Er war ein Träumer, ein Literat - und er sang. Und: Er war Frauen ganz und gar nicht abgeneigt. Enea Silvio de Piccolomini war ein typischer Adliger seiner Zeit. 1405 wurde der Aristokrat in Corsignano geboren. Der Ort liegt in der Toskana, in der Provinz Siena. Auf der Landkarte wird man Corsignano heute nicht mehr finden. Enea Silvio gab dem Ort einen neuen Namen, Pienza, und ließ ihn vollständig umbauen, erklärt der Kunsthistoriker Giovanni Bulian:
"Er entschied sich bei der Neugestaltung seines Geburtsortes für einen Rundumschlag. Das Alte wurde zerstört und Corsignano sollte komplett neu entstehen. Eine Retortenstadt. Der Renaissance-Mensch Enea Silvio wollte eine Stadt bauen, die den Prinzipien der Rationalität entsprach: gerade Straßen und an der Antike ausgerichtete viereckige Paläste. Klar und übersichtlich. Dieses totale Neubauprojekt ist jetzt zum ersten Mal überhaupt wissenschaftlich in Form einer Ausstellung thematisiert worden."
Bulian ist Kurator einer großen Ausstellung zur Person des Enea Silvio de Piccolomini, der nicht nur Städtebauer war. Als einer der aufgeklärtesten und kunstsinnigsten Päpste ging er in die Kirchengeschichte ein. Unter dem Namen Pius II. regierte er von 1458 bis 1464. Nur wenige Jahre, aber in dieser kurzen Zeit versetzte er nicht nur der Architektur, sondern allen Künsten einen gewaltigen Schub in Richtung Renaissance.
Der Humanist träumte vor allem davon, dass der neue Mensch, der sich an den Idealen der Antike ausrichtet, in neuen Mauern leben müsse: klar und übersichtlich gestaltig. Das genaue Gegenteil zu den verwinkelten und düsteren Städten des Mittelalters. Giovanni Bulian:
"Als Papst versuchte er seine Ideen konkret zu verwirklichen. Im eigens für die Ausstellung restaurierten Papstpalast in Pienza werden Gemälde und Dokumente, Zeichnungen, Entwürfe und Kunstgegenstände aus der Zeit dieses Papstes ausgestellt, an denen deutlich wird, wie er von Rom aus eine ganz neue Stadt errichtete. Das war für seine Zeit recht revolutionär."
Toskana-Urlauber können sie also vor Ort darüber informieren, wie diese Retortenstadt entstand. Der Papst und Humanist vertraute das Projekt dem für seine rationalistischen Entwürfe berühmten Baumeister Bernardo Rossellino an. Die ortsansässigen Adligen hatten die Kosten zu tragen. Das taten sie nur murrend, wie der Ausstellungsbesucher erfährt, denn sie hatten kein Interesse daran, ihre alten Paläste abzureißen und sich neue im Stil der Renaissance zu errichten.
Im Sinn des Papstes entschied Rossellino, wie breit, lang und hoch die einzelnen Gebäude sein sollten. Kein Adliger, so Pius II., durfte einen größeren Palazzo als ein anderer besitzen. Gegen den Willen der Aristokraten setzt der Papst sein urbanistisches Projekt durch - bis zu seinem Tod. Der wurde von den Bewohnern Pienzas dazu ausgenutzt, Baumeister Rossellino davonzujagen und nicht mehr weiterzubauen.
Nur ein Teil des städtebaulichen Projekts konnte vollendet werden: einige Paläste, Plätze und der Dom. Doch die komplette Restaurierung dieser Gebäude macht dem Pienza- und Ausstellungsbesucher deutlich, dass Pius II. ein Mann großer Visionen war. Der Einfluss Pius II. auf die bildenden Künste kann in Siena besichtigt werden. Giovanni Bulian:
"Man sollte von Pienza aus nach Siena weiterfahren, wo im "Complesso museale di Santa Maria della Scala", einem riesigen Ex-Kloster, unter dem Titel "Die Wiedergeburt der Skulpturenkunst unter Pius II.", wahre Schätze gezeigt werden. Förderte dieser Papst doch wie keiner seiner Vorgänger die Bildhauerei. Für ihn musste eine Skulptur möglichst der Natur entsprechen, sich an ihr ausrichten."
So fanden also jene Künstler in Pius II. einen spendablen Mäzen, die sich ganz der künstlerischen Vorgaben der Renaissance widmeten. In der Ausstellung werden Meisterwerke von Donatello, darunter Grabplatten und Skulpturen, von Giovanni di Stefano und Antonio Federighi gezeigt.
Pius II. entwickelte ein Modell, einen Prototyp: Die Figur eines Papstes, der sich zwar auch um das Seelenheil seiner Gläubigen und um die irdischen Belange seiner Kirche kümmert, die damals noch Territorialmacht mit einem eigenen Heer war. Aber er interessierte sich viel mehr für Kunst und Architektur.
Beim Gang durch die beiden Ausstellungen in Pienza und Siena wird das deutlich: Man hat den Eindruck, es mit einem kunstinnigen, reichen Adligen zu tun zu haben. Und nicht mit einem Papst, der sich von Rom aus um die Ausbreitung seiner Macht und seines Einflusses bemüht.
"Er entschied sich bei der Neugestaltung seines Geburtsortes für einen Rundumschlag. Das Alte wurde zerstört und Corsignano sollte komplett neu entstehen. Eine Retortenstadt. Der