Archiv


Top-Arbeitgeber in Deutschland

Heute kommt ein neuer Ratgeber auf dem Markt. Er wendet sich an Absolventen und Professionelle und hat den Titel: 'Top-Arbeitgeber in Deutschland'. Herausgegeben hat ihn die CRF, Corporate Research Foundation. Deren Projektmanagerin Elske Jili über die Ergebnisse der Untersuchung.

    Honecker: Frau Jili, ganz kurz, was ist die CRF ?

    Jili: Die Corporate Research Foundation ist ein internationaler Herausgeber von Wirtschaftspublikationen. Der Hauptsitz ist in Amsterdam, und wir sind in vielen Ländern rund um den Globus verteilt tätig.

    Honecker: In Ihrem Ratgeber haben sie 44 Unternehmen als Top bewertet, darunter einige Unternehmensberatungen wie Boston Consulting, oder Arthur D. Little, Banken wie die Deka Bank oder die Deutsche Bank. Warum haben sie diese Unternehmen als hervorragend klassifiziert ?

    Jili: Wir haben zu Beginn des Projektes für die Selektion zunächst sehr allgemeine Kriterien angesetzt. Es waren viele Unternehmen vorselektiert, an die 500. Bei genauerem Hinsehen konnte man das schon auf rund 200 reduzieren. Letztendlich haben wir etwas über 50 Unternehmen untersucht. Dafür haben wir einen Kriterienkatalog entwickelt, gemeinsam mit Kienbaum Consultants, insbesondere Herrn Lutz Tim und hatten andere Kriterien als die in der Stern-Wertung bewerteten Kriterien angesetzt...

    Honecker: Ganz kurz: Was sind das für Kriterien?

    Jili: Die Kriterien, die wirklich in einem objektiven Kriterienkatalog bewertet wurden, waren zum einen die Arbeitsbedingungen, Sozialkriterien, dann aber auch persönliche Entwicklungsmöglichkeiten und die Zukunftsperspektiven, was aber schon mehr in Richtung Unternehmensstrategie und Geschäftserfolg des Unternehmens geht. Es ist aber für mich als Arbeitnehmer auch wichtig zu wissen: Habe ich eine Zukunft in dem Unternehmen? Hat das Unternehmen eine Zukunft?

    Honecker: Dazu muss man ja ziemlich tief in ein Unternehmen hineinschauen. Wie haben Sie das gemacht?

    Jili: Richtig. Die Unternehmen, die ihre Teilnahme an diesem Projekt letztlich erklärt haben, sind von unserem Journalistenteam besucht worden. Die Journalisten haben im Unternehmen selbst Interviews geführt mit dem Management, aber auch mit Trainees, mit Young Professionals, um vor Ort von den Leuten, also dem Management, zu erfahren: Wie managt ihr Personal? Was bietet ihr euren Arbeitnehmern? Aber auch von den Arbeitnehmern selbst: Wie fühlt ihr euch hier? Wie sieht eure Realität, eure Arbeitsrealität aus? Dort sind zum einen die Kriterien des Kataloges abgefragt worden, aber es ging auch um andere Sachen, die mich als jemand interessieren, der einfach wissen will: Wie sieht es hinter den Kulissen des Unternehmens aus?

    Honecker: Stichwort Blick hinter die Kulissen: Arbeitsbedingungen und soziale Kriterien sind wichtig, haben Sie gesagt. Bei der Deutschen Bank gibt es hier jeweils Höchstpunktzahlen. Im Text schreiben Sie aber eine Seite weiter, ich zitiere: Die Branche steckt in einer Krise, und auch die Deutsche Bank muss schlanker werden, das weiß auch der normale Deutschlandfunk-Hörer. Angesichts des drohenden Personalabbaus, wie ist die soziale Situation bei Ihnen so hoch bewertet worden?

    Jili: Wenn Sie sich den Kriterienkatalog angesehen haben, der im Anhang des Buches publiziert wurde, waren das Kriterien, die die Deutsche Bank den Arbeitnehmern, die noch bei ihr tätig sind, tatsächlich bietet. Wenn Sie als Kriterium ein globales Sozialkriterium ansetzen wollen, bietet die Deutsche Bank weiterhin Hunderttausenden von Menschen einen Arbeitsplatz. Dann könnten Sie natürlich sagen: Hier haben Sie falsch bewertet. Dieses Kriterium hatten wir aber nicht in unserem Katalog. Aus diesem Grund haben wir ihn auch publiziert. Um für jeden nachvollziehbar zu machen, welche Kriterien angesetzt wurden. Er kann nicht vollständig sein. Das ist nicht möglich. Aber für die Kriterien, die wir angesetzt haben, bietet die Deutsche Bank den Arbeitnehmern, die noch für sie tätig sind, sehr gute soziale Kriterien.

    Honecker: Ich bin jetzt mal ganz laienhaft. Ich bin Hochschulabsolvent und interessiere mich dafür, welche Unternehmen mir gute Perspektiven bieten können. Ist das nicht zum Teil irreführend, wenn ich sehe, dass zum Beispiel Unternehmensberatungen als relativ sichere Arbeitsplätze forciert werden. Man weiß genau, dass die Situation vor allen Dingen im vergangen Jahr, als die Studie erhoben wurde, nicht sehr gut war. Führt das nicht in die Irre?

    Jili: Wir weisen auch im Vorwort darauf hin, dass Arbeitsplatzsicherheit nicht mehr gewährleistet werden kann. Nicht mehr in Deutschland, nicht mehr in Europa und wahrscheinlich auf der ganzen Welt nicht mehr. Das war auch kein Kriterium, was wir angesetzt haben. Das steht mittlerweile auch außer Frage. Darum kann es nicht mehr gehen. Heutzutage muss ich damit rechnen, dass ich Job-Hopping machen muss, dass ich nicht frisch von der Uni zu einem Arbeitgeber komme und dort mein ganzes Leben bleibe. Das kann es nicht mehr sein. Das ist meiner Meinung nach auch kein Kriterium mehr.

    Honecker: Das heißt aber, dass sich dieser Ratgeber an Menschen wendet, die schon von vornherein wissen, dass sie zum einen sehr gut sind, also unterkommen, auf der anderen Seite aber auch wissen, dass sie flexibel und mobil, oder wie all diese Schlagwörter heißen, sein müssen.

    Jili: Mittlerweile ist das ein Muss. Das gehört dazu, das lässt sich nicht mehr vermeiden. Das kann aber auch eine sehr spannende Sache sein.

    Honecker: Welche Leute wollen Sie mit diesem Führer ansprechen?

    Jili: Er richtet sich ganz klar an Absolventen, die frisch von der Uni kommen, denn die sind bei Unternehmen immer noch gerne gesehen, auch wenn das oft anders dargestellt wird. Er richtet sich sicher auch an Professionals, die schon einige Jahre im Berufsleben stehen und sich vielleicht neu orientieren wollen, eine andere Umgebung kennen lernen möchten.

    Honecker: Elske Jili war das, Projektmanagerin: Der Ratgeber 'Top Arbeitgeber in Deutschland' ist ab heute im Buchhandel erhältlich und kostet 14,90

    Links zum Thema:

    Informationen über die Publikation 'Top-Unternehmen der Zukunft'