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Tolle Idee! Was wurde draus?

Luftfahrt. - Der "Zeppelin Neuer Technologie" im Landeanflug auf den Flugplatz Friedrichshafen: Mit einem Kleinbus werden die Passagiere zur Gondel des 75 Meter langen Luftschiffes gebracht. Rundflüge mit dem Zeppelin NT sind häufig bereits Wochen im voraus ausgebucht; insofern ist die Rechnung der Konstrukteure aufgegangen. Allerdings sollte der Zeppelin auch in der Atmosphärenforschung eingesetzt werden. Doch das ist, seit dem Jungfernflug im Sommer 1997, bis heute nicht geschehen.

Von Thomas Wagner |
    Bernd Sträter, Geschäftsführer der Zeppelin Luftschifftechnik:

    Die Eigenarten, die das Luftschiff hat, wären genau die richtigen, um sie als Plattform zu nutzen. Das ist einmal, dass wir sehr hoch fliegen können im Vergleich zu anderen Luftschiffen. Wir können bis zu 3000 Metern hoch fliegen. Wir können in der Luft stehen bleiben wie ein Hubschrauber. Das kann kein anderes Luftschiff. Und wir haben oben auf der Hülle die Möglichkeit, eine Plattform für Sensoren einzurichten, die halt in das Weltall oder in die Wolken schauen können und dort Proben entnehmen können. Das alles können die anderen Luftschiffe nicht.

    Noch vor zehn Jahren, in der Planungsphase des Projektes, lagen der Zeppelin Luftschifftechnik eine ganze Reihe von Anfragen von Forschungsinstituten vor, die auf diese Weise Atmosphärenforschung betreiben wollten. Das bislang kein einziges Forschungsvorhaben realisiert wurde, lag dann auch nicht an der technischen Durchführbarkeit.

    Das Problem ist die Finanzierung. Die Wissenschaft hat kein Geld. Und man würde uns gerne beauftragen. Aber wir brauchen lange Vorzeit. Die Kosten sind relativ hoch, und daran scheitert das Ganze.

    Aufgrund seiner einzigartigen Flugeigenschaften hatten die Experten dem "Zeppelin NT" noch eine weitere Aufgabe zugedacht. Er sollte, versehen mit speziellen Messinstrumenten auf einer Plattform unterhalb der Gondel, bislang unbekannte Minenfelder im Kosovo und in Bosnien-Herzegowina aufspüren. Bernd Sträter:

    Das Minensuchprogramm, da gab es ein EU-Forschungsprogramm; daran waren wir beteiligt. Auch hier haben wir nachgewiesen, dass wir mit dem Luftschiff, mit den Sensoren an Bord, die speziell entwickelt wurden und die Software, die dazugehört, dass wir dort sehr gut die Arbeit leisten können, wie man es sich versprochen hat.

    Doch bislang mahlen, was dieses Minensuchprogramm anbelangt, die Mühlen der EU-Bürokratie viel zu langsam, als dass einer der neuen Zeppeline in Friedrichshafen bislang hätte entsprechend umgerüstet werden können.

    Allerdings ist es hier bis zur Umsetzung und Anwendung in den verschiedenen Ländern noch ein sehr weiter Weg, zum einen aus der Zuverlässigkeit der Sensorik und der Software. Und zum anderen geht es auch wieder um das liebe Geld: Wer ist der Auftraggeber? Das hat bislang noch nicht richtig geklappt.

    Bei einer weiteren High-Tech-Aufgabe, der der Zeppelin NT ursprünglich nachkommen sollte, sehen die Experten hingegen immer noch eine Chance auf Verwirklichung: Das Luftschiff dient in diesem Fall, beispielsweise bei Großereignissen, als mobile Kommunikationsplattform, als eine Art "Relaisstation" für alle möglichen Funkdienste bis hin zum Transponder für Mobilfunknetze.

    Wir sind nach wie vor in Kontakt mit einigen Firmen, die Geräte und Ausrüstungen für derartige Aufgaben herstellen, für zum Beispiel große Veranstaltungen, ob das nun olympische Spiele sind oder andere, wo ja in der Regel immer das Telekommunikationsnetz dann sehr schnell zusammenbricht. Dieser Markt scheint tatsächlich da zu sein. Aber hier hängen wir auch von der Telekommunikationsindustrie ab, ob sie diesen Markt für ausreichend groß genug hält, um unser Luftschiff einzusetzen. Wir haben zumindest auch hier bewiesen, dass die Plattform als Sendeplattform sehr geeignet ist.