Archiv

Gehör
Tinnitus könnte eine Fehlinterpretation des Gehirns sein

Bei einem Tinnitus pfeift und klingelt es eigentlich gar nicht in unseren Ohren, sondern das Gehirn unterliegt einer Fehlinterpretation. Diese Theorie haben Forscher aus Deutschland, England und den USA aufgestellt. Demnach spielen zwei Prozesse im Gehirn falsch zusammen.

    Porträt einer schreienden Frau
    Ein Tinnitus könnte eine Fehlinterpretation des Gehirns sein (imago stock&people)
    Der erste ist ein Verstärkungsmechanismus für schwache Signale, bei dem ein internes Rauschen entsteht, sozusagen das Grundrauschen des Gehirns. Dadurch können leise Geräusche besser wahrgenommen werden. Der zweite Prozess ist die Neigung des Gehirns, Wahrnehmungen vorwegzunehmen und zu vervollständigen, zum Beispiel bei gesprochenen oder gelesenen Sätzen. Beim Tinnitus wird dieses Grundrauschen vom Gehirn falsch interpretiert,wie die Forscher im Fachmagazin "scinexx" berichten. Das Gehirn versucht demnach bei einem Tinnitus vorherzusagen, wie das Grundrauschen weitergeht. Es kommt zu einer Art Rückkopplung und pfeift, weil das Gehirn in das Grundrauschen ein neues Geräusch hinein interpretiert.
    Das könnte auch erklären, warum Menschen mit Tinnitus gerade auf leise Geräusche besonders sensibel reagieren. Denn diese schwachen Signale werden zusammen mit dem Grundrauschen verstärkt.
    Diese Nachricht wurde am 06.11.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.