Ostfriesland ist ein beschauliches Fleckchen Erde. Der norddeutsche Himmel spannt sich tiefblau über die Gegend, am Wegesrand wechseln sich nur Wälder, Felder und Kuhweiden ab. Zwischenzeitlich kreuzt ein Hollandrad die Straße, ansonsten passiert wenig. Das Hinweisschild "Kavernenfeld I, Etzel, Kavernenfeld II" will nicht so recht in die Landschaft passen. Doch tatsächlich erhebt sich am Horizont eine Großbaustelle. Im niedersächsischen Etzel soll das größte Kavernenfeld der Welt entstehen, mithilfe der EEW. Die Firma mit dem sperrigen Namen Erdöl-Erdgas Workover GmbH ist spezialisiert auf Tiefbohrtechnik und erschließt Öl- und Gasfelder genauso wie hier vor Ort Kavernen. Kavernen sind Hohlräume, die in Salzstöcken künstlich angelegt werden und als unterirdische Gas- und Ölspeicher dienen. Eine aufwendige Angelegenheit: Erst wird bis auf 1000 Meter Tiefe in den Salzstock hinein gebohrt, dann verlegt die EEW Rohre, um den sogenannten Solprozess einzuleiten. Durch die Rohre fließt Wasser in die Tiefe und löst das Salz auf. Nach und nach entsteht der gewünschte Hohlraum. Gerald Vogt ist für die Arbeiten in Etzel zuständig:
"Der Solprozess fängt unten an, am Kavernenboden im Prinzip. Und die Rohre werden stepweise immer wieder höher gezogen, man solt die Kaverne ja von unten nach oben. Im Prinzip nehmen wir dann oben welche weg, wir bauen auch im Prinzip aus, um die Kaverne, nach einem bestimmten Volumen muss die vermessen werden, das ist so vorgegeben. Und da holen wir die Rohre raus, dann kann die Firma zum Vermessen kommen, und wir setzen danach die Rohre wieder ab."
Vogt erklärt das so nonchalant, dabei geht es hier um Rohre in 1000 Meter Tiefe. Aber gut, er und sein Team erledigen die sogenannten Workover-Arbeiten ständig. 52 Kavernen gibt es bislang in Etzel, 144 sollen es werden. Also werden noch viele, viele Male Rohre ein- und ausgebaut. Der Betriebsplatz der EEW ist von einem Maisfeld umgeben, schräg gegenüber weidet über ein Dutzend Kühe. Auch die Tiere scheinen die Arbeiten schon gewohnt zu sein und wedeln gerade einmal müde mit dem Schwanz. Gerald Vogt entert inzwischen die Arbeitsbühne:
"Das ist die Arbeitsbühne, wo die Mannschaft arbeitet. Das in der Mitte, da kommen die Rohre nachher raus, die werden mit dem Ding abgefangen, mit dem Abfangkeil, und mit der Verschraubzange entschraubt. Und Rohr für Rohr wird so ausgebaut, mit dem Elevator, der jetzt gerade da oben hängt. Der zieht die Rohre im Prinzip hoch."
Mannschaft ist in diesem Zusammenhang vielleicht nicht ganz richtig, in Etzel arbeitet nämlich eine der wenigen Frauen, die es im Bohrgeschäft gibt. Doreen Könecke leitet die Arbeiten an der Anlage und koordiniert mit Vogt zusammen die Abläufe. Es ist ein ungewohntes Bild, neben den Männern eine zierliche Frau zu sehen:
"Wir haben 22 Arbeiter hier, Handwerker, Schichtführer, Klunker, ja, die arbeiten unter uns."
