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Top 500 Supercomputer
Die schnellsten Rechner der Welt

Der König der Supercomputer steht am Oak Ridge National Laboratory im US-Bundesstaat Tennessee: Der "Summit" führt die Liste der schnellsten Rechner der Welt an, die auf der Supercomputer-Konferenz in Frankfurt vorgestellt wurde. Der deutsche Rechner "Supermuc NG" schaffte es immerhin auf Platz neun.

Von Peter Welchering | 22.06.2019
Netzwerkkabel des Hochleistungsrechners "SuperMuUC" im Leibniz-Rechenzentrum
Der Höchstleistungsrechners SuperMUC im Leibniz-Rechenzentrum in Garching/Bayern belegt Platz neun der aktuellen Liste der Top 500 Supercomputer (picture alliance/dpa/Tobias Hase)
Die gesamte Rechenleistung der 500 schnellsten Computer der Welt hat gegenüber dem Vorjahr nur um zehn Prozent zugelegt. Das ist der zweitschlechteste Wert, seit der inzwischen verstorbene Informatik-Professor Hans Werner Meuer vor 25 Jahren die Supercomputer-Liste ins Leben rief.
Listenkönig ist der "Summit"-Rechner am Oak Ridge National Laboratory, der es auf 148 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde bringt. Ihm folgt der "Sierra" Rechner am Lawrence Livermore National Lab mit 94 Billiarden Rechenoperationen. Der Bronze-Platz geht an den "Sunway"-Computer im chinesischen Supercomputerzentrum Wuxi. Er schafft 93 Billiarden Rechenoperationen. Auf Platz vier steht ein alter Bekannter, nämlich der "Tianhe-2A" am Supercomputer-Center in Guangzhou mit 61 Billiarden Rechenoperationen.
Achtungserfolg für "Supermuc NG"
Und das war auch die überraschende Nachricht. Viele Experten hatten mit dem Nachfolger des "Tianhe-2A" gerechnet. Und der erwartete "Tianhe-3" hätte dann deutlich über den 148 Billiarden Rechenoperationen des "Summit"-Rechners liegen sollen. Aber der "Tianhe-3" ist noch nicht fertig. Das wird aber demnächst so sein, meint Erich Strohmaier, der die Top-500-Liste seit 25 Jahren mit erstellt. Er rechnet mit einem Supercomputer aus China, der eine Trilliarde Rechenoperationen pro Sekunde erreichen wird – ein ExaFlops-System also:
"In China der strategische Plan ist ja, dass verschiedene Zentren und verschiedene Hersteller reihum jeweils ein großes System bauen, das näher an Exascales herankommen wird. Wir erwarten, dass das nächste System, das hört man schon, dass das derzeit aufgebaut wird, wir erwarten, eine der ersten Positionen, wenn nicht die Nummer eins in den Top 500 sein wird."
Einen Achtungserfolg konnte das Leibniz-Rechenzentrum in Garching bei München erringen. Der dort neu in Betrieb genommene "Supermuc NG" schaffte Platz neun der Top 500 mit knapp 20 Billiarden Rechenoperationen in der Sekunde. Das Interesse der Computerwissenschaftler galt dem "Supermuc" aber noch aus einem ganz anderen Grund. Erich Strohmaier:
"Der Supermuc ist ja ein System, das vom chinesischen Hersteller Lenovo gebaut wurde und verkauft wurde. Und es ist das höchste System in der Liste außerhalb von China, das von einem chinesischen Hersteller verkauft wurde. Lenovo hat es anscheinend doch verstanden, ehemalige IBM-Kunden bei der Stange zu halten und sie verkaufen ihre Rechner erfolgreich nicht nur in Europa, sondern gerade auch in den USA an Kunden. Supermuc ist ein wichtiges Beispiel für Rechner, in China hergestellt, die international verkauft werden."
Ein computergeneriertes Bild des SuperMUC
Mit heißem Wasser gekühlt: Die Supercomputer-Anlage "SuperMUC" des Leibniz-Rechenzentrums in München (Leibniz-Rechenzentrum / Handout / dpa / au)
Einseitiges KI-Forschungsinteresse kritisiert
Kritik gab es von den Computerwissenschaftlern am etwas einseitigen Interesse der Forschungspolitik an Systemen mit Künstlicher Intelligenz. Erich Strohmaier gibt zu bedenken:
"Ob sich jetzt alle numerischen Verfahren auf dieses "machine learning" umschreiben lassen, das ist natürlich fraglich. Die gute alte lineare Algebra und die guten alten numerischen Verfahren werden deswegen nicht obsolet. Es wird nicht einen vollständigen Ersatz der derzeitigen Methoden oder Rechner ergeben. Das wird nicht dabei rauskommen."
Und Jack Dongarra von der Universität von Tennessee, auch ein Veteran der Top-500-Liste, erinnert noch einmal an die methodischen Grundlagen der Entwicklung von Algorithmen:
"Die Wissenschaft ist heute getrieben von Simulationen. So denken wir über ein Problem nach und überlegen uns, wie wir dieses Problem mathematisch beschreiben sollen. Wir codieren diese Mathematik in einen Algorithmus. Wir implementieren den Algorithmus in Form von Software. Wir führen die Software mit bestimmten Daten auf einem Computer aus und können so simulieren, was in der physischen Welt passiert."
Numerische Verfahren gelten aber in der in der Forschungspolitik derzeit als "unsexy". Erich Strohmaier spricht deshalb für den Großteil seiner Kollegen, wenn er dennoch eine konsequente und nachhaltige Forschungsförderung für diesen Bereich einfordert. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat diese Forderung nicht hören können. Sie ließ sich zur Supercomputerkonferenz entschuldigen.