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ThyssenKrupp
Stahlfusion steht, aber Großaktionär Cevian will mehr

Die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden zur Fusion des Traditionskonzerns ThyssenKrupp mit dem Konkurrenten Tata Steel steht noch aus, ebenso wie Details zum Konzernumbau. Doch große Finanzinvestoren sind unzufrieden mit Bewertungsunterschieden zwischen den beiden Stahlunternehmen.

Von Brigitte Scholtes | 02.07.2018
    Das Thyssenkrupp Stahlwerk Schwelgern in Duisburg-Marxloh steht in der Dämmerung da.
    Das Thyssenkrupp Stahlwerk Schwelgern in Duisburg-Marxloh (picture alliance / dpa / Bernd Thissen)
    "Tata und ThyssenKrupp treiben aus Tradition den Wechsel in der Industrie voran und kommen nun zusammen mit einer gemeinsamen Vision: einen neuen Stahlchampion für Europa zu bauen."
    Ein wenig Marketing muss sein, zumal an einem solch historischen Tag, wie die Manager meinen, wenn sie also die Vision haben, einen neuen Stahlchampion für Europa zu bauen. Die Zahlen sind beeindruckend: etwa 48.000 Mitarbeiter, ein Umsatz von mehr als 17 Milliarden Euro, Werke in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden, die 21 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr herstellen. ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger pries das Zusammengehen denn auch an als ideale Kombination mit hoher industrieller Logik:
    "Wir können bestätigen, dass die Synergien dieser Verbindung zwischen 400 und 500 Millionen Euro liegen. Sie bieten damit das Potenzial, attraktive Dividenden an unsere Eigentümer zu zahlen. Wenn man diese Synergien in Wert transferiert, werden sie etwa fünf Milliarden Euro zusätzlich schaffen, die gleichmäßig geteilt werden."
    Wertausgleich schaffen
    Diesen Hinweis dürfte er vor allem in Richtung der Großaktionäre gegeben haben, denn bei der Aufsichtsratssitzung am vergangenen Freitag hatten sich angeblich vor allem der Großinvestor Cevian Capital als auch Vertreter des schwedischen Finanzinvestors Okay gegen die Bildung des Gemeinschaftsunternehmens ausgesprochen. Ihr Kritikpunkt: Die Stahlsparte von ThyssenKrupp ist inzwischen mehr wert als das Europageschäft von Tata Steel. Dennoch sollen beide Unternehmen je zur Hälfte an dem Joint Venture teilhaben. Einen Wertausgleich will man schaffen, indem bei einem späteren Börsengang ThyssenKrupp 55 Prozent der Bewertungserlöse erhält. Das aber reicht den Kritikern nicht. ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger sagte dazu:
    "Die 55 - 45 Bewertung inklusive der Synergien ist fair. Unser Aufsichtsrat und dessen Ratgeber sind zu demselben Schluss gekommen. Daran halten wir uns."
    Details zum Umbau erst Mitte Juli
    Außerdem drängt Cevian nun auch auf einen weiteren Umbau von ThyssenKrupp. Der Konzern sei zu komplex. Details zur Strategie will ThyssenKrupp-Chef Hiesinger in zwei Wochen bekannt geben.
    Von indischer Seite aus sei das Engagement jedenfalls als ein langfristiges zu sehen, sagte der Chef von Tata Steel, Natarajan Chandrasekaran:
    "Wir möchten Teil der europäischen Stahlindustrie sein. Für unsere Verbindung mit ThyssenKrupp haben wir uns sehr ernsthaft entschieden damit wir der zweitgrößte Stahlhersteller in Europa werden können. Wir hoffen, dass das eine sehr erfolgreiche Geschichte wird. Die Synergien sind da, die Möglichkeiten, Wert zu schaffen, sind riesig. Das wird fantastisch für die Aktionäre und für die Beschäftigten."
    Doch ganz ohne Opfer aufseiten der Beschäftigten wird es wohl nicht gehen. 2000 Mitarbeiter werden auf beiden Seiten gehen müssen. Details aber wollen die beiden Unternehmen dazu erst bekannt geben, wenn die Wettbewerbsbehörden das Geschäft abgesegnet haben.