Prolog: Dies ist ein Selbstversuch. Ich - freie Journalistin - Ende 30 - will mich beruflich verändern. Mithilfe von Life/ Work Planning.
Zwei Pluspunkte schon mal vorne weg: Bei Life/ Work Planning kommt an keiner Stelle die klassische schriftliche Bewerbung mit Anlagen vor. John Webb sagt dazu nur:
"Verbrennen!"
Zweiter Pluspunkt: Für diese besondere Form der Karriereplanung gibt es keine Altersgrenze, erklärt mir der gebürtige US-Amerikaner.
"Nein, gar nicht. Ich hab einen Kursdurchschnittsalter von um die 40, 41 Jahren. Ich hab Leute 55, 57, 59, 61, 63, 65!"
Wer sich auf Life/ Work Planning a la John Webb einlässt, muss viel Aufwand betreiben und Geduld mitbringen. Tausendsassa Webb, der früher auch mal als Lehrer, Datenbankadministrator oder Koch gearbeitet hat, veranschlagt für die Zielerreichung mal so grob zehn Jahre.
Anfangen tut alles mit einer gründlichen Selbstanalyse.
"Wir fangen mit Biografie-Arbeit an, rückwirkend bis zum sechsten Geburtstag. Angefangen mit Familienleben, Freundschaften, Beziehungen, das offizielle Leben, wie sie gearbeitet haben in den letzten Jahren, wie das Studium war, die Schule, aber auch die Freizeit."
Zu diesem biografischen Ermitteln meiner Fähigkeiten gehört der Austausch in der Kurskleingruppe. Ich erzähle also, dass ich in der zwölften Klasse erfolgreich verhindert habe, dass die Reise des Französischleistungskurses nach Mont St. Michel ging - wie das der Lehrer wollte. Stattdessen fuhren wir nach Paris, weil ich die Mehrheit meiner Mitschüler durch Argumente überzeugen konnte, dass dieses Ziel für uns attraktiver ist.
Analyse meiner Kleingruppe: Ich sei zielstrebig, willensstark, überzeugend, unkonventionell und selbstbewusst. Na, das wusste ich doch schon vorher, egal. Die nächste Aufgabe für die Runde lautet:
"Was tust du denn gern?"
Da gibt es eine ganze Menge, aber aus meinen Hobbys will ich einfach keinen Beruf machen. Die Analyse meiner Interessen ergibt, dass ich mich gerne mit Politik befasse und ich in dieser Gesellschaft eine ganze Menge verändern möchte. Berufspolitikerin wäre also eine gute Variante meine Interessen und Fähigkeiten zusammenzubringen. Jetzt kommt die Phase der Informationsgespräche erklärt Webb der Runde:
"Es gibt nur eine valide Quelle für so etwas und das ist: Ich rede mit den Leute, die das tun, was es ist, was ich denke, was ich tun möchte."
Na gut, dann interviewe ich doch jetzt mal Politiker in eigener Sache. Die Fragen gibt mir John Webb allerdings vor: Ich soll mich erkundigen, wie sie auf ihre Position gekommen sind, was das Gute daran ist, was nicht so toll ist - und wen ich noch nach seinen derartigen Erfahrungen fragen könnte. Das ist alles.
OK! Ruf ich doch gleich mal bei Michel Glos an. Der hat ja jetzt wieder viel Zeit und wird sich bestimmt mit mir auf ein Bierchen treffen. Und danach gehe ich mit Cem Özdemir essen, an den hätte ich sowieso auch noch ein paar mehr Fragen. Politikerreisen, Spesen. Sie wissen schon...
Wenn ich auf diesem Weg recherchiert habe, wo ich hinpasse, wo ich arbeiten will und wo auch Bedarf ist: Dann werde Ich dem Boss ein Gespräch anbieten. Am Anfang stehe ein Telefonat, in dem ich einen Köder auswerfe, erklärt Webb dem Schnupperkurs:
"Ich habe eine Idee für mehr Umsatz, neue Kunden, neue Niederlassung, solche Dinge - Oh wirklich sie haben eine Idee? Erzählen sie mir das!"
Na ja, wie die SPD wieder mehr Wähler haben könnte, weiß ich schon jetzt. Werde gleich mal die Telefonnummer von Franz Müntefering raussuchen.
Was mich an John Webb wirklich verblüfft ist, dass er keine, aber auch wirklich gar keine Probleme sieht, die andere sehen. Beispielsweise Entlassungen überall, wenn nicht gar Insolvenz:
"Es gelten andere Spielregeln. Es klingt arrogant, einfach zu sagen: Es ist egal, was passiert."
Webb propagiert unbedingte Ehrlichkeit, auch was die eigenen Macken und Schwächen angeht. Das schrecke potenzielle Kollegen und Chefs nicht ab, so seine These, denn bei Life/ Work Planning gehe es darum, Gleichgesinnte zu finden.
"Die Idee ist, dass man sehr wahrscheinlich produktiver und auch glücklicher wird, wenn man bei Leuten landet, die so drauf sind, wie man drauf ist. Nur um die zu suchen, muss man erstmal bei sich selbst die Mühe gemacht haben, zu erkennen, was bin ich denn nun für einer?"
Epilog: Leute die so drauf sind wie ich? Hm. Die habe ich bislang vor allem unter den Kollegen Journalisten getroffen. Vielleicht sollte ich doch lieber bei meinem jetzigen Beruf bleiben?
Einen guten Überblick über Life/ Work Planning bietet das Buch von Richard Nelson Bolles "Durchstarten zum Traumjob".
