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Torben Halbe
Biologe nimmt Thesen von Förster und Bestseller-Autor Peter Wohlleben zum deutschen Wald auseinander

Der Biologe Torben Halbe hat dem populären Buchautoren und Förster Peter Wohlleben vorgeworfen, Unterhaltung zu betreiben, anstatt Wissen zu vermitteln.

25.01.2020
    Wald mit dicht stehenden Bäumen. Sonnenstrahlen scheinen hindurch.
    Experten streiten über die nachhaltige Waldwirtschaft (unsplash/P. van de Vendel)
    Wohlleben mit seinen Thesen über kommunizierende und Schmerz empfindende Bäume sage den Menschen, dass man sich selbst auf den Wald projizieren könne und ihn dann schon verstanden habe, kritisierte Halbe in einem Interview des Magazins "Der Spiegel". Aber so einfach sei es nicht. Für belastbares Wissen über Wälder müssten biologische Grundlagen aus der Schule wiederholt und ergänzt werden. Schmerzempfinden, wie man es vom Menschen kenne, könne nur mit einer "zentralisierten Informationsverarbeitung" existieren. Beim Menschen erfülle das Gehirn diese Funktion. Pflanzen hingegen hätten keine solche zentrale Struktur.
    Den Vorwurf, die Forstwirtschaft sei wegen der Monokulturen mit Nadelbäumen gescheitert, wies Halbe zurück, der zugleich Mitarbeiter des Deutschen Forstrates ist. Viele Wälder seien nach dem Zweiten Weltkrieg neu angepflanzt worden, weil Holz unter anderem für den Wiederaufbau sowie fürs Heizen verwendet werden musste. Das habe sich inzwischen geändert. Das zunehmend politische Interesse an Wohlleben sei für ihn eine wichtige Motivation, dessen Thesen zu widerlegen, betonte Halbe. Wenn Wohlleben nur schöne Geschichten über den Wald erzählen würde, dann wäre das alles nicht so dramatisch.
    Wohlleben weist Vorwürfe zurück
    Der Bestseller-Autor Wohlleben wehrte sich in einem Interview mit dem Magazin "Cicero" gegen Vorwürfe, er arbeite unwissenschaftlich und verbreite falsche Informationen. Man könne den Sprachstil angreifen, sagte er. Ihm gehe es aber darum, Bilder zu entwerfen, um den Zusammenhang zu erklären. Als Beispiel nannte er die Versorgung von Sämlingen mit Zuckerlösung durch einen "Mutterbaum". Wohlleben verwendet dafür den Begriff "Stillen". Auch verteidigte er den Begriff des Gedächtnisses. Bäume würden sehr wohl nach einer überstanden Dürreperiode ihren Wasserhaushalt umstellen.
    Wohlleben warb für einen sparsamen Umgang mit Holz, statt "den Verkauf noch steuerlich zu subventionieren". Den Forstbehörden warf er vor, parteiisch zu sein. Sie seien Holzverkäufer und gleichzeitig für die staatliche Kontrolle zuständig.