Michael Köhler: Am Wochenende hat Bundesbau- und Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee mit einer Nachricht überrascht, nämlich dem Neubau eines Humboldt-Forums auf dem Schlossplatz in Berlin mit der historischen Fassade des Hohenzollernschlosses schon in drei Jahren zu beginnen. Der Bau soll dann 2013 fertig sein. Ich habe Wolfgang Tiefensee gefragt, 'Sie haben die Rechnung nicht ohne den Wirt gemacht, also nicht ohne
den Finanzminister und nicht ohne das Kabinett?'
Wolfgang Tiefensee: Nein, wir haben, Herr Steinbrück und ich, sehr gründlich über diese Frage gesprochen, und bisher stehen ja ziemlich astronomische Summen im Raum.
Köhler: Es war einmal von 700 Millionen die Rede.
Tiefensee: So ist es. Und ich habe mir bei Dienstantritt hier einmal angeschaut, was will der Bundestag mit seiner Entschließung, und was ist eigentlich nur Beigabe, die vielleicht nur stört oder unnötige Kosten verursacht? Und da sind wir bei gründlicher Überlegung und Berechnung darauf gekommen, dass eine Verschränkung eines neuen Humboldt-Forums mit einem Hotel eher hinderlich ist als förderlich. Es kostet Geld, und zum anderen verlängert es das Verfahren. Also aus mehreren Gründen haben wir uns von diesem Teil verabschiedet, anderes kam hinzu, Stichwort Schlüterhof oder aufwendige Tiefgarage. Und dann sind wir dazu gekommen, dass die Kosten auf das Wesentliche konzentriert werden können, wenn wir uns auch im Inhalt auf das Wesentliche konzentrieren.
Köhler: Wir sprechen über ein Projekt, was mit etwa 480 Millionen jetzt beziffert wird, also etwa 30 Prozent weniger, als mal im Raum waren. Wir sprechen aber auch, um jetzt über Inhalte zu reden, über ein Projekt im Herzen Berlins, der Bundeshauptstadt, des wiedervereinigten Deutschlands. Ich spreche mit Wolfgang Tiefensee, dem ehemaligen Oberbürgermeister von Leipzig. Das Grundstück kriegen Sie auf jeden Fall. Sie haben auch schon Vorstellungen, wie das aussehen soll, die Bebauung, wo das ehemalige Hohenzollernschloss stand. Wie sehen die Ihrer Meinung nach aus?
Tiefensee: Es geht darum, dass wir einmal die herausragenden musealen Sammlungen der staatlichen Museen, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die jetzt in Berlin-Dahlem, also weit weg vom Schuss sind, in die Mitte Berlins holen, dass wir den Bereich der Wissenschaft und Forschung aus der Humboldt-Universität in der Tradition von Alexander von Humboldt der Öffentlichkeit präsentieren wollen. Es ist, wenn Sie so wollen, eine Präsentation der neuen, außereuropäischen Welt im Humboldt-Forum, und im spannungsvollen Verhältnis ist daneben die Präsentation der sozusagen alten Welt auf der Museumsinsel. Und das hoffen wir in einem Bau zu vereinigen, der einerseits die mittelalterliche, barocke Struktur des Schlosses aufgreift bis hin zur Fassade, und auf der anderen Seite nach Osten hin architektonisch vielleicht eine Symbiose oder eine Erzählung der Geschichte auf diesem Platz ermöglicht, Stichwort Palast der Republik.
Köhler: Also Erinnerung an preußische Könige und Geschichte einerseits, aber, so auch eine Ihrer Ideen, an den Nachfolgebau, den Palast der Republik, soll auch erinnert werden oder zitiert werden. Wie soll das geschehen?
Tiefensee: Der Grundgedanke ist, zu diesem Platz gehört nicht nur die Wiedererrichtung eines Schlosses, sondern die aktive Auseinandersetzung damit, was ist denn nach dem Zweiten Weltkrieg dort geschehen? Und vielleicht gibt es ja eine Art architektonische Übersetzung.
Köhler: Ich habe davon gelesen, dass eine Idee auch war, den Einbau des ehemaligen DDR-Volkskammer-Saales vorzusehen. Ist da was dran?
