"Also, das ist jetzt die E-Mail einer Patientin, die auch in der Klinik war und jetzt an der Nachsorge teilgenommen hat."
Markus Wolf von der Forschungsstelle für Psychotherapie in Heidelberg verbringt viel Zeit am Computer. Regelmäßig bekommt er Mails von Susi123, das ist das Pseudonym einer depressiven Patientin:
"Sie beschreibt recht ausführlich die Probleme, die sie auch ihrem Partner gegenüber im Alltag wieder hat, und die Gefühle, die sie dabei hat. Und sie versucht mit der Situation jetzt zu Hause umzugehen, und sie weiß eigentlich auch aus der Zeit in der Klinik, dass es am besten ist, sich direkt den Problemen zu stellen, und das sind auch Dinge, die wir jetzt im E-Mail-Kontakt miteinander ausarbeiten."
Die Heidelberger Forschergruppe hat den Erfolg bei Patienten mit Depressionen, Angst- oder Persönlichkeitsstörungen belegt; vierzig Prozent der online Behandelten fühlten sich langfristig deutlich besser. Ohne diese neuartige Form der Nachsorge dagegen ging es den psychisch Kranken nach der Entlassung rasch wieder schlechter. Markus Wolf erklärt die guten Ergebnisse so:
"Sie sitzen vor einem Bildschirm und schreiben quasi anonym erst mal, nur dem Rechner gegenüber ihre Gedanken und Gefühle auf. Und das macht es sicher für viele leichter einfach auch, sich zu öffnen und sich erst mal gehen zu lassen. Das ist ja auch der Sinn dieses Projektes, einfach auch die Gefühle frei äußern zu können, ohne direkt im Gegenüber kontrolliert oder zensiert zu werden. Also es sind schon sehr offene E-Mails, die die Therapeuten da erreichen."
In Deutschland müssen Online-Therapeuten ihre Patienten auf jeden Fall auch persönlich kennen; in den Niederlanden dagegen gibt es schon seit Jahren reine E-Mail-Therapien - die Idee stammt von Professor Alfred Lange von der Universität Amsterdam:
"Zweimal in der Woche loggen die Klienten sich ein, und der Therapeut muss innerhalb von einem Arbeitstag reagieren. Das ist sehr wichtig, es ist kein online im selben Moment, weil dann kann man auch nachdenken. Das macht auch vielleicht, warum es so gut wirkt. Weil die Therapeuten den rechten Weg finden, um weiterzugehen mit schwierigen Klienten."
Mehrere Studien belegen, dass die Ergebnisse genauso gut sind wie bei herkömmlicher Therapie. Allerdings prüfen Alfred Lange und seine Kollegen ganz genau, wer die Online-Hilfe nutzen darf: Menschen mit akuten Psychosen, veränderten Bewusstseinszuständen oder mit Selbstmordneigung sind grundsätzlich ausgeschlossen. Besonders geeignet ist das Angebot dagegen zum Beispiel bei Essstörungen. Für Frauen mit Bulimie gibt es in einem Pilotprojekt der Uniklinik Heidelberg inzwischen sogar psychologischen Rat per SMS aufs Handy. Dr. Stephanie Bauer koordiniert so die Nachsorge von Patientinnen der Psychosomatischen Fachklinik Bad Pyrmont - jede Frau soll nach der Entlassung regelmäßige SMS über ihr Essverhalten schicken:
"Es geht im wesentlichen darum, dass die Patientin sich einmal pro Woche bewusst wird, wie waren meine Symptome, wie ging es mir in der letzten Woche. Und das ist was, was die Patientinnen als sehr hilfreich erleben: das Gefühl, da ist jemand, der will wissen, wie's mir geht ist allein schon hilfreich, mindestens subjektiv. Außerdem erleben die Patientinnen eine Verstärkung durch die Nachrichten, die sie bekommen, das heißt sie werden ermutigt, wenn sie sich positiv entwickeln weiterzumachen in die Richtung; sie bekommen Tipps, was sie machen können wenn sie sich negativ entwickeln, das heißt es ist eine Möglichkeit, mit vergleichsweise geringem Aufwand, geringen Kosten eine Unterstützung anzubieten."
