Die Erde vor 465 Millionen Jahren. Die Weltkarte von damals kommt uns fremd vor, denn die Landmassen hatten eine andere Form und lagen an ganz anderen Stellen. Der heutige Norden von Portugal beispielsweise war ein Meer vor der Küste des Südkontinents Gondwana:
"Damals herrschten in unserer Region ganz besondere Verhältnisse, denn sie lag in der Nähe des Südpols. Sie war Teil eines vom umgebenden Ozean isolierten Meeresbeckens mit sehr kaltem Wasser, dem es in Bodennähe an Sauerstoff mangelte."
Beschreibt Artur Sa von der Universität Trás-os-Montes e Alto Douro im portugiesischen Villa Real. Die Meeresströmungen in dieser gigantischen "Badewanne" waren schwach. So entstanden in tieferen Wasserschichten stabile, sauerstoffarme Zonen. Allerdings wurden die hin und wieder einmal von der Oberfläche her mit sauerstoffreichen Wasser vermischt:
"Wenn es dann in Bodennähe ausreichend Sauerstoff gab, fanden sich dort sofort Tiere ein. Allerdings dauerten die guten Zeiten nie lange: Sobald der Sauerstoff aufgebraucht war oder wenn sauerstoffarmes Wasser in die Lebensräume schwappte, starben alle, die Bodennähe lebten."
Sehr zur Freude der Paläontologen, erklärt Diego García-Bellido Capdevila von der Complutense-Universität in Madrid: Schließlich überraschte der Tod zahllose Lebewesen vom Wurm bis zum Trilobiten mitten in ihrem Treiben:
"Deshalb konnten wir mit dieser Fundstätte, dem Arouca Geopark in Nordportugal, das Verhalten der Trilobiten nachvollziehen, also von Tieren, die vor 250 Millionen Jahren ausgestorben sind. Wir sehen, wie sie auf dem Meeresboden lebten, wie sie sich beispielsweise vor Fressfeinden schützten."
Dazu versteckten sie sich zu mehreren unter den Panzer eines größeren toten Trilobiten oder zogen sich in Löcher auf dem Meeresgrund zurück. Darin hockten sie, einer hinter dem anderen - und zwar nicht nur die Trilobiten einer Art, sondern bunt durcheinandergemischt die verschiedener Arten. Die Trilobiten suchten aber auch aus anderen Gründen die Gemeinschaft:
"Wir fanden viele Gruppen von Trilobiten während der Häutung. Auch dazu suchten sie Vertiefungen im Meeresgrund auf, denn in dieser Zeit ist ihr Panzer weich, und sie sind besonders verletzlich. Anscheinend nutzten sie diese Zeit auch zur Fortpflanzung. Sie zeigen ein Verhalten wie heute die Pfeilschwanzkrebse."
Bei denen geben die Hormone, die die Häutung auslösen, auch den Impuls für die sexuelle Fortpflanzung. Die Fossillagerstätte in Nordportugal beweist also, dass die Trilobiten soziale Wesen waren. Sie trafen sich mal in kleinen Gruppen, oft zu Hunderten und einmal sogar zu tausend Tieren. Die Trilobiten von Arouca waren seinerzeit etwas Besonderes - denn sie wuchsen zu Giganten heran: Der größte muss es zu Lebzeiten auf 90 Zentimeter gebracht haben. Das ist ungeheuer viel für eine Gruppe von Lebewesen, die normalerweise faustgroß wurde. Die wahrscheinliche Erklärung ist Riesenwuchs in Polnähe, denn:
"Durch den Vergleich mit modernen Gliederfüßern wissen wir, dass viele in kalten Polarmeeren größer werden und zu Riesenwuchs neigen wie etwa heute die riesigen Königskrabben auf der Nordhemisphäre."
Die größten der Riesen-Trilobiten ernährten wahrscheinlich davon, dass sie das Sediment nach Verdaubarem "durchfrästen". Es gibt zu viele von ihnen, als dass sie räuberisch hätten leben können. Sie wären eher so etwas wie das marine Gegenstück der Nilpferde und Giraffen. Bei den kleineren Arten glauben die Paläontologen, dass sie eher Aasfresser waren oder Würmer und andere Beutetiere jagten. Für Artur Sa ist besonders faszinierend, wie weit die Wurzeln des Verhaltens heute noch lebender Gliedertiere in die Erdgeschichte hineinreichen:
"In diesem Jahr feiern wir 200 Jahre Darwin, und das gibt diesen Funden eine besondere Bedeutung, denn heute verhalten sich Tiere immer noch so wie ihre Ururahnen vor mehr als 540 Millionen Jahren, als die Tiere auf der Erde erschienen."