Tiefensee: Das ist ja ursprünglich auch in dem Vorschlag, in der Empfehlung der Expertenkommission im Sinne der Volkshaus-Tradition so vorgesehen gewesen, also die mögliche Rekonstruktion des Volkskammersaales innerhalb des Humboldt-Forums in veränderter Lage. Wir wollen das als Option erhalten und hier wiederum die Frage an die Architekten, an die Innenarchitekten stellen, wie könnte man mit den Originalen der Inneneinrichtung des Volkskammer-Saales so umgehen, dass es nicht nur museal ist, sondern auch funktional ist? Sie wissen, die Inneneinrichtung ist eingelagert, die Möglichkeit bestünde. Vielleicht gibt es ja im Rahmen des Architektenwettbewerbs eine kluge Idee, die sich dann verwirklichen lässt.
Köhler: Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, hat ja schon Zustimmung signalisiert, was dem leicht fällt. Er sagt ja immer so gerne, Berlin sei sexy, aber arm, kann sich wahrscheinlich nur gering beteiligen. Muss der erst noch die mitregierende Linkspartei überzeugen, oder könnten die das Projekt ausbremsen?
Tiefensee: Natürlich hat uns geärgert, hat uns verwundert, dass im Koalitionsvertrag eine solche Aussage verankert ist, dass man sich über die zur Verfügungstellung eines Grundstück hinaus gar nicht beteiligen will. Ich denke, hier muss noch mal nachgedacht werden. Wir brauchen zwingend die finanzielle Beteiligung Berlins, nicht zuletzt weil es auch Berlin selbst zugute kommt.
Köhler: Humboldt-Forum, Stadtschloss, Schaufenster einerseits, aber auch ein Stück Wiedervereinigungsgeschichte, auch für Wolfgang Tiefensee?
Tiefensee: Ich spreche mich sehr dafür aus, dass wir Geschichte erlebbar, Geschichte erzählbar machen, und die DDR-Geschichte gehört dazu, und da ist Erichs Lampenladen für den einen eher so ein bisschen lächerlich, andererseits gibt es viele gute, positive Erinnerungen an diesen Platz, an diesen Ort, die sollten aufgehoben, die sollten erzählt werden. Das wird eine große und spannende Herausforderung, auf die ich mich freue.
den Finanzminister und nicht ohne das Kabinett?'
Wolfgang Tiefensee: Nein, wir haben, Herr Steinbrück und ich, sehr gründlich über diese Frage gesprochen, und bisher stehen ja ziemlich astronomische Summen im Raum.
Köhler: Es war einmal von 700 Millionen die Rede.
Tiefensee: So ist es. Und ich habe mir bei Dienstantritt hier einmal angeschaut, was will der Bundestag mit seiner Entschließung, und was ist eigentlich nur Beigabe, die vielleicht nur stört oder unnötige Kosten verursacht? Und da sind wir bei gründlicher Überlegung und Berechnung darauf gekommen, dass eine Verschränkung eines neuen Humboldt-Forums mit einem Hotel eher hinderlich ist als förderlich. Es kostet Geld, und zum anderen verlängert es das Verfahren. Also aus mehreren Gründen haben wir uns von diesem Teil verabschiedet, anderes kam hinzu, Stichwort Schlüterhof oder aufwendige Tiefgarage. Und dann sind wir dazu gekommen, dass die Kosten auf das Wesentliche konzentriert werden können, wenn wir uns auch im Inhalt auf das Wesentliche konzentrieren.
Köhler: Wir sprechen über ein Projekt, was mit etwa 480 Millionen jetzt beziffert wird, also etwa 30 Prozent weniger, als mal im Raum waren. Wir sprechen aber auch, um jetzt über Inhalte zu reden, über ein Projekt im Herzen Berlins, der Bundeshauptstadt, des wiedervereinigten Deutschlands. Ich spreche mit Wolfgang Tiefensee, dem ehemaligen Oberbürgermeister von Leipzig. Das Grundstück kriegen Sie auf jeden Fall. Sie haben auch schon Vorstellungen, wie das aussehen soll, die Bebauung, wo das ehemalige Hohenzollernschloss stand. Wie sehen die Ihrer Meinung nach aus?