90 Prozent der vorher stationär behandelten Frauen machen langfristig mit - fast doppelt so viele wie bei anderen Therapie-Angeboten.
Markus Wolf von der Forschungsstelle für Psychotherapie in Heidelberg verbringt viel Zeit am Computer. Regelmäßig bekommt er Mails von Susi123, das ist das Pseudonym einer depressiven Patientin:
"Sie beschreibt recht ausführlich die Probleme, die sie auch ihrem Partner gegenüber im Alltag wieder hat, und die Gefühle, die sie dabei hat. Und sie versucht mit der Situation jetzt zu Hause umzugehen, und sie weiß eigentlich auch aus der Zeit in der Klinik, dass es am besten ist, sich direkt den Problemen zu stellen, und das sind auch Dinge, die wir jetzt im E-Mail-Kontakt miteinander ausarbeiten."
Die Heidelberger Forschergruppe hat den Erfolg bei Patienten mit Depressionen, Angst- oder Persönlichkeitsstörungen belegt; vierzig Prozent der online Behandelten fühlten sich langfristig deutlich besser. Ohne diese neuartige Form der Nachsorge dagegen ging es den psychisch Kranken nach der Entlassung rasch wieder schlechter. Markus Wolf erklärt die guten Ergebnisse so:
"Sie sitzen vor einem Bildschirm und schreiben quasi anonym erst mal, nur dem Rechner gegenüber ihre Gedanken und Gefühle auf. Und das macht es sicher für viele leichter einfach auch, sich zu öffnen und sich erst mal gehen zu lassen. Das ist ja auch der Sinn dieses Projektes, einfach auch die Gefühle frei äußern zu können, ohne direkt im Gegenüber kontrolliert oder zensiert zu werden. Also es sind schon sehr offene E-Mails, die die Therapeuten da erreichen."
In Deutschland müssen Online-Therapeuten ihre Patienten auf jeden Fall auch persönlich kennen; in den Niederlanden dagegen gibt es schon seit Jahren reine E-Mail-Therapien - die Idee stammt von Professor Alfred Lange von der Universität Amsterdam:
"Zweimal in der Woche loggen die Klienten sich ein, und der Therapeut muss innerhalb von einem Arbeitstag reagieren. Das ist sehr wichtig, es ist kein online im selben Moment, weil dann kann man auch nachdenken. Das macht auch vielleicht, warum es so gut wirkt. Weil die Therapeuten den rechten Weg finden, um weiterzugehen mit schwierigen Klienten."
Mehrere Studien belegen, dass die Ergebnisse genauso gut sind wie bei herkömmlicher Therapie. Allerdings prüfen Alfred Lange und seine Kollegen ganz genau, wer die Online-Hilfe nutzen darf: Menschen mit akuten Psychosen, veränderten Bewusstseinszuständen oder mit Selbstmordneigung sind grundsätzlich ausgeschlossen. Besonders geeignet ist das Angebot dagegen zum Beispiel bei Essstörungen. Für Frauen mit Bulimie gibt es in einem Pilotprojekt der Uniklinik Heidelberg inzwischen sogar psychologischen Rat per SMS aufs Handy. Dr. Stephanie Bauer koordiniert so die Nachsorge von Patientinnen der Psychosomatischen Fachklinik Bad Pyrmont - jede Frau soll nach der Entlassung regelmäßige SMS über ihr Essverhalten schicken:
"Es geht im wesentlichen darum, dass die Patientin sich einmal pro Woche bewusst wird, wie waren meine Symptome, wie ging es mir in der letzten Woche. Und das ist was, was die Patientinnen als sehr hilfreich erleben: das Gefühl, da ist jemand, der will wissen, wie's mir geht ist allein schon hilfreich, mindestens subjektiv. Außerdem erleben die Patientinnen eine Verstärkung durch die Nachrichten, die sie bekommen, das heißt sie werden ermutigt, wenn sie sich positiv entwickeln weiterzumachen in die Richtung; sie bekommen Tipps, was sie machen können wenn sie sich negativ entwickeln, das heißt es ist eine Möglichkeit, mit vergleichsweise geringem Aufwand, geringen Kosten eine Unterstützung anzubieten."
90 Prozent der vorher stationär behandelten Frauen machen langfristig mit - fast doppelt so viele wie bei anderen Therapie-Angeboten.