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Tolle Idee! – Was wurde daraus?

Technik. - Brennstoffzellen gelten als Batterien von morgen. In einer Art kalter Verbrennung verwandeln sie Wasserstoff oder Alkohol in elektrische Energie. Doch nach vollmundigen Ankündigungen macht sich immer mehr Ernüchterung unter den Anbietern breit.

Von Ralf Krauter | 18.04.2006
    Brennstoffzelle statt Laptop-Akku – das klingt gut. Doch die Geschichte von der ausdauernden Spannungsversorgung für tragbare Computer ist geprägt von voreiligen Versprechungen und verschobenen Verkaufsstarts.

    "März 2002: Der koreanische Elektronikkonzern LG präsentiert ein Notebook mit integrierter Stromversorgung auf Brennstoffzellenbasis."

    Dezember 2002: Der Chiphersteller Intel erklärt die Brennstoffzelle zur Laptop-Stromquelle der Zukunft. Namhafte Computerhersteller wollen die Technologie in zwei Jahren zur Serienreife entwickeln.

    "März und Juli 2003: Toshiba und NEC präsentieren Prototypen von Laptops mit Direktmethanol-Brennstoffzelle. Angekündigter Verkaufsstart: 2004."

    Oktober 2004: NEC gibt bekannt, dass die Markteinführung seiner Notebook-Brennstoffzellen bis 2007 auf sich warten lassen könnte.

    "März 2006: Der taiwanesische Hersteller Antig verkündet auf der CeBIT, bis Ende des Jahres eine Brennstoffzelle auf den Markt zu bringen, die in den Laufwerksschacht eines Notebooks passt."

    Zu kaufen gibt es sie also immer noch nicht, die Superbatterie für tragbare Computer. Dabei war ein erster Prototyp bereits 1998 entwickelt - unter Beteiligung des Physikers Dr. Christopher Hebling. Der Abteilungsleiter am Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme in Freiburg räumt ein, dass man bei diesem Schneckentempo schon ungeduldig werden könne, blickt aber optimistisch nach vorn.

    "Ich glaube, dass die Gesamtanzahl der internationalen Aktivitäten inzwischen ein Maß überschritten haben, dass eine Markteinführung in größerem Stile wirklich realistisch ist."

    Und zwar in zwei bis drei Jahren, schätzt Christopher Hebling – genauer festlegen mag er sich nicht. Im Auftrag von LG hatten die Fraunhofer-Forscher 2002 das erste Brennstoffzellensystem entwickelt, das ganz im Akkuschacht eines Notebooks verschwand. Doch die Betriebsdauer war nicht berauschend. Die Idee, den elektrochemischen Energiewandler samt Treibstofftank ins Laptop-Gehäuse zu integrieren, wurde wieder verworfen.

    "Was man in erster Linie gelernt hat, ist, dass es in jedem Fall sinnvoll ist, den Brennstoffspeicher – sei es nun Methanol oder Wasserstoff – eben extern zu halten, weil man doch eben dann diesen Vorteil hat, dass man mit einem hohen Tankvolumen eine deutlich längere Betriebszeit erfüllen kann."

    IBM und die führenden japanischen Hersteller setzen derzeit alle auf Direktmethanol-Brennstoffzellen. Die verwenden flüssigen Alkohol als Treibstoff. Getankt wird mit Plastikkartuschen, die Druckerpatronen ähneln und an den Computer angeschlossen werden. Eine speziell beschichtete Membran in der Brennstoffzelle spaltet den Alkohol in Wasserstoffionen, Kohlendioxid und Elektronen. Weil nur die Wasserstoffionen durch die Membran gelangen, fließt ein elektrischer Strom. Bei Feldtests in Japan sind solche Brennstoffzellen-Laptops schon im Einsatz.

    "All diese Systeme sind Docking-Systeme – extern. Das heißt die Philosophie ist die, dass die Batterie völlig unverändert im Gehäuse verbleibt und dass man über die Docking-Station letztlich eine Nachladung, so was wie eine mobile Steckdose realisiert."
    Mit ihrer Leistung von zehn bis 20 Watt sind die mobilen Steckdosen zu schwach auf der Brust, um den Akku komplett zu ersetzen. Dazu müssten sie bis zu 50 Watt liefern können, was die Brennstoffzellenstapel unhandlich werden ließe. Das von NEC entwickelte System etwa ist so groß wie eine Dockingstation. Die Verzögerung seiner Markteinführung begründeten die Japaner 2004 mit fehlenden Standards und Vertriebswegen für die Alkoholkartuschen sowie mit Sicherheitsaspekten.

    "Was in jedem Fall zu beobachten ist, dass die Masse an Aktivitäten so zugenommen hat, dass die Frage des Standardisierung – auch des Transports in Flugzeugen beispielsweise – dass das mit Hochdruck im Moment bearbeitet wird."

    Fragt sich nur, wie viele Laptop-Nutzer bereit sind, für eine mobile Ladestation zusätzlich Geld auf den Tisch zu blättern. Toshiba hat deshalb längst auch ein anderes Geschäftsfeld für Mini-Brennstoffzellen im Visier: mp3-player. Die Prototypen sind kaum größer als gängige Geräte. Dafür laufen sie mit einer Methanolpatrone 60 Stunden. Geplante Markteinführung 2007 – angeblich.