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Tolle Idee! - Was wurde daraus?

Technik. - Wem ein Laptop zu schwer ist, aber dennoch unterwegs vernünftig arbeiten möchte, wird das Mäuseklavier seines PDA oder Kleincomputers durch eine Zusatztastatur ersetzen. Besonders pfiffig wäre da doch eine Tastatur wie zuhause - einfach durch Licht auf den Tisch projiziert.

Von Ralf Krauter | 01.08.2006
    Das revolutionäre Eingabegerät hat das Format eines Salzstreuers. Eine rote Laserdiode darin projiziert den Umriss einer Tastatur auf den Tisch. Größe und Abstand der virtuellen Tasten entsprechen ziemlich genau einer echten Tastatur und ein Fingertipp auf die Unterlage zaubert den entsprechenden Buchstaben auf den Bildschirm. Was für ein Fortschritt, dachten viele, als das israelische Start-Up-Unternehmen Virtual Keyboard VKB auf der CEBIT 2002 den Prototypen präsentierte. Bei den technischen Details hielt sich Entwickler Klony Liebermann damals allerdings bedeckt.

    "Das Gerät benutzt Infrarotoptik und spürt die Position ihrer Finger. Mehr darf ich derzeit nicht verraten."

    Seit Sommer 2004 wird die Laser-Tastatur aus Israel vom Hongkonger Telekom-Riesen Hutchison in Großbritannien vertrieben. In Deutschland ist derzeit nur das Konkurrenzgerät des koreanischen Herstellers Celluon erhältlich, das der Innovationsvermarkter Plawa seit Sommer 2005 verkauft. Der Tester einer Fachzeitschrift bezeichnete den Celluon Laserkey als "Lichtgestalt unter den Tastaturen". Ein anderer titelte "Tippen wie die Jedis" und zog Parallelen zu den Laserschwertern der Gutmenschen aus der sechsteiligen Science-Fiction-Trilogie Star Wars. Also flugs ein Testexemplar bestellt. Bis zu 400 Anschläge pro Minute verkraftet die Lichttastatur laut Datenblatt – das sollte genügen, um jeden ungelenk auf seinem PDA krakelnden Yuppie in der Flughafenlounge an die Wand zu schreiben.

    Das Gerät wirkt robust, strahlt schlichte Eleganz aus und passt in jede Westentasche. Die auf eine ebene Fläche projizierte Tastatur dürfte unterwegs viel Aufmerksamkeit sichern. Ausprobieren kann ich das aber leider nicht. Mein Pocket-PC vom Discounter weiß mit der eingebauten Bluetooth-Funkverbindung nichts anzufangen. Aber schließlich ist noch kein Jedi-Ritter vom Himmel gefallen. Der Meister bei der Hotline rät, das Gerät über ein serielles Kabel an den PC anzuschließen. Klingt simpel, dauert aber doch eine Stunde, bis alles funktioniert. Meine Finger fliegen über die Tastatur. Ein Infrarotsensor registriert ihre Position und Bewegung und verwandelt sie in Buchstaben, die mit einem elektronischen Klackern auf dem Monitor erscheinen. Sogar der Klang ist einstellbar. Doch leider steht da nur Kauderwelsch. Also das Ganze noch mal langsamer getippt, mit zwei Fingern.

    Ich brauche 20 Sekunden, bis das fehlerfrei da steht. Darth Vader wäre so kaum zu schlagen - aber schließlich musste auch Luke Skywalker erst mit dem Laserschwert üben, bevor er’s mit dem aufnehmen konnte. 15 Minuten später tippe ich erstaunlich flott mit zehn Fingern. Die Fehlerrate ist deutlich höher als bei einer echten Tastatur. Insbesondere übereinander liegende Buchstaben verwechselt die Infrarotoptik gerne. Trotzdem gelingt die Eingabe um einiges schneller, als Buchstabe für Buchstabe mit PDA-Stift oder Handytastatur. Auch die eingebaute Mausfunktion hat Charme. Bleibt die Frage, ob das alles 200 Euro wert ist, oder 65.000 Bonusmeilen im Lufthansa-Prämien-Shop. Dem Urteil der Computerzeitschrift CHIP bleibt da eigentlich nichts hinzuzufügen:

    "Wer zeigen will, dass er technisch absolut auf der Höhe der Zeit ist, findet mit dem Laserkey einen Ego-Booster, der selbst Nichttechnikern bewundernde Ausrufe entlockt. Die gute Nachricht: Er ist deutlich mehr als nur ein Spielzeug und taugt tatsächlich zum Arbeiten. Die schlechte: Wer’s schlichter mag, findet bessere und wesentlich billigere Klapptastaturen für PDAs und Smartphones."

    Trotzdem gut möglich, dass die Lasertastaturen bald zur Standardausrüstung von Mobiltelefonen zählen. Ein weiteres Anwendungsfeld könnten sterile Umgebungen in Krankenhäusern und Produktionsanlagen werden. Denn eine glatte Projektionsfläche lässt sich leichter keimfrei halten, als ein konventionelles Keyboard.