
Unter dem Sammelbegriff "Sleepmaxxing" (in etwa: den Schlaf optimieren) geben Influencer vermeintliche Tipps, wie man seine Schlafqualität verbessern kann. Doch nicht alle Empfehlungen sorgen tatsächlich für erholsame Nachtruhe: Hinter dem Trend verbergen sich viele dubiose Behauptungen ohne jede wissenschaftliche Grundlage - die zum Teil sogar gefährlich sind.
Ein Todesfall nach "neck swinging" in China
Eines der vermeintlichen Wundermittel gegen Schlaflosigkeit ist das sogenannte "neck swinging", das insbesondere in chinesischen Onlinediensten populär wurde: Dabei hängen sich Menschen mit gepolsterten Gürteln unter dem Kinn und am Nacken in die Luft und lassen ihre Körper hin- und herschwingen. "Diejenigen, die es ausprobieren, behaupten, dass sich ihre Schlafprobleme deutlich verbessert haben", heißt es in einem über elf Millionen Mal aufgerufenen Video im Onlinedienst X - Beweise dafür gibt es nicht.
Im Gegenteil: Seit ein chinesischer Staatssender mindestens einen Todesfall im Zusammenhang mit dem "neck swinging" meldete, schlagen Experten Alarm. Dies sei ein gutes Beispiel dafür, "wie Online-Medien das Absurde normalisieren können", sagt der auf Falschinformationen spezialisierte Experte Timothy Coulfield von der Universität Alberta in Kanada. "Sleepmaxxing"-Routinen wie diese seien "lächerlich, potenziell schädlich und ohne wissenschaftliche Grundlage".
Ein Pflaster auf den Mund soll helfen - Belege gibt es keine
Eine weitere beliebte Praxis unter Schlafoptimierern ist das sogenannte "Mouth Taping", das nächtliche Zukleben des Mundes mit einem speziell entwickelten Pflaster. Zahlreiche Influencer empfehlen ein solches Pflaster zur Förderung der Nasenatmung. Demnach sorge das "Mouth Taping" für besseren Schlaf, fördere die Mundgesundheit und verringere Schnarchen - auch diese Angaben bleiben ohne Beweise.
Eine Untersuchung der US-Universität George Washington kam vielmehr zu dem Schluss, dass diese Behauptungen wissenschaftlich nicht belegt werden können. Medizinische Fachleute warnen zudem, dass das nächtliche Zukleben des Mundes gefährlich sein könnte - insbesondere für Menschen, die an Schlafapnoe leiden.
Weitere von "Sleepmaxxing"-Influencern angepriesene und wissenschaftlich unbelegte Tipps für besseren Schlaf reichen vom Verzehr von zwei Kiwis direkt vor dem Zubettgehen, über Gewichtsdecken bis hin zum Tragen von blau und rot gefärbten Brillengläsern.
Expertin: Der Druck, Schlafmangel zu beheben, kann ihn verstärken
Ausreichender Schlaf gilt zwar zurecht als Grundpfeiler einer guten Gesundheit. Doch warnen Experten, dass "Sleepmaxxing" zu einer übermäßigen, obsessiven Beschäftigung mit dem perfekten Schlaf führen könnte: Schlechter Schlaf werde oft durch die "Angst, ihn zu beheben" verstärkt, sagt die britische Schlafexpertin Kathryn Pinkham. Eine Tatsache, die von "Sleepmaxxing"-Influencern weitgehend ignoriert werde. "Je mehr wir versuchen, den Schlaf mit Tricks oder starren Routinen zu kontrollieren, desto wachsamer und gestresster werden wir", sagt Pinkham.
Einige "Sleepmaxxing"-Influencer versuchen zudem, von der wachsenden Beliebtheit des Trends finanziell zu profitieren, indem sie Produkte, wie Mundpflaster, schlaffördernde Getränkepulver und "Sleepmax-Gummibärchen" mit Melatonin bewerben. Die US-Akademie für Schlafmedizin rät jedoch von Melatonin zur Behandlung von Schlaflosigkeit bei Erwachsenen ab und verweist auf widersprüchliche medizinische Erkenntnisse hinsichtlich dessen Wirksamkeit.
Unabhängig vom konkreten Tipp: Bei wirklichen Schlafproblemen sollte nach Angaben von Experten immer ein Arzt aufgesucht werden.
Diese Nachricht wurde am 12.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.