirken können. Deshalb fangen die wissenschaftliche Mitarbeiterin Eva Renvert und ihre Kollegen ganz unten an:
"Zu unserem Ansatz gehört es, dass wir eben nicht sozusagen mit fertigen Konzepten in die Unternehmen gehen, sondern wir arbeiten sozusagen durch die Mitarbeiter durch. Wir beginnen bei der untersten Ebene, befragen die Leute, arbeiten mit denen mit Theatermethoden in Seminaren und versuchen mit denen zusammen Ideen zu entwickeln für Verbesserungen. Dann gehen wir auf die nächste Ebene der Führungskräfte, um hinterher an die Geschäftsführung heranzutreten."
Von unten nach oben ließen sich die Mitarbeiter schließlich überzeugen. Dazu haben die Studierenden sie befragt und das Stück entwickelt, das den Arbeitsalltag in den einzelnen Abteilungen darstellt. So bekamen die Mitarbeiter von Produktion und Vertrieb ihr eigenes Verhalten gespiegelt. Sie sahen aber auch, womit die jeweils andere Abteilung täglich zu kämpfen hat. Eva Renvert konnte anhand einer zweiten Befragung feststellen, wie das Theaterstück gewirkt hat. Es war noch eine Zeit lang Gesprächsthema im Betrieb:
"In dem Theaterstück gab es ja einen kleinen Auftrag, der durch alle Abteilungen wandert, und dieser kleine Auftrag ist in den Wochen nach dem Theaterstück zu einer Art "geflügeltes Wort" geworden, dass immer wieder aufgegriffen wurde und die Mitarbeiter beschrieben, dass eine freundlichere, positivere Stimmung unter den Abteilungen herrschte nach dem Theaterstück. "
Dadurch ist auch Peter Wallgram zu dem Schluss gekommen, dass die Theaterpädagogik auch bei den "Kapitalisten" an der richtigen Stelle ankommt:
"Man geht dort genauso in ein soziales Feld hinein, wo irgendwas nicht stimmt und versucht dort, was zu verbessern. Man hilft halt den Leuten, dass sie sich besser untereinander verstehen. Was soll daran Schlechtes sein."
Im März 2008 werden die Theaterpädagogen und die Unternehmen wissen, was ihr Ansatz Gutes bringen kann.
Die Mitarbeiter des Instituts versuchen in den verbleibenden anderthalb Jahren, in Workshops die Kommunikation zwischen den Abteilungen der Unternehmen zu verbessern und gegenseitiges Verständnis zu wecken.
Vielleicht wird dann in Zukunft "der kleine Auftrag" nicht mehr zu so einer nervlichen Belastung wie für die fiktive Frau Brockmann in dem Theaterstück:
Mann: Ja Frau Brockmann, hier die Produktion. Sie haben uns ja hier einen Auftrag rübergeschickt, Auslieferungstermin ab Werk in zwei Wochen. Unmöglich!
Frau1: Frau Brockmann, Konstruktion hier.
Frau2: Frau Brockmann, hier ist die Buchhaltung. (Klingel im Hintergrund, steigender Lärmpegel) Der Kunde ist gesperrt, die Ware kann nicht ausgeliefert werden.
Frau3: Frau Brockmann, hier ist die Geschäftsführung, ja? Wie sieht es denn mit ihren Verkaufszahlen aus?
Lärm
Service
"Unternehmen Bühne" heißt ein Fachkongress, den die Fachhochschule Osnabrück am 25. Oktober in Lingen ausrichtet. Unternehmen, die daran teilnehmen möchten und sich über das Forschungsprojekt "Schauplatz Unternehmenskultur" informieren möchten, können sich dazu noch anmelden. Weitere Informationen gibt es unter Schauplatz Unternehmenskultur.
Frau 1: Was machst du denn hier? Du müsstest ja schon längst in der Produktion sein!
Frau 2: Die haben mich nicht reingelassen.
Frau 1: Wie, die haben dich nicht reingelassen?
Frau 2: Der Typ hat gesagt irgendwie, die technischen und kaufmännischen Daten sind nicht abgeklärt und außerdem sehe ich viel zu unwichtig aus. (Gelächter)
Was die Produktion da nicht reingelassen hat, das ist "der kleine Auftrag". Zwei Studentinnen der Fachhochschule Osnabrück Standort Lingen zeigen in einem Theaterstück eine Situation aus dem Betriebsalltag. Im Publikum sitzen die Mitarbeiter der emco bau- und klimatechnik GmbH aus dem emsländischen Lingen. Sie sollen hier mit dem Theater und über das Theater lernen. Theater in Unternehmen – schließt sich das nicht aus?
