Konferenz in Kiel
Torpedos, Bomben, Patronen aus den Weltkriegen rosten in Nord- und Ostsee vor sich hin - Experten sehen wachsende Gefahr

In Kiel wird ab Mittwoch über die Beseitigung von Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee beraten. Zum zweiten Mal findet die "Munition Clearance Week" statt. Vier Jahre nach der ersten Konferenz dieser Art treffen sich erneut internationale Fachleute.

    Eine Detonation auf dem Wasser ist zu sehen.
    Zwei Wasserbomben aus dem Zweiten Weltkrieg werden in der Ostsee vor Wustrow (Mecklenburg-Vorpommern) gezielt gesprengt. (Archivbild) (dpa / Bernd Wüstneck)
    Die Beratungen gehen über drei Tage.
    Etwa 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition und rund 5.090 Tonnen chemischer Kampfstoffe liegen nach Erkenntnissen der norddeutschen Umweltministerien am Boden der Nord- und der Ostsee. Der größte Teil davon wurde nach dem Ersten und vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg dort versenkt oder ist während der Kämpfe mit Schiffen untergegangen beziehungsweise als Blindgänger in der Tiefe versunken. Laut Experten geht von diesen Granaten, Raketen, Torpedos, Bomben, Minen und Patronen mit jedem Jahr eine größere Gefahr aus.

    TNT, Quecksilber, Blei, Arsen werden freigesetzt: In Nord- und Ostsee drohen Detonationen

    Nach Jahrzehnten in salzigem Wasser seien die Metallhülsen der Munition inzwischen so verrostet, dass sie immer mehr Sprengstoffe wie etwa TNT freisetzten. TNT sei nicht nur giftig, sondern auch krebserregend. Giftstoffe könnten über das Nahrungsnetz aufgenommen werden. Konventionelle Munition enthalte zudem giftige Schwermetalle wie Quecksilber, Blei, nicht selten auch Arsen. Darüber hinaus seien sie noch immer explosionsfähig und könnten so beim Bau von Pipelines oder Offshore-Anlagen oder durch Fischereinetze beziehungsweise Anker jederzeit detonieren.
    Politik und Wissenschaft schauen erst seit einigen Jahren intensiver auf das Thema. Unter Fachleuten mehren sich die Forderungen, das Problem endlich konsequent anzugehen und so weit wie möglich zu lösen. Unter anderem werden eine flächendeckende Ortung und Kartierung verlangt, die Bergung und umweltgerechte Entsorgung sowie eine langfristige Finanzierung durch Bund und Länder.
    Diese Nachricht wurde am 16.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.