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Tore auf dem Handy

In Barcelona drehte sich vergangene Woche alles um den Mobilfunk. Denn dort fand die 3GSM World statt. Die Zahl 3 im Veranstaltungsnamen steht für die dritte Generation im Mobilfunk. Vor allem neue Dienste sollen UMTS beflügeln.

Manfred Kloiber im Gespräch mit Peter Welchering |
    Manfred Kloiber: Was ist denn die aktuelle Generationsversion im Mobilfunk, Peter Welchering?

    Peter Welchering: "Verfolgt man die Diskussion in Barcelona, hätte man den Namen eigentlich in "vierte Generation" ändern müssen. Denn die Diskussionen über das, was nach UMTS kommt, haben die Veranstaltungen dort doch sehr stark bestimmt. Teilweise gab es auch schon Berichte aus den Forschungslabors, was wir denn so in sechs bis sieben Jahren im Mobilfunk erwarten dürfen. Das wäre dann rein rechnerisch wohl die fünfte Mobilfunkgeneration. Womit wir gegenwärtig telefonieren und Daten überragen, das ist allerdings tatsächlich noch die dritte Generation. Und die ist in weiten Bereichen noch immer durch das GSM-Netz und die Datenerweiterung GPRS bestimmt. Aber UMTS holt da mächtig auf. Bisher telefonieren 2,2 Milliarden Menschen auf dieser Welt mobil. Rund 700 Millionen nutzen dabei UMTS. Und da hat beispielsweise Nokia-Chef Jorma Ollila prognostiziert, dass allein in diesem Jahr 100 Millionen UMTS-Handys oder Datenfunkkarten verkauft werden, die meisten in China und Indien. Das sind die Märkte die zur Zeit am schnellsten wachsen."

    Kloiber: Wodurch werden sich dann die Geräte der vierten oder fünften Mobilfunkgeneration auszeichnen? Was wurde da in Barcelona präsentiert?

    Welchering: "Da geht es vor allen Dingen um die Integration der verschiedenen Medien und Übertragungswege. Fernsehempfang auf dem Handy, Internet-Telefonie, also Voice over IP mit dem Handy und die Integration von Wireless-LAN, das waren so die meist diskutierten Themen auf der "3GSM World==" in Barcelona. Demonstriert haben Sony-Ericsson und Nokia einen mobilfunkspezifischen Standard von DVB-H, also dem Digital Video Broadcast for Handhelds. Digitaler Rundfunk für mobile Endgeräte war natürlich auch in Barcelona eines der Hauptthemen, teilweise mit ganz ulkigen Lösungen wie etwa von Hewlett-Packard, die einen zusätzlichen DAB-Empfänger für das Handy zeigten, bis eben zu Fernsehempfang und zur Videoübertragung fürs Handy. Das ist vor allen Dingen durch die Fußball-Weltmeisterschaft diesen Sommer stark gepusht worden. Also beim Fernsehen fürs Handy läuft wohl alles auf DVB-H für den Mobilfunk hinaus. Allerdings wird das eine DVB-H-Infrastruktur sein, die zunächst noch neben den Mobilfunknetzen eigenständig betrieben wird."

    Kloiber: Wie sieht es auf Seiten der Netzinfrastruktur generell aus? Was wird UMTS da nachfolgen?

    Welchering: "High Speed Downlink Packet Access (HSDPA) heißt hier das entsprechende Schlagwort. Das ist ein schneller UMTS-Standard, der die Mobilfunknetze in Sachen Datenübertragung auf DSL-Niveau bringt. Damit würde auch die Videoübertragung auf das Handy einen Riesensprung nach vorn machen. Und – wie man in Barcelona hören konnte – schon in drei Wochen zur CeBIT soll HSDPA in die meisten Mobilfunknetze Europas eingeführt sein. Dass ist allerdings eine ziemlich optimistische Einschätzung von Clemens Joos, dem Chef von Benq Mobile. Das ist das Unternehmen, das die Siemens-Handysparte übernommen hat. Clemens Joos gab auf der 3GSM bekannt, dass sowohl Vodafone als auch T-Mobile mit einem HSDPA-Handy aus dem Hause Benq im Programm beziehungsweise Messegepäck nach Hannover fahren wollen. Druck, HSDPA-Handys einzuführen, wird auch von Seiten der Musikindustrie und natürlich von den Filmverwertern gemacht. Die wollen ihre Inhalte an HSDPA-Nutzer besser und stärker verkaufen. Druck gibt es da auch von Microsoft, und zwar in zweierlei Hinsicht: Zum einen will Microsoft den Mediaplayer für das Handy flächendeckend vermarkten. Und der Mediaplayer wird natürlich nur genutzt, wenn Musikdateien und Videos mit erträglicher Geschwindigkeit und Qualität auf das Handy herunter geladen werden können. Zum zweiten hat Microsoft in Barcelona erste Mobilgeräte vorgestellt, die mit dem Betriebsystems "Windows Mobile 5" ausgestattet sind. Bisher sind das Geräte von Fujitsu-Siemens, Asus und Hewlett-Packard. Aber Microsoft will Windows Mobile an die Chip-Platform von Texas Instruments anpassen. Dazu muss man wissen, dass von den 800 Millionen Handys, die Jahr 2005 verkauft wurden, 600 Millionen Chips von Texas Instruments hatten. Das waren vor allen Dingen Geräte im unteren bis mittleren Preissegment. Und dieses Mobilfunksegment soll in den nächsten 24 Monaten dann mit Windows Mobile und somit eben auch mit dem Mediaplayer beglückt werden."