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Tiefrote Zahlen bei Heidelberger Druck

Der Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck hat seine neuen Quartalszahlen vorgelegt, die ersten seines neuen Geschäftsjahres 2012/2013. Die Druckmaschinenhersteller waren lange der Stolz der deutschen Maschinenbau-Industrie. Doch davon ist derzeit nichts mehr übrig. Pleiten, Entlassungen und Sparprogramme prägen das Bild.

Von Michael Braun |
    Die Messe Druck und Papier, die alle vier Jahre stattfindende Drupa, ist in der Branche der Leitstern: Vorher geht nichts, danach strömen die Aufträge herein. Weil die Drucker keine Ladenhüter kaufen wollen, warten sie die Messeneuheiten ab. Heidelberger Druck spürt das jetzt mit einem gewaltigen Zuwachs beim Auftragseingang, nachdem sich das Unternehmen auf der Drupa im Mai offenbar gut in Szene gesetzt hat. Zwischen April und Juni, dem ersten Quartal des Geschäftsjahres, kamen neue Aufträge für 890 Millionen Euro, ein Drittel mehr als im Vorjahr. Finanzvorstand Dirk Kaliebe war bei der Telefonkonferenz heute ganz aus dem Häuschen:

    "Die Drupa hat unsere Erwartungen mehr als erfüllt und zu einem Anstieg des Auftragsvolumens in allen Regionen geführt. Insgesamt konnte der höchste Auftragseingang seit vier Jahren erzielt werden."

    Die Zurückhaltung der Kundschaft vor der Messe hat aber den Umsatz um vier Prozent sinken lassen. Da fehlten Deckungsbeiträge aus Maschinenverkäufen, dazu die Messekosten, kurzum: Das seit Langem rote Zahlen schreibende Unternehmen hat wieder Verluste abgeliefert. Das Ergebnis vor Steuern hat sich auf 58 Millionen Euro Miese mehr als verdoppelt. Immerhin: Das liege im Plan, versicherte der Finanzvorstand, und auch Eerik Budarz, Maschinenbauspezialist bei Silvia Quandt Research glaubt, die Gewinnschwelle könne bald kommen, wenn die neuen Aufträge abgearbeitet würden:

    "Wir reden hier ja von riesigen Apparaturen, die nicht von einem Tag auf den nächsten gebaut werden. Das heißt, es wird die zweite Jahreshälfte sein, frühestens Q3 (also das dritte Quartal des Geschäftsjahres), wo dann die Gewinne sich verbessern und die Aufträge sich bemerkbar machen."

    Belastend wirkt aber erst einmal das Effizienzprogramm, das später die hoffentlich schwarzen Zahlen stabilisieren soll. Die Mitarbeiterzahl soll sinken, von knapp 16.000 auf in zwei Jahren weniger als 14.000 Beschäftigten, dies vor allem in Deutschland. Auch geringere Arbeitszeiten und entsprechend niedrigere Löhne sind geplant. Dass die Druckmaschinenindustrie in der digitalisierten Welt keine Zukunft habe, glaubt Analyst Budarz nicht:

    "Hier allerdings ist erst einmal hervorzuheben, dass ich die Totsagung des Drucks meistens auf Zeitungsdruck bezieht. Das allerdings ist nicht das Geschäft von Heidelberger Druck. Hier muss unterschieden werden zwischen ‚Rollenoffset', wo Zeitungen gedruckt werden, und dem sogenannten Bogenoffset, wo Heidelberger Druck drin ist."

    Rollenoffsetmaschinen waren eher das Geschäft des insolventen Konkurrenten manroland. Von dessen Pleite profitieren die Heidelberger kaum.

    Die ursprünglich bis Ende Juli laufende Beschäftigungsgesellschaft für manroland am Standort Offenbach wird um einen Monat verlängert. Das teilte die IG Metall mit. Sie war für knapp 900 frühere "Roländer" gegründet worden. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten wurde in dauerhafte Stellen vermittelt. Gut 400 "Roländer" suchen noch.