"Man stellt ja die Theaterpädagogik, von der Geschichte her ist es so ein soziales Projekt immer, um die Gesellschaft zu revolutionieren oder was auch immer. Das ist ja da sehr eng verbunden mit dieser 68'er-Geschichte. Man muss halt die Welt verändern und so. Und deswegen ist dieses Unternehmenstheater von diesen alten Hasen schief angesehen. Also die helfen jetzt den Kapitalisten oder was. "
so Peter Wallgram, der in Lingen Theaterpädagogik studiert. Auch auf der anderen Seite gab es zunächst Vorbehalte. Die Mitarbeiter der emco bau- und klimatechnik waren von dem ganzen Theater zunächst nicht überzeugt, hat Geschäftsführer Torsten Behnke festgestellt:
"Am Anfang waren die Mitarbeiter sehr, sehr skeptisch. Man konnte sich wenig darunter vorstellen, wie wird das Theater jetzt dargestellt, weil man kennt Theater tatsächlich nur aus dem Kulturkreis, aus dem privaten Bereich, also nicht im Unternehmen selber, und es ist letztlich gut bei den Mitarbeitern angekommen, weil sie tatsächlich gesehen haben, was in dem Unternehmen passiert, was man verändern kann. "
Bis es soweit war, haben die Mitarbeiter des Instituts für Theaterpädagogik viel gearbeitet. "Schauplatz Unternehmenskultur" heißt ihr dreijähriges Forschungsprojekt, das in bislang drei mittelständischen Betrieben versucht, die Unternehmenskultur zu verbessern – eben mit theatralen Methoden. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Bislang gibt es kaum wissenschaftliche Untersuchungen dazu, wie sich Theatermethoden in Unternehmen auswirken können. Deshalb fangen die wissenschaftliche Mitarbeiterin Eva Renvert und ihre Kollegen ganz unten an:
"Zu unserem Ansatz gehört es, dass wir eben nicht sozusagen mit fertigen Konzepten in die Unternehmen gehen, sondern wir arbeiten sozusagen durch die Mitarbeiter durch. Wir beginnen bei der untersten Ebene, befragen die Leute, arbeiten mit denen mit Theatermethoden in Seminaren und versuchen mit denen zusammen Ideen zu entwickeln für Verbesserungen. Dann gehen wir auf die nächste Ebene der Führungskräfte, um hinterher an die Geschäftsführung heranzutreten."
Von unten nach oben ließen sich die Mitarbeiter schließlich überzeugen. Dazu haben die Studierenden sie befragt und das Stück entwickelt, das den Arbeitsalltag in den einzelnen Abteilungen darstellt. So bekamen die Mitarbeiter von Produktion und Vertrieb ihr eigenes Verhalten gespiegelt. Sie sahen aber auch, womit die jeweils andere Abteilung täglich zu kämpfen hat. Eva Renvert konnte anhand einer zweiten Befragung feststellen, wie das Theaterstück gewirkt hat. Es war noch eine Zeit lang Gesprächsthema im Betrieb:
"In dem Theaterstück gab es ja einen kleinen Auftrag, der durch alle Abteilungen wandert, und dieser kleine Auftrag ist in den Wochen nach dem Theaterstück zu einer Art "geflügeltes Wort" geworden, dass immer wieder aufgegriffen wurde und die Mitarbeiter beschrieben, dass eine freundlichere, positivere Stimmung unter den Abteilungen herrschte nach dem Theaterstück. "
Dadurch ist auch Peter Wallgram zu dem Schluss gekommen, dass die Theaterpädagogik auch bei den "Kapitalisten" an der richtigen Stelle ankommt:
"Man geht dort genauso in ein soziales Feld hinein, wo irgendwas nicht stimmt und versucht dort, was zu verbessern. Man hilft halt den Leuten, dass sie sich besser untereinander verstehen. Was soll daran Schlechtes sein."
Im März 2008 werden die Theaterpädagogen und die Unternehmen wissen, was ihr Ansatz Gutes bringen kann.
Die Mitarbeiter des Instituts versuchen in den verbleibenden anderthalb Jahren, in Workshops die Kommunikation zwischen den Abteilungen der Unternehmen zu verbessern und gegenseitiges Verständnis zu wecken.
Vielleicht wird dann in Zukunft "der kleine Auftrag" nicht mehr zu so einer nervlichen Belastung wie für die fiktive Frau Brockmann in dem Theaterstück:
Mann: Ja Frau Brockmann, hier die Produktion. Sie haben uns ja hier einen Auftrag rübergeschickt, Auslieferungstermin ab Werk in zwei Wochen. Unmöglich!
Frau1: Frau Brockmann, Konstruktion hier.
Frau2: Frau Brockmann, hier ist die Buchhaltung. (Klingel im Hintergrund, steigender Lärmpegel) Der Kunde ist gesperrt, die Ware kann nicht ausgeliefert werden.
Frau3: Frau Brockmann, hier ist die Geschäftsführung, ja? Wie sieht es denn mit ihren Verkaufszahlen aus?
Lärm
Service
"Unternehmen Bühne" heißt ein Fachkongress, den die Fachhochschule Osnabrück am 25. Oktober in Lingen ausrichtet. Unternehmen, die daran teilnehmen möchten und sich über das Forschungsprojekt "Schauplatz Unternehmenskultur" informieren möchten, können sich dazu noch anmelden. Weitere Informationen gibt es unter Schauplatz Unternehmenskultur.