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Tierschutz ist Lebensraumschutz

Weltweit gibt es noch rund 200.000 Gorillas. Doch ihre Existenz ist durch Rohstoffabbau oder Kriege vielerorts bedroht. Wie sich der Schutz der Tiere und ihres Lebensraums verbessern lässt, damit befasste sich eine Gorillakonferenz in Frankfurt.

Von Anke Petermann |
    Auf 200.000 Tiere wird die gesamte Population von Gorillas geschätzt, sie verteilen sich auf zehn afrikanische Länder. Alle vier Gorilla-Unterarten stehen auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion, sind entweder gefährdet oder akut vom Aussterben bedroht Beispiel Nigeria, Heimatland von John Mshelbwala, führender Experte der UNO-Konvention über wandernde Tierarten:

    "Wir haben eine der am stärksten bedrohten Populationen, die Cross River Gorillas, rund 300 sind es. Sie leben an der Grenze zwischen Nigeria und Kamerun. Sie leben in einer sehr fruchtbaren Gegend und deshalb gibt es große Konkurrenz um die Flächen, die gleichzeitig als Ackerland gebraucht werden, aber auch Lebensraum für Gorillas sind."

    Gemeinsam mit fünf anderen Staaten hat Nigeria im vergangenen Jahr in Rom ein Gorilla-Schutzabkommen unterzeichnet. Doch obwohl einige Gorillapopulationen gezielt geschützt werden, bleiben die Menschenaffen insgesamt existenziell bedroht, nicht nur in freier Wildbahn, sondern auch in den Nationalparks. Afrikas ältester liegt im umkämpften Dreiländereck Kongo, Ruanda, Uganda und ist UNESCO- Weltnaturerbe. Dort arbeitet die Frankfurter Zoologische Gesellschaft unter Vorsitz von Christof Schenck:

    "Wir beschäftigen uns in erster Linie mit den Berggorillas, da gibt es noch ungefähr 700 Stück und arbeiten in einem ganz wichtigen Gebiet für die, nämlich dem Virunga-Nationalpark – ganz, ganz schwierige Region, wir haben Kriege und Krisen dort, und was wir dort machen, ist so die ganz klassische Unterstützung des Parks, das heißt, wir rüsten die Ranger aus, bilden die aus. Wir bauen Infrastruktur auf, Funknetze, und manchmal müssen wir auch ganz andere Sachen machen, die wir gar nicht vorgesehen hatten, nämlich Ranger evakuieren, weil die Situation zu gefährlich geworden ist."

    Bewaffnete Konflikte, Infektionen wie Ebola, den unkontrollierten Abbau des Roherzes Koltan, aus dem Metall für Elektrogeräte gewonnen wird, das und mehr nennt die Frankfurter Erklärung als Ursachen dafür, dass der Lebensraum der Gorillas schwindet und mit ihm die Zahl der Individuen. Weil sie Pflanzensamen ausscheiden und beim Nestbau den Wald lichten, spielen Gorillas aber eine existenzielle Rolle für den Fortbestand der Regenwälder. Sterben die Riesen aus, hätte das verheerende Folgen für das Weltklima, so Gorilla Experte Ian Redmond.

    "Nur wenn man sicherstellt, dass diese 'Gärtner des Waldes' heute die Bäume von morgen pflanzen können, hat man eine gute Chance. Wenn Leute den Wald sehen, denken sie nicht daran, dass es vor 500 Jahren ein ökologisches Ereignis gegeben hat, nämlich dass ein Gorilla eine Frucht aß und den Samen ausschied. Daraus wuchs der Baum, von dem wir 500 Jahre später sagen, 'daraus könnte man doch nette Gartenmöbel machen'. Deshalb bin ich skeptisch, wenn eine Holzfirma sagt, wir haben einen Fällzyklus von 30 Jahren, aber der Lebenszyklus der Bäume, die sie fällen, bemisst sich in Jahrhunderten, und wenn man alle 30 Jahre 500 Jahre alte Bäume abschlägt, dann gehen einem die 500 Jahre alten Bäume ziemlich schnell aus."

    Gartenmöbel aus Tropenholz - wenn überhaupt – dann nur mit dem FSC-Siegel kaufen, das garantiert die Herkunft aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Schwieriger ist es mit Elektrogeräten, so Christof Schenck.

    "Sie bekommen kein Gerät, das garantiert, dass kein Kriegs-Koltan in den Kondensatoren verarbeitet wurde, aber man kann natürlich bei den Elektronikgeschäften, bei den Einkäufern einen Druck machen und überhaupt für Verständnis werben, und dieser Druck wird dann weitergegeben an die Produzenten, und letztendlich führt das dazu, dass wir hoffentlich irgendwann mal transparente Handelsketten für solche Rohstoffe aus Zentralafrika bekommen."