"Damals herrschten in unserer Region ganz besondere Verhältnisse, denn sie lag in der Nähe des Südpols. Sie war Teil eines vom umgebenden Ozean isolierten Meeresbeckens mit sehr kaltem Wasser, dem es in Bodennähe an Sauerstoff mangelte."
Beschreibt Artur Sa von der Universität Trás-os-Montes e Alto Douro im portugiesischen Villa Real. Die Meeresströmungen in dieser gigantischen "Badewanne" waren schwach. So entstanden in tieferen Wasserschichten stabile, sauerstoffarme Zonen. Allerdings wurden die hin und wieder einmal von der Oberfläche her mit sauerstoffreichen Wasser vermischt:
"Wenn es dann in Bodennähe ausreichend Sauerstoff gab, fanden sich dort sofort Tiere ein. Allerdings dauerten die guten Zeiten nie lange: Sobald der Sauerstoff aufgebraucht war oder wenn sauerstoffarmes Wasser in die Lebensräume schwappte, starben alle, die Bodennähe lebten."
Sehr zur Freude der Paläontologen, erklärt Diego García-Bellido Capdevila von der Complutense-Universität in Madrid: Schließlich überraschte der Tod zahllose Lebewesen vom Wurm bis zum Trilobiten mitten in ihrem Treiben:
"Deshalb konnten wir mit dieser Fundstätte, dem Arouca Geopark in Nordportugal, das Verhalten der Trilobiten nachvollziehen, also von Tieren, die vor 250 Millionen Jahren ausgestorben sind. Wir sehen, wie sie auf dem Meeresboden lebten, wie sie sich beispielsweise vor Fressfeinden schützten."
Dazu versteckten sie sich zu mehreren unter den Panzer eines größeren toten Trilobiten oder zogen sich in Löcher auf dem Meeresgrund zurück. Darin hockten sie, einer hinter dem anderen - und zwar nicht nur die Trilobiten einer Art, sondern bunt durcheinandergemischt die verschiedener Arten. Die Trilobiten suchten aber auch aus anderen Gründen die Gemeinschaft:
"Wir fanden viele Gruppen von Trilobiten während der Häutung. Auch dazu suchten sie Vertiefungen im Meeresgrund auf, denn in dieser Zeit ist ihr Panzer weich, und sie sind besonders verletzlich. Anscheinend nutzten sie diese Zeit auch zur Fortpflanzung. Sie zeigen ein Verhalten wie heute die Pfeilschwanzkrebse."
Bei denen geben die Hormone, die die Häutung auslösen, auch den Impuls für die sexuelle Fortpflanzung. Die Fossillagerstätte in Nordportugal beweist also, dass die Trilobiten soziale Wesen waren. Sie trafen sich mal in kleinen Gruppen, oft zu Hunderten und einmal sogar zu tausend Tieren. Die Trilobiten von Arouca waren seinerzeit etwas Besonderes - denn sie wuchsen zu Giganten heran: Der größte muss es zu Lebzeiten auf 90 Zentimeter gebracht haben. Das ist ungeheuer viel für eine Gruppe von Lebewesen, die normalerweise faustgroß wurde. Die wahrscheinliche Erklärung ist Riesenwuchs in Polnähe, denn:
"Durch den Vergleich mit modernen Gliederfüßern wissen wir, dass viele in kalten Polarmeeren größer werden und zu Riesenwuchs neigen wie etwa heute die riesigen Königskrabben auf der Nordhemisphäre."
Die größten der Riesen-Trilobiten ernährten wahrscheinlich davon, dass sie das Sediment nach Verdaubarem "durchfrästen". Es gibt zu viele von ihnen, als dass sie räuberisch hätten leben können. Sie wären eher so etwas wie das marine Gegenstück der Nilpferde und Giraffen. Bei den kleineren Arten glauben die Paläontologen, dass sie eher Aasfresser waren oder Würmer und andere Beutetiere jagten. Für Artur Sa ist besonders faszinierend, wie weit die Wurzeln des Verhaltens heute noch lebender Gliedertiere in die Erdgeschichte hineinreichen:
"In diesem Jahr feiern wir 200 Jahre Darwin, und das gibt diesen Funden eine besondere Bedeutung, denn heute verhalten sich Tiere immer noch so wie ihre Ururahnen vor mehr als 540 Millionen Jahren, als die Tiere auf der Erde erschienen."