Tiefensee: Es geht darum, dass wir einmal die herausragenden musealen Sammlungen der staatlichen Museen, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die jetzt in Berlin-Dahlem, also weit weg vom Schuss sind, in die Mitte Berlins holen, dass wir den Bereich der Wissenschaft und Forschung aus der Humboldt-Universität in der Tradition von Alexander von Humboldt der Öffentlichkeit präsentieren wollen. Es ist, wenn Sie so wollen, eine Präsentation der neuen, außereuropäischen Welt im Humboldt-Forum, und im spannungsvollen Verhältnis ist daneben die Präsentation der sozusagen alten Welt auf der Museumsinsel. Und das hoffen wir in einem Bau zu vereinigen, der einerseits die mittelalterliche, barocke Struktur des Schlosses aufgreift bis hin zur Fassade, und auf der anderen Seite nach Osten hin architektonisch vielleicht eine Symbiose oder eine Erzählung der Geschichte auf diesem Platz ermöglicht, Stichwort Palast der Republik.
Köhler: Also Erinnerung an preußische Könige und Geschichte einerseits, aber, so auch eine Ihrer Ideen, an den Nachfolgebau, den Palast der Republik, soll auch erinnert werden oder zitiert werden. Wie soll das geschehen?
Tiefensee: Der Grundgedanke ist, zu diesem Platz gehört nicht nur die Wiedererrichtung eines Schlosses, sondern die aktive Auseinandersetzung damit, was ist denn nach dem Zweiten Weltkrieg dort geschehen? Und vielleicht gibt es ja eine Art architektonische Übersetzung.
Köhler: Ich habe davon gelesen, dass eine Idee auch war, den Einbau des ehemaligen DDR-Volkskammer-Saales vorzusehen. Ist da was dran?
Tiefensee: Das ist ja ursprünglich auch in dem Vorschlag, in der Empfehlung der Expertenkommission im Sinne der Volkshaus-Tradition so vorgesehen gewesen, also die mögliche Rekonstruktion des Volkskammersaales innerhalb des Humboldt-Forums in veränderter Lage. Wir wollen das als Option erhalten und hier wiederum die Frage an die Architekten, an die Innenarchitekten stellen, wie könnte man mit den Originalen der Inneneinrichtung des Volkskammer-Saales so umgehen, dass es nicht nur museal ist, sondern auch funktional ist? Sie wissen, die Inneneinrichtung ist eingelagert, die Möglichkeit bestünde. Vielleicht gibt es ja im Rahmen des Architektenwettbewerbs eine kluge Idee, die sich dann verwirklichen lässt.
Köhler: Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, hat ja schon Zustimmung signalisiert, was dem leicht fällt. Er sagt ja immer so gerne, Berlin sei sexy, aber arm, kann sich wahrscheinlich nur gering beteiligen. Muss der erst noch die mitregierende Linkspartei überzeugen, oder könnten die das Projekt ausbremsen?
Tiefensee: Natürlich hat uns geärgert, hat uns verwundert, dass im Koalitionsvertrag eine solche Aussage verankert ist, dass man sich über die zur Verfügungstellung eines Grundstück hinaus gar nicht beteiligen will. Ich denke, hier muss noch mal nachgedacht werden. Wir brauchen zwingend die finanzielle Beteiligung Berlins, nicht zuletzt weil es auch Berlin selbst zugute kommt.
Köhler: Humboldt-Forum, Stadtschloss, Schaufenster einerseits, aber auch ein Stück Wiedervereinigungsgeschichte, auch für Wolfgang Tiefensee?
Tiefensee: Ich spreche mich sehr dafür aus, dass wir Geschichte erlebbar, Geschichte erzählbar machen, und die DDR-Geschichte gehört dazu, und da ist Erichs Lampenladen für den einen eher so ein bisschen lächerlich, andererseits gibt es viele gute, positive Erinnerungen an diesen Platz, an diesen Ort, die sollten aufgehoben, die sollten erzählt werden. Das wird eine große und spannende Herausforderung, auf die ich mich freue.