Donnerstag, 02. Mai 2024

Archiv

Til Schweiger
Der bewegte Mann wird 50

Ein Film von und mit Til Schweiger - da verdrehen die einen die Augen, die anderen kaufen das Ticket blind. Er spaltet die Nation, obwohl er die zahlenmäßig erfolgreichsten Filme ins Kino gebracht hat. Nun ist er 50 Jahre alt geworden.

Von Sigrid Fischer | 19.12.2013
    "Da haben wir ein Loch durchgebohrt, ich saß in der Scheune mit so Nylonschnur, und in dem Moment, wo die Sprengladung geht, hab ich das Huhn so weggezogen."
    Til Schweiger konnte sich schon immer begeistern wie ein kleiner Junge, wenn es um sein Lieblingsthema geht - das Filmemachen. Hier beschreibt er die Entstehung einer Szene aus dem Film "Männerpension". Das war 1996. Er kann andere mit seiner Begeisterung anstecken, kann Filmprojekte anstoßen und zum Erfolg führen, und sich dabei auch ganz uneitel zurücknehmen.
    "Ich hab es zwar von Anfang an gesagt, aber das glaubt mir scheinbar keiner, dass es nicht darum geht, eine Til Schweiger One Man Show zu produzieren, sondern Filme zu produzieren."
    "Knockin’ on Heavens Door" war das Beispiel einer gelungenen Teamarbeit, oder die Komödie "Jetzt oder nie" - bei beiden hat er Ende der 90er Jahre Nachwuchsregisseuren als Produzent zu Kassenhits verholfen. Längst ist der Til über den Sexsymbol- und Filmstarstatus hinausgewachsen, er führt Regie und produziert, schreibt am Drehbuch mit und mischt sich beim Schnitt seiner Filme ein.
    "Das kannst du nicht als Schauspieler, da kannst du zum Regisseur rennen und sagen; was hältst du hier von und davon? Manche sagen: Gute Idee, manche sagen, ich bin der Regisseur, halt mal die Klappe. Und wenn Du selbst was machen willst, musst Du hinter die Kamera gehen."
    Nicht nur in den letzten Jahren fährt er Traumergebnisse an den Kinokassen ein, vor allem die Komödien laufen gut, über sechs Millionen Zuschauer für "Keinohrhasen", über vier bei "Kokowääh". Und auch als Schauspieler war er an den größten deutschen Kinoerfolgen aller Zeiten beteiligt.
    "Weißt du eigentlich, wieso ihr Schwulen es besser habt als wir Normalen?" - "Da bin ich aber mal gespannt." - "Weil ihr keinen Ärger habt mit Frauen." - "Dafür müssen wir uns mit Männern rumärgern, ist auch nicht viel komischer." - "Frauen sind schlimmer." (Aus: "Der Bewegte Mann")
    Der Bewegte Mann brachte 1994 über Nacht den Durchbruch. Til Schweiger war die perfekte Besetzung für den Hetero, der Frauen und Männern den Kopf verdreht. Denn sein Aussehen war von Anfang an sein Kapital vor der Kamera, das empfand er damals nicht nur als Vorteil.
    "Ich hab eine Zeit gehadert nach ‚Der Bewegte Mann‘, das angebliche Sexsymbol zu sein, das wollte ich doch nicht, ich wollte doch Schauspieler werden. Aber irgendwann hab ich die Vorteile gesehen, die Power, die ich damit gekriegt hab, die konnte ich benutzen und Produzent werden. Vor dem ‚Bewegten Mann‘ hätte mir keiner eine müde Mark gegeben."
    Die Charakterrollen spielen nach wie vor andere, aber was Til Schweiger unbestritten hat, ist Leinwandpräsenz. Er macht was her, sieht im Designeranzug genauso gut aus wie im Hoodie.
    "Es kommt mir so vor, als könnte Theben einen Helden gebrauchen." - "Ja, und wer bist du?" - "Ich bin Herkules und ich bin zufällig ein Held." (Aus: "Herkules")
    Kaum zu glauben aber wahr: Til Schweiger hat auch als Synchronsprecher gearbeitet, parallel zu seiner Rolle als Zeitsoldat in der Lindenstraße zum Beispiel, oder später im Disney-Animationsfilm "Herkules". Die Heldenrollen schreibt er sich als Co-Autor inzwischen selbst. Mal den Beschützer für Frauen oder Kinder wie in "Barfuß" oder "Schutzengel", mal den leichten Versager, dem Job und Beziehung gekündigt werden wie in "Kokowääh" oder "Keinohrhasen."
    "Wenn ich keinen Psychopathen spielen darf, dann wenigstens Helden, die nicht so glatt sind, obwohl viele schreiben, der Schweiger ist glatt. Pfft."
    Von wegen "pfft", heute geht er mit Kritik etwas dünnhäutig um. Star sein, der immer wieder auch in Hollywood arbeitet, und verrissen werden, das passt für ihn offenbar nicht zusammen. Mit diesem Widerspruch, dass ihn trotz seines Erfolgs längst nicht alle mögen, wird der Til wohl weiter leben müssen. Einen, der für das Filmemachen brennt, einen Netzwerker und Motivator wie ihn braucht das deutsche Kino auf jeden Fall. Einen mit der Fähigkeit zur Selbstironie allemal.
    Er: "Ich find, ich sehe viel jünger aus. Ich werd auch immer jünger geschätzt." - Sie: "Ja, was ist mit meiner Augencreme passiert? Hast Du die benutzt?" - Er: "Quatsch, Augencreme, was soll ich denn mit Deiner Augencreme." (Aus: "Zweiohrküken")