Dienstag, 16. April 2024

Archiv

Tiere in der Stadt
Eichhörnchen erobern Parks und Gärten

Sie sind scheu und flink und längst Teil der Stadtnatur: Eichhörnchen. Dabei sind sie sehr flexibel in ihrer Raumnutzung und können sich gut anpassen. Sorgen, dass die heimischen braunen Eichhörnchen irgendwann von den italienischen Grauhörnchen verdrängt werden, sind wohl eher unbegründet.

Von Axel Schröder | 01.06.2018
    Ein Eichhörnchen sitzt auf einem Ast bei Sottrum (Niedersachsen) und hält eine Walnuss zwischen den Zähnen.
    Eichhörnchen sind nicht nur niedlich, sondern auch nützlich: Sie haben eine wichtige Funktion im Ökosystem Wald, finden sich aber auch in der Stadt gut zurecht. (picture alliance / dpa / Ingo Wagner)
    Mit Geduld, einem Richtmikrofon und etwas Glück kann man den Eichhörnchen lauschen. Ganz unterschiedliche Geräusche machen die Tiere. Die Begeisterung für die kleinen Nager mit dem bis zu 20 Zentimeter langen buschigen Schwanz ist groß, bei Jungen wie bei Alten:
    "Wenn man dann im Garten sitzt und sie beobachtet - das sind immer drei, vier, die um uns herum spielen. Steckt irgendwie an."
    "Und sie sind so possierlich!"
    "Ich glaube tatsächlich, weil man sie regelmäßig irgendwo sieht und beobachten kann."
    "Die sind auch immer so hektisch und es sieht immer so aus, als würden sie alle zwei Sekunden vergessen, was sie tun. Immer so hin und her. Das sieht einfach super witzig aus!"
    Dabei übernehmen die Tiere eine wichtige Funktion für die Natur in ihrer Umgebung. Vor allem außerhalb der Städte, erklärt Lea Thomas von der Uni Hamburg:
    "Mit ihrer Ernährung sind Eichhörnchen wichtig vor allem im Wald, weil sie die Baumsamen sammeln und ausbreiten und Verstecke dann vielleicht auch mal vergessen, was natürlich dann für die Bäume wichtig ist, weil ihre Samen dann dort keimen und wachsen. Und eben auch für verschiedene Pilze, die breiten sie auch aus und die sind auch sehr wichtig für das Ökosystem Wald."
    Wenn man füttert, dann richtig
    Zusammen mit ihren Kommilitoninnen hat die Biologin in ihrer Bachelorarbeit untersucht, wie sich Eichhörnchen an das Leben in den Städten gewöhnt haben. Einige Tiere wurden mit Transpondern ausgestattet. So konnte Lea Thomas nachverfolgen, wie groß ihr Aktionsradius ist, wie weit entfernt von ihrem Kobel, also ihrem Nest, die Eichhörnchen auf Futtersuche gehen:
    "Rausgefunden haben wir, dass die Eichhörnchen sehr flexibel in ihrer Raumnutzung sind und in ihrer Aktivität. Und zwar können die die anpassen daran, dass in der Stadt ihr Lebensraum wesentlich fragmentierter ist als in natürlichen Lebensräumen. Und sie können halt auch menschliche Nahrungsquellen nutzen. Zum Beispiel reduzieren sie ihre Raumnutzung und konzentrieren sie um die verschiedenen Futterquellen, die die Menschen ihnen bieten, herum und sind weniger aktiv als in natürlichen Lebensräumen, weil sie halt auch weniger Zeit zur Nahrungssuche aufwenden müssen."
    Vor allem im Winter, in den blattlosen Bäumen fallen die Tiere auf. Dann werden sie von vielen Städtern mit Futter versorgt, obwohl das gerade dann gar nicht nötig ist.
    "Der Sommer ist generell eigentlich die härtere Zeit für die Eichhörnchen, weil dann die weniger energiereiche Nahrung zur Verfügung steht. Also, zum Beispiel nur noch Knospen. Die meisten Baumsamen sind dann nach dem Winter schon verdorben. Der Winter ist aus einem anderen Grund eine harte Zeit. Weil es natürlich kalt ist, was für die Eichhörnchen ganz schwierig ist, sich lange draußen aufzuhalten. Aber der Sommer ist eigentlich die härtere Zeit vom Nahrungsangebot her."
    Grundsätzlich kommen Eichhörnchen auch ohne zusätzliches Futter von Menschen aus. Wer die Tiere trotzdem füttern möchte, sollte sich dabei an einige Grundregeln halten, erklärt Lea Thomas:
    "Zum Beispiel auf keine Fall Essensreste füttern. Das ist nicht gut. Ich würde sagen, man sollte es so natürlich halten wie möglich. Ganze Nüsse, die die Eichhörnchen noch selber knacken müssen. Haselnüsse und Walnüsse, wenn man füttern möchte."
    Konkurrenz durch das italienische Grauhörnchen
    Sorgen um die deutschen Eichhörnchen-Bestände brauche sich derzeit niemand zu machen. Auch die Ausbreitung der sogenannten Grauhörnchen, die in einigen Teilen Europas die Eichhörnchen verdrängen, stelle bislang keine Gefahr dar, so Lea Thomas:
    "Die Ausbreitung von Italien aus in natürlich schon möglich. Und wie man in Großbritannien halt auch schon sieht, ist das halt problematisch. Was Schutzmaßnahmen sind, die geeignet sind, das wird immer noch erforscht. Was ich aber auf jeden Fall sagen würde, ist, das geeignete Lebensräume, in denen beide Arten koexistieren können, geschützt werden müssen und das sind für die Eichhörnchen vor allem großflächige Nadelwälder, die nicht stark bewirtschaftet sind."
    Diese Waldflächen würden aller Voraussicht nach auch in Zukunft erhalten bleiben. Selbst wenn Grauhörnchen-Populationen ihren Weg nach Deutschland finden sollten, ist eine Verdrängung der heimischen Eichhörnchen nicht zu befürchten.