
Die Wahl des Magdeburger Theaters war "eine Überraschung", wie es im Jahrbuch des Fachmagazins "Theater heute" heißt. Beim Blick auf die zurückliegende Spielzeit erhielt das Theater Magdeburg sechs Stimmen, so viele wie keines der anderen zur Wahl stehenden Häuser.
Die Berliner Volksbühne und das Staatstheater Wiesbaden landeten mit jeweils vier Stimmen auf dem zweiten Platz. In der Saison davor war das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg als Theater des Jahres ausgewählt worden.
Kompetente Direktion, begabte Nachwuchsschauspieler
In einer Analyse für "Theater heute" schrieb Kritikerin Eva Behrendt, es sei immer wieder gelungen, das Schauspiel Magdeburg in die überregionalen Nachrichten zu bringen. Darüber hinaus lobte sie die dreiköpfige Schauspieldirektion und das junge Ensemble, darunter seien große Talente.
Das Theater Magdeburg war in diesem Jahr erstmals zum renommierten Theatertreffen in Berlin eingeladen - mit Jan Friedrichs Inszenierung "Blutbuch" nach dem gleichnamigen Roman von Kim de l’Horizon. Geleitet wird das Schauspiel von Dramaturg Bastian Lomsché, Regisseurin Clara Weydel und Kostümbildner Clemens Leander.
Dem Deutschlandfunk gegenüber bezeichnete das Leitungsteam die Ehrung als Bestätigung seines Konzepts: "Was hier in nur drei Jahren entstanden ist, ist überwältigend. Kleinere Theater können über sich hinauswachsen, wenn so viele tolle Menschen mit Lust und Leidenschaft den Mut haben, neue Wege zu gehen." Ausdrücklich dankte die Leitung dem Generalintendanten Julien Chavaz und seiner Stellvertreterin Bettina Pesch für ihr Vertrauen.
Einzelpreise nach Wien, München und Berlin
Als Schauspielerin des Jahres setzte sich in der Umfrage die Österreicherin Julia Riedler durch, die am Wiener Volkstheater in "Fräulein Else" nach Arthur Schnitzler zu sehen ist und auch im "Tatort" mitspielte.
Schauspieler des Jahres sind nach Meinung der Kritikerinnen und Kritiker Andreas Döhler (Berliner Ensemble/"Kleiner Mann - was nun?"), Moritz Kienemann (Deutsches Theater Berlin/"Hinkemann") und Thomas Schmauser (Münchner Kammerspiele/"Mephisto").
Der Titel für das Stück des Jahres ging an Dea Lohers "Frau Yamamoto ist noch da", das in Zürich uraufgeführt wurde und unter anderem in Stuttgart, Bremen und Berlin gespielt wird. Es erhielt acht Stimmen und setzte sich deutlich gegen das zweitplatzierte Drama "Staubfrau" von Maria Milisavlijevics durch, das drei Stimmen bekam.
Größtes Ärgernis: die Spar- und Kulturpolitik
In der Jahresbilanz des Fachmagazins "Theater heute" wiesen die Kritikerinnen und Kritiker mit überwältigender Mehrheit auch das "größte Ärgernis des Jahres" aus: die Spar- und Kulturpolitik in Berlin (20 Stimmen) und anderswo (7 Stimmen).
Die monatlich erscheinende Zeitschrift "Theater heute" gilt mit einer Auflage von 15.000 Exemplaren und einer Reichweite von etwa 30.000 Lesern als das einflussreichste und meistgelesene Fachmagazin im deutschsprachigen Raum.
Diese Nachricht wurde am 28.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.