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Therapeut auf vier Pfoten

Beke arbeitet im Uniklinikum Göttingen als Therapiebegleithund. Für die Labradorhündin heißt das konkret: Trampolin springen, auf einem Schwebebalken balancieren und durch einen Tunnel kriechen. Sie unterstützt damit die Arbeit einer Ergotherapeutin, die Kinder wieder fit für den Alltag machen möchte.

Von Michael Engel |
    Eigentlich bellt "Beke” nicht. Jedenfalls nicht auf Station, und schon gar nicht, wenn Judith Schiffmacher das nicht ausdrücklich wünscht. "Beke" arbeitet im Uniklinikum Göttingen als "Therapiebegleithund". Und weil Hunde im Krankenhaus verboten sind, hat Frauchen sogar einen Klinikausweis für das Tier. Mit Passbild!

    "Mit diesem Ausweis, der macht schon Einiges sehr viel leichter, denn viele Menschen fragen einfach an den Eingängen nach, darf dieser Hund hier rein, und normalerweise dürfen keine Tiere in die Klinik, und daher macht der Mitarbeiterausweis schon Vieles einfacher. "

    Beke - die sechsjährige Labradorhündin - kann Trampolin springen. Auf einem Schwebebalken laufen. Durch enge Tunnel kriechen. Dafür wurde sie schließlich ausgebildet. Jetzt unterstützt sie die Arbeit der Ergotherapeutin. Judith Schiffmacher - ihr Frauchen - macht Kinder fit für den Alltag. Und Beke bringt jede Menge Motivation ins Spiel.

    "... so gibt es zum Beispiel verschiedene Treppensysteme oder Turnbänke, auf denen gelaufen wird. Die Kinder krabbeln durch einen Tunnel durch, und dass alles sind Dinge, die Beke mitmachen kann. Die Kinder gehen nicht durch diesen Parcours, weil sie denken, sie müssen etwas üben und sie müssen etwas lernen, sondern sie machen den Parcours zusammen mit Beke, und freuen sich, das zusammen mit Beke zu machen, und manchmal können sie dem Hund etwas beibringen dabei, was Beke vielleicht noch nicht so gut kann wie die Kinder. "

    Wenn Beke nicht gerade arbeitet, liegt sie im Aufenthaltsraum und lässt sich von den Kindern streicheln. Ins Arztzimmer oder gar in die Küche darf das Tier aus hygienischen Gründen natürlich nicht. Susanne Thiele - die Stationsleiterin - hat die Entscheidung für den Einsatz des Therapiebegleithundes nie bereut. Auf ihrer Station werden verhaltensauffällige Kinder behandelt, zum Beispiel mit Ess- und Brechstörungen, manche leiden massiv an Übergewicht. 0.20

    "Gerade in der Anfangsphase können die manchmal nicht zehn Minuten durchgehend laufen, und das motiviert natürlich ganz anders, wenn man nicht sagt, du musst jetzt 500 Meter gehen, sondern wir machen jetzt einen Spaziergang mit dem Hund."

    Die Idee, Tiere zur therapeutischen Unterstützung einzusetzen, ist nicht neu. In Altenheimen, aber auch Behinderteneinrichtungen motivieren sie zu mehr Bewegung. Sie fördern die Kommunikation und bringen einfach mehr Freude ins Leben. Hunde eigenen sich da besonders gut. Seitdem nun auch die Uniklinik Göttingen einen Therapiebegleithund einsetzt, gibt es eigentlich nur Positives zu berichten, weiß Psychotherapeut Hennig Algermissen.

    "Man kann insgesamt sagen, dass sich das Zusammenleben der Mitarbeiter und der Patienten verändert. Das wird etwas weicher, umgänglicher und auch liebevoller. Und das ist glaube ich ein ganz wichtiger Aspekt, dass die Kinder hier, wenn sie schon längere Zeit im Krankenhaus zu verbringen haben, das Gefühl haben, sie leben in einer angenehmen, geborgenen Atmosphäre. "

    Frauchen Judith Schiffmacher, die Ergotherapeutin, legt Wert auf die Bezeichnung "Therapiebegleithund". Denn "Beke" allein ist kein Therapeutikum. Wohl aber eine gute Unterstützung, um schneller zum Erfolg zu kommen. Doch manches mal verschwimmen diese klaren Definitionen. Zum Beispiel, wenn es der 18-Jährigen Anorexi-Patientin Kati Bendorf wieder einmal schlecht geht. Dann kuschelt sie am liebsten mit Beke.

    "Ich glaube, dass Tiere allgemein ziemlich beruhigend wirken. Wenn es einem nicht gut geht, dann muss man eigentlich nicht viel sagen, sondern man irgendwie den Hund angucken, und dann, irgendwie geht es einem dann schon besser. "