Archiv


Tiefer Einblick

Planetologie. – Die Esa-Wissenschaftler haben eine erste Auswertung der Daten abgeschlossen, die die Titan-Sonde Huygens vor zehn Tagen übermittelt hat. Am Wochenende präsentierten die Forscher ihre Erkenntnisse der Öffentlichkeit.

    Zweieinhalb Stunden lang hat Huygens auf der Titanoberfläche gemessen, sehr viel länger als die Wissenschaftler je zu hoffen gewagt hatten. Auch wenn ein Datenkanal für die Übermittlung ausfiel, haben genügend Informationen die Erde erreicht, um ein genaueres Bild von den Vorgängen auf dem Saturnmond zu geben. Martin Tomasko von der Universität in Arizona, der Erbauer der Huygens-Kamera:

    Wir sehen helle Bergketten, die etwa 100 Meter hoch sind - und wir sehen viele Hinweise auf Regen. Der dunkle Stoff in den Tälern ist Material aus organischer Chemie. Vermutlich fallen Smogpartikel aus der Atmosphäre aus und bedecken die ganze Landschaft. Regen aus Methan wäscht den Dreck dann in die Täler. Vielleicht hat es noch einen Tag vor der Landung geregnet. Die Berge sind nicht aus Silikatgestein wie auf der Erde, sondern aus steinhart gefrorenem Wassereis.

    Viele Prozesse wie wir sie von der Erde kennen, haben entsprechendes auf dem Titan, allerdings mit ganz anderen Bestandteilen. Berge bestehen nicht aus Gestein, sondern aus Wasser. Dafür fließt kein Wasser, sondern Methan über die Oberfläche. Offenbar gibt es sogar Vulkane, aber die spucken keine Lava, sondern Ammoniak und schmutziges Eis.

    Steinhart ist die Titanoberfläche dennoch nicht, das zeigen die Huygens-Messungen ebenfalls. John Zarnecki von der Open University in Großbritannien:

    Auf der Unterseite der Kapsel ist ein Dorn, der sich bei der Landung als erstes in den Titanboden bohrte. Für einen Moment mußte der Dorn starken Widerstand überwinden, danach waren die Kräfte eher gering.

    Die Forscher vermuten, daß der Boden am Landeplatz von Huygens eine Konsistenz von nassem Sand oder Lehm hat, der von einer dünnen Kruste bedeckt ist. Unterhalb dieser Kruste kommt offenbar sehr schnell flüssiges Methan zum Vorschein. Toby Owen von der Universität von Hawaii:

    Das ist hier nicht wie auf dem Mars, wo die Flüssigkeiten, die die Landschaft geformt haben, jetzt tief im Boden eingefroren sind. Titan ist ein Planet, auf dem die Flüssigkeiten noch vorhanden sind.

    Vom Mars-Rover-Team der Nasa kamen nicht ganz uneigennützige Glückwünsche. Es wäre doch schön, schrieben die Wissenschaftler, wenn möglichst bald solche Rover auch über die Oberfläche des Titan rollen würden.

    [Quelle: Dirk Lorenzen]