Weitere Informationen gibt es auch auf der Internetseite: www.lifeworkplanning.de
Zwei Pluspunkte schon mal vorne weg: Bei Life/ Work Planning kommt an keiner Stelle die klassische schriftliche Bewerbung mit Anlagen vor. John Webb sagt dazu nur:
"Verbrennen!"
Zweiter Pluspunkt: Für diese besondere Form der Karriereplanung gibt es keine Altersgrenze, erklärt mir der gebürtige US-Amerikaner.
"Nein, gar nicht. Ich hab einen Kursdurchschnittsalter von um die 40, 41 Jahren. Ich hab Leute 55, 57, 59, 61, 63, 65!"
Wer sich auf Life/ Work Planning a la John Webb einlässt, muss viel Aufwand betreiben und Geduld mitbringen. Tausendsassa Webb, der früher auch mal als Lehrer, Datenbankadministrator oder Koch gearbeitet hat, veranschlagt für die Zielerreichung mal so grob zehn Jahre.
Anfangen tut alles mit einer gründlichen Selbstanalyse.
"Wir fangen mit Biografie-Arbeit an, rückwirkend bis zum sechsten Geburtstag. Angefangen mit Familienleben, Freundschaften, Beziehungen, das offizielle Leben, wie sie gearbeitet haben in den letzten Jahren, wie das Studium war, die Schule, aber auch die Freizeit."
Zu diesem biografischen Ermitteln meiner Fähigkeiten gehört der Austausch in der Kurskleingruppe. Ich erzähle also, dass ich in der zwölften Klasse erfolgreich verhindert habe, dass die Reise des Französischleistungskurses nach Mont St. Michel ging - wie das der Lehrer wollte. Stattdessen fuhren wir nach Paris, weil ich die Mehrheit meiner Mitschüler durch Argumente überzeugen konnte, dass dieses Ziel für uns attraktiver ist.
Analyse meiner Kleingruppe: Ich sei zielstrebig, willensstark, überzeugend, unkonventionell und selbstbewusst. Na, das wusste ich doch schon vorher, egal. Die nächste Aufgabe für die Runde lautet:
"Was tust du denn gern?"
Da gibt es eine ganze Menge, aber aus meinen Hobbys will ich einfach keinen Beruf machen. Die Analyse meiner Interessen ergibt, dass ich mich gerne mit Politik befasse und ich in dieser Gesellschaft eine ganze Menge verändern möchte. Berufspolitikerin wäre also eine gute Variante meine Interessen und Fähigkeiten zusammenzubringen. Jetzt kommt die Phase der Informationsgespräche erklärt Webb der Runde:
"Es gibt nur eine valide Quelle für so etwas und das ist: Ich rede mit den Leute, die das tun, was es ist, was ich denke, was ich tun möchte."
Na gut, dann interviewe ich doch jetzt mal Politiker in eigener Sache. Die Fragen gibt mir John Webb allerdings vor: Ich soll mich erkundigen, wie sie auf ihre Position gekommen sind, was das Gute daran ist, was nicht so toll ist - und wen ich noch nach seinen derartigen Erfahrungen fragen könnte. Das ist alles.
OK! Ruf ich doch gleich mal bei Michel Glos an. Der hat ja jetzt wieder viel Zeit und wird sich bestimmt mit mir auf ein Bierchen treffen. Und danach gehe ich mit Cem Özdemir essen, an den hätte ich sowieso auch noch ein paar mehr Fragen. Politikerreisen, Spesen. Sie wissen schon...
Wenn ich auf diesem Weg recherchiert habe, wo ich hinpasse, wo ich arbeiten will und wo auch Bedarf ist: Dann werde Ich dem Boss ein Gespräch anbieten. Am Anfang stehe ein Telefonat, in dem ich einen Köder auswerfe, erklärt Webb dem Schnupperkurs:
"Ich habe eine Idee für mehr Umsatz, neue Kunden, neue Niederlassung, solche Dinge - Oh wirklich sie haben eine Idee? Erzählen sie mir das!"
Na ja, wie die SPD wieder mehr Wähler haben könnte, weiß ich schon jetzt. Werde gleich mal die Telefonnummer von Franz Müntefering raussuchen.
Was mich an John Webb wirklich verblüfft ist, dass er keine, aber auch wirklich gar keine Probleme sieht, die andere sehen. Beispielsweise Entlassungen überall, wenn nicht gar Insolvenz:
"Es gelten andere Spielregeln. Es klingt arrogant, einfach zu sagen: Es ist egal, was passiert."
Webb propagiert unbedingte Ehrlichkeit, auch was die eigenen Macken und Schwächen angeht. Das schrecke potenzielle Kollegen und Chefs nicht ab, so seine These, denn bei Life/ Work Planning gehe es darum, Gleichgesinnte zu finden.
"Die Idee ist, dass man sehr wahrscheinlich produktiver und auch glücklicher wird, wenn man bei Leuten landet, die so drauf sind, wie man drauf ist. Nur um die zu suchen, muss man erstmal bei sich selbst die Mühe gemacht haben, zu erkennen, was bin ich denn nun für einer?"
Epilog: Leute die so drauf sind wie ich? Hm. Die habe ich bislang vor allem unter den Kollegen Journalisten getroffen. Vielleicht sollte ich doch lieber bei meinem jetzigen Beruf bleiben?
Einen guten Überblick über Life/ Work Planning bietet das Buch von Richard Nelson Bolles "Durchstarten zum Traumjob".
Weitere Informationen gibt es auch auf der Internetseite: www.lifeworkplanning.de