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Tod von Richard Kiel
Karriere mit Biss

Er war der Beißer in den James-Bond-Filmen Der Spion, der mich liebte und Moonraker – streng geheim. Der Schauspieler Richard Kiel ist im Alter von 74 Jahren gestorben.

von Thorsten Funke | 11.09.2014
    Mann mit Stahlgebiss
    In einer Pause während der Dreharbeiten zu dem James-Bond-Streifen "Der Spion, der mich liebte" (1977) demonstriert Schauspieler Richard Kiel im Oktober 1976 sein Stahlgebiss (dpa/picture-alliance/Martin Athenstädt)
    In jedem James-Bond-Film gibt es einen Mann fürs Grobe, einen Killer, der für den meist von einem bekannten Schauspieler dargestellten Bösewicht die Arbeit des Tötens erledigt. Kaum jemand erinnert sich an die Namen oder Gesichter dieser Figuren. Die Auftritte von Richard Kiel gehören zu den großen Ausnahme.
    Kiel war der Beißer, der einzige Bond-Gegner, der nicht sterben musste. Ihm wurde sogar ein zweiter Auftritt vergönnt und schließlich ein Happy End. 35 Jahre nach seiner Zeit als Mann mit dem Gebiss aus Stahl ist Richard Kiel nun gestorben. Er wurde 74 Jahre alt.
    Ein großer Darsteller war er nie, es war eher seine physische Präsenz (2,18 Meter!) in Verbindung mit einem Gesicht, das selbst in Momenten größter Brutalität beim Zuschauer eine gewisse Sympathie für den Killer aufkommen ließ. Sein Gebiss aus Stahl war furchterregend, erinnerte Zahnspangen tragende Kinder aber auch an das eigene Martyrium. Der Beißer war halb Killer, halb Komödiant. Was nicht heißt, dass seine Auftritte nicht mit Gänsehaut genossen wurden.
    Wer Ende der 70er-Jahre als Kind oder Jugendlicher im Kino saß und den Beißer in Aktion erlebte, traute damals seinen Augen nicht: Er zerbeißt ein Seilbahn-Kabel! Es habe sich angefühlt, wie auf der Stoßstange eines Autos zu kauen, erzählte Kiel später. Einmal fällt der Beißer in ein Haifischbecken, und es ist keine Frage, wer darin wen zerfleischt. Einen ungebremsten Fallschirmsprung überlebt er ebenfalls. Der Gesichtsausdruck, den er aufsetzt, als die Reißleine versagt, ist unsterblich.
    Der Ausnahme-Gangster
    Die beiden Bond-Filme, in denen Richard Kiel auftrat, "Der Spion der mich liebte" von 1977 und "Moonraker – streng geheim" von 1979, gelten heute als Ausrutscher. Sie sind bunter, unbeschwerter, trivialer als die heutigen "No-Nonsense"-Filme mit Daniel Craig, als dessen Gegner man sich kaum jemanden wie den Beißer vorstellen kann, der sich am Schluss von Moonraker auf die Seite Bonds stellt und sich in eine Blondine mit zwei Zöpfen verliebt.
    Der Mann mit dem Stahlgebiss war mit Abstand Richard Kiels bekannteste Figur. Er spielte zahlreiche kleine Rollen in Fernsehserien und Spielfilmen, etwa in Adam Sandlers Happy Gilmore von 1996 und in den letzten Jahren als Sprecher in Trickfilmen. Schon Anfang der 60er Jahre tauchte er in Fernsehserien auf, unter anderem in einigen Folgen von Lassie und in Filmen mit Titeln wie "The Phantom Planet". Mit Arnold Schwarzenegger konkurrierte Kiel, der auch als Mathematiklehrer arbeitete, einst um die Titelrolle in einer Fernsehserie über das grüne Comic-Monster "Hulk"; keiner von beiden bekam die Rolle.
    Kiels Filmografie listet mehr als 70 Auftritte, er war der ewige Nebendarsteller. Bei James Bond aber wurde er in den Augen der Fans zur Hauptfigur.