Als Klunker, normale Bohrtechnikerin also, hat Könecke einmal angefangen. Nun steht sie neben dem 33 Meter hohen Elevator und sagt, dass jedes Mal 1700 Rohre ausgebaut werden. Wenn die Rohre in einer Kaverne nicht mehr gebraucht werden, weil sie fertig ist oder vermessen werden muss, wird der Elevator einfach am nächsten Betriebsplatz wieder aufgebaut und das Spiel geht von vorne los. So oder so ähnlich verlaufen die Arbeiten der EEW immer. Bohren, Instandhalten, Reparieren, Rückbauen - das sind die Geschäftsfelder des Unternehmens. Seit 1993 behauptet es sich am Markt und blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Vom heutigen Firmensitz im sachsen-anhaltinischen Salzwedel sind es nur wenige Kilometer zum ehemaligen Erdöl-Erdgas-Kombinat Gommern. In der DDR war dieses Kombinat für alles zuständig, was mit der Suche nach Rohstoffen zu tun hatte. Da die DDR immer darum bemüht war, so viel Energie wie möglich aus eigenen Ressourcen zu nutzen, kann die EEW heute aus einem enormen Erfahrungsschatz schöpfen. 300 Mitarbeiter sind weltweit im Einsatz und erwirtschaften 35 Millionen Euro Umsatz. Nur die großen Namen des Energiemarktes gehören zu den Kunden. Die Wintershall etwa baut gerade ein Ölfeld im niedersächsischen Emlichheim aus. Neben dem Bohrplatz parken diverse Firmenwagen mit Salzwedeler Kennzeichen:
"Wir sind hier vertikal runtergegangen, haben das erste Mal bei 500 Metern angefangen, abzulenken, dann haben wir eine Kurve gebohrt, bis 90 Grad Winkel, also hier bei 80 Grad haben wir aufgehalten, haben dann auch noch mal verrohrt und das ist dann im Prinzip kurz vorm Ölträger gewesen und da sind wir dann horizontal durchgegangen."
Volker Höhme steht in einem leuchtend gelben Container und tippt auf eine kleinteilige Karte. Der Bohrmeister arbeitet seit fast 20 Jahren für die EEW und hat einiges von der Welt gesehen. Aktuell also Emlichheim. In 1.145 Meter Tiefe sind die Arbeiter auf Öl gestoßen. Natürlich nicht per Zufall, sondern mithilfe geologischer Messdaten.
"Die gesamte Erdgeschichte, das ist ja alles, wo wir jetzt hinbohren, wo wir Öl finden, das war vielleicht vor 100, 180 Millionen Jahren, war das mal ein Fluss oder Strandsand oder so was. Alles, was obendrauf ist, sind Ablagerungen in den Jahrmillionen. Und die Geologie weiß jetzt, welche Leitfossilien sie in welchem Jahrgang finden. Und wenn Sie sagen, dieses Fossil hab ich jetzt in meiner Probe drin, dann wissen Sie ganz genau, so, da bin ich jetzt. Und dann kann man sagen, ah ja, dann kommen wir bald zum Träger hin."
Das wird Volker Höhme noch ziemlich oft sagen, gerade einmal fünf der geplanten 16 Bohrungen sind in Emlichheim abgeteuft. Es ist nicht nur ein ungeheurer Aufwand, den Bohrturm und alle Gerätschaften für jede Bohrung wieder ab- und aufzubauen, sondern auch ein finanzielles Risiko. Vor ein paar Jahren ist daher die MB Petroleum, eine Ölfeld-Servicefirma aus Oman, bei der EEW eingestiegen. Know-how aus der DDR gegen eine Finanzspritze aus einem arabischen Sultanat. Das hätte man sich vor 40 Jahren wohl auch nicht träumen lassen.
"Der Solprozess fängt unten an, am Kavernenboden im Prinzip. Und die Rohre werden stepweise immer wieder höher gezogen, man solt die Kaverne ja von unten nach oben. Im Prinzip nehmen wir dann oben welche weg, wir bauen auch im Prinzip aus, um die Kaverne, nach einem bestimmten Volumen muss die vermessen werden, das ist so vorgegeben. Und da holen wir die Rohre raus, dann kann die Firma zum Vermessen kommen, und wir setzen danach die Rohre wieder ab."
Vogt erklärt das so nonchalant, dabei geht es hier um Rohre in 1000 Meter Tiefe. Aber gut, er und sein Team erledigen die sogenannten Workover-Arbeiten ständig. 52 Kavernen gibt es bislang in Etzel, 144 sollen es werden. Also werden noch viele, viele Male Rohre ein- und ausgebaut. Der Betriebsplatz der EEW ist von einem Maisfeld umgeben, schräg gegenüber weidet über ein Dutzend Kühe. Auch die Tiere scheinen die Arbeiten schon gewohnt zu sein und wedeln gerade einmal müde mit dem Schwanz. Gerald Vogt entert inzwischen die Arbeitsbühne:
"Das ist die Arbeitsbühne, wo die Mannschaft arbeitet. Das in der Mitte, da kommen die Rohre nachher raus, die werden mit dem Ding abgefangen, mit dem Abfangkeil, und mit der Verschraubzange entschraubt. Und Rohr für Rohr wird so ausgebaut, mit dem Elevator, der jetzt gerade da oben hängt. Der zieht die Rohre im Prinzip hoch."
Mannschaft ist in diesem Zusammenhang vielleicht nicht ganz richtig, in Etzel arbeitet nämlich eine der wenigen Frauen, die es im Bohrgeschäft gibt. Doreen Könecke leitet die Arbeiten an der Anlage und koordiniert mit Vogt zusammen die Abläufe. Es ist ein ungewohntes Bild, neben den Männern eine zierliche Frau zu sehen:
"Wir haben 22 Arbeiter hier, Handwerker, Schichtführer, Klunker, ja, die arbeiten unter uns."
Als Klunker, normale Bohrtechnikerin also, hat Könecke einmal angefangen. Nun steht sie neben dem 33 Meter hohen Elevator und sagt, dass jedes Mal 1700 Rohre ausgebaut werden. Wenn die Rohre in einer Kaverne nicht mehr gebraucht werden, weil sie fertig ist oder vermessen werden muss, wird der Elevator einfach am nächsten Betriebsplatz wieder aufgebaut und das Spiel geht von vorne los. So oder so ähnlich verlaufen die Arbeiten der EEW immer. Bohren, Instandhalten, Reparieren, Rückbauen - das sind die Geschäftsfelder des Unternehmens. Seit 1993 behauptet es sich am Markt und blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück. Vom heutigen Firmensitz im sachsen-anhaltinischen Salzwedel sind es nur wenige Kilometer zum ehemaligen Erdöl-Erdgas-Kombinat Gommern. In der DDR war dieses Kombinat für alles zuständig, was mit der Suche nach Rohstoffen zu tun hatte. Da die DDR immer darum bemüht war, so viel Energie wie möglich aus eigenen Ressourcen zu nutzen, kann die EEW heute aus einem enormen Erfahrungsschatz schöpfen. 300 Mitarbeiter sind weltweit im Einsatz und erwirtschaften 35 Millionen Euro Umsatz. Nur die großen Namen des Energiemarktes gehören zu den Kunden. Die Wintershall etwa baut gerade ein Ölfeld im niedersächsischen Emlichheim aus. Neben dem Bohrplatz parken diverse Firmenwagen mit Salzwedeler Kennzeichen:
"Wir sind hier vertikal runtergegangen, haben das erste Mal bei 500 Metern angefangen, abzulenken, dann haben wir eine Kurve gebohrt, bis 90 Grad Winkel, also hier bei 80 Grad haben wir aufgehalten, haben dann auch noch mal verrohrt und das ist dann im Prinzip kurz vorm Ölträger gewesen und da sind wir dann horizontal durchgegangen."
Volker Höhme steht in einem leuchtend gelben Container und tippt auf eine kleinteilige Karte. Der Bohrmeister arbeitet seit fast 20 Jahren für die EEW und hat einiges von der Welt gesehen. Aktuell also Emlichheim. In 1.145 Meter Tiefe sind die Arbeiter auf Öl gestoßen. Natürlich nicht per Zufall, sondern mithilfe geologischer Messdaten.
"Die gesamte Erdgeschichte, das ist ja alles, wo wir jetzt hinbohren, wo wir Öl finden, das war vielleicht vor 100, 180 Millionen Jahren, war das mal ein Fluss oder Strandsand oder so was. Alles, was obendrauf ist, sind Ablagerungen in den Jahrmillionen. Und die Geologie weiß jetzt, welche Leitfossilien sie in welchem Jahrgang finden. Und wenn Sie sagen, dieses Fossil hab ich jetzt in meiner Probe drin, dann wissen Sie ganz genau, so, da bin ich jetzt. Und dann kann man sagen, ah ja, dann kommen wir bald zum Träger hin."
Das wird Volker Höhme noch ziemlich oft sagen, gerade einmal fünf der geplanten 16 Bohrungen sind in Emlichheim abgeteuft. Es ist nicht nur ein ungeheurer Aufwand, den Bohrturm und alle Gerätschaften für jede Bohrung wieder ab- und aufzubauen, sondern auch ein finanzielles Risiko. Vor ein paar Jahren ist daher die MB Petroleum, eine Ölfeld-Servicefirma aus Oman, bei der EEW eingestiegen. Know-how aus der DDR gegen eine Finanzspritze aus einem arabischen Sultanat. Das hätte man sich vor 40 Jahren wohl auch nicht träumen lassen.