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Topp oder Flopp ?

21.06.2003 Vergangenen Freitag schloss die erste ''CeBIT america'' in New York ihre Pforten. Nach drei Tagen, 12.000 Besuchern und 362 Ausstellern ziehen die Veranstalter eine verhalten positive Bilanz zum US-Ableger der weltweit größten IT-Messe. Obwohl die Vorgaben nicht erreicht werden konnten, halten die Initiatoren an der Idee fest. Helfen könnte dabei indes der Konkurs der bis dahin führenden Messe ''Comdex''.

    Mit angepeilten 20.000 Besuchern hatte sich der Veranstalter der "CeBIT america", die Deutsche Messe AG, die Ziele für den US-Ableger der IT-Leitmesse hoch gesteckt. Doch der geplante Exportschlager schrammte knapp am Fehlstart vorbei: 12.000 Besucher genügten nicht, um die Technikschau in die schwarzen Zahlen zu manövrieren. So wird die "Deutsche Messe AG" in diesem Haushaltsjahr den Vorstoß in das IT-Mutterland als Millionen-Verlust abschreiben. Andererseits waren die Bedingungen für das Vorhaben auch nicht die günstigsten, meint Cebit-Chef Jörg Schomburg: "Ich will das mal ganz vorsichtig formulieren. Wir haben durchaus gelegentlich eine reservierte Haltung uns gegenüber festgestellt. Insgesamt betrachtet haben wir aber auch im vergangenen halben Jahr eine schlechte Konjunkturlage, eine Angst vor weltweitem Terrorismus und vor der Lungenkrankheit SARS, es gab den Krieg im Irak und Reisebeschränkungen. Angesichts dessen ist die CeBIT america mehr als ein Achtungserfolg."

    Die verhalten optimistische Einschätzung Schomburgs teilen offenbar viele Aussteller. So sehen die rund 100 Aussteller aus Europa und Asien in der "CeBIT america" eine Eintrittspforte in die Computerwelt Amerikas und hoffen auf ein passables Folgegeschäft. Zufrieden geben sich auch deutsche Unternehmen, die ihre Produkte in New York anpriesen. Allen voran dabei Firmen aus Baden-Württemberg. Damit zahlte sich offenbar aus, dass das Land Baden-Württemberg als auch die Industrieinitiative "Baden-Württemberg Connected" die deutsche Industrieschau in den USA stark gefördert und so die Kosten für die deutschen Aussteller niedrig gehalten hatten. Profitieren konnte die "CeBIT america" indes vom Konkurs des US-Pendants "Consumer Electronics Show Comdex" in Las Vegas. So erwartet Jörg Schomburg, bereits im kommenden Jahr mit der "CeBIT america" als Comdex-Nachfolgerin in die Gewinnzone steuern zu können.

    Gerade drei Monate nach der Muttermesse in Hannover konnte der US-Sprössling nicht durch Aufsehen erregende Neuvorstellungen glänzen. Vielmehr bestimmten aktuelle Trends die Veranstaltungen. "Aus technologischer Sicht beginnen die USA jetzt, sich für UMTS zu interessieren. Allerdings ist Europa auf diesem Sektor deutlich weiter vorangeschritten. Dies ist ein Grund, warum sich die Deutsche Telekom in den USA so stark engagiert", berichtet Schomburg. Ein weiteres heißes Thema waren in New York so genannte Linux-Cluster. IT-Experten versprechen sich von dem Konzept flexibel anpassbare Superrechenleistung zu Preisen auf PC-Niveau. Gleich drei Konferenzen zu dem Schwerpunkt fanden denn auch zahlreiche Besucher. Damit verknüpft scheint auch das große Interesse an freier Software, so genannte "Open-Source". Unter dem Eindruck der Übernahmeschlacht unter Oracle, Peoplesoft und JD Edwards orientierten sich viele Firmen überdies, welche Lösungen zu unternehmensweiter Software Bestand haben werden.

    [Quelle: Peter Welchering]