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Tolle Idee! – Was wurde daraus?

Technik. - Geringeren Wasserverbrauch und vor allem saubere Kleidung auch ohne schwer abbaubare Chemiesubstanzen versprach die japanische Elektrofirma Sanyo im Jahr 2001 mit der ersten Waschmaschine auf Ultraschallbasis. Doch die Technik fand in Europa keinen Anklang.

Von Ralf Krauter |
    Es gibt tolle Ideen, die alle zehn Jahre erneut für Schlagzeilen sorgen. Die Ultraschallwaschmaschine ist eine davon, sagt Prof. Hans Hloch von der Fachhochschule Niederrhein. Der Ingenieur erinnert sich noch gut an seinen ersten direkten Kontakt mit der revolutionären Waschtechnologie.

    "Das dürfte so 1985 gewesen sein. Da gab’s also in der deutschen Presse ziemlichen großen Wirbel mit einer Waschmaschine, die mit Ultraschall arbeiten soll. Und da sind wir aufgefordert worden, entsprechende Prüfgewebe bereitzustellen, um solche Waschmaschinen zu testen. Die haben wir zur Verfügung gestellt, die sind dann in Japan gewaschen worden mit dieser Waschmaschine. Und wir haben dann die Auswertung durchgeführt."

    Hans Hloch arbeitet am Institut für Wäschereiforschung in Krefeld, einer weltweit anerkannten Stätte der Wäschereiforschung mit 45 Mitarbeitern und drei Millionen Jahresbudget. Ultraschall statt Waschmittel, das machte die Experten in Krefeld hellhörig. Doch schon die ersten Tests Mitte der 1980er Jahre in Japan belegten: Die Technologie hält nicht, was die Hersteller versprechen.

    "Eigentlich war das ein sehr ernüchterndes Ergebnis. Wir haben nämlich herausbekommen, dass man in einer europäischen Trommelwaschmaschine ohne Waschmittel mit kaltem Wasser bessere Ergebnisse bekommt als mit dieser Ultraschallwaschmaschine."

    Bereits das mechanische Durchwalken der Kleider in einer gängigen Trommelwaschmaschine löste den Schmutz also genauso gut wie die Traktierung mit Ultraschall. Dabei hat sich die reinigende Schalldusche bei harten Oberflächen bestens bewährt. Optiker zum Beispiel verwenden sie, um Brillen zu putzen. Die intensiven Schallwellen erzeugen in Wasser periodisch Millionen kleiner Luftblasen, die nach kürzester Zeit wieder implodieren und dabei Wasserstrahlen ausstoßen – wie Myriaden kleiner Hochdruckdüsen. Was für die Reinigung harter Oberflächen optimal ist, funktioniert bei weichen Textilien in der Wäschetrommel nur begrenzt.

    "Das Problem ist das, dass wir eben eine Oberfläche haben, die Ultraschallwellen absorbiert. Es entsteht keine stehende Welle, sodass also diese Kavitationseffekte, die das Wegsprengen des Schmutzes verursachen, hier in sehr geringem Umfang auftreten. Man kann einen Effekt erzielen, wenn man mit diesem Ultraschallgeber, dieser Sonotrode, direkt an die Oberfläche herangeht, die verschmutzt ist."

    Genau das ist bei einer Waschmaschine aber nicht möglich, weil die Ultraschallquellen aus konstruktionstechnischen Gründen außerhalb der Wäschetrommel liegen müssen. Und selbst wenn es durch intensive Beschallung gelänge, einen Teil des Schmutzes zu lösen – ohne Waschmittel, wie die Werbung verspricht, ginge es trotzdem nicht.

    "Der Schmutz ist vielleicht dann angelöst, ein Teil wird abgelöst, geht dann in das Wasser rein und muss dann stabilisiert werden. Und das machen zum Beispiel Stabilisatoren oder die Tenside, die in den Waschmitteln drin sind. Und wenn die eben nicht vorhanden sind, dann fällt der Schmutz sofort wieder runter und dann kriegt man das, was sie aus der Werbung kennen, nämlich die graue Wäsche zum Beispiel."

    Nichtsdestotrotz präsentieren Hersteller aus Japan oder Korea immer wieder innovative Waschmaschinen, die ganz ohne Chemie auskommen sollen. Mal soll Ultraschall den Schmutz entfernen, mal durch Elektrolyse aktiviertes Wasser, mal die Kombination von beiden. In Vergleichstests konnte bislang keines der Wundergeräte überzeugen. Ist die Ultraschall-Waschmaschine also nur eine saubere Mogelpackung? Zu einer eher ernüchternden Bilanz kommt eine Untersuchung der Technischen Universität München, bei der die Reinigungsleistung der seit 2001 auf dem asiatischen Markt erhältlichen Ultraschallwaschmaschine von Sanyo mit der eines handelsüblichen Siemensgerätes verglichen wurde.

    "Die Waschergebnisse waren oft unbefriedigend. Nur wenige Schmutzarten wurden gut, die meisten schlecht entfernt, dies gilt vor allem für das angepriesene Nullwaschmittelprogramm."

    Im innovationsfreudigen Asien verkaufen sich die Ultraschallwäscher aber auch ohne wissenschaftlichen Nachweis ihrer Überlegenheit. Der Absatz sei stabil und ok, teilt Sanyo auf Anfrage mit. Die Geräte mit Nullwaschmittel-Option vertreibt man bis auf weiteres allerdings nur in Japan, wo die zufriedenen Kunden meist nur leicht verschmutzte Kleider waschen. An eine Markteinführung in Europa wird bislang nicht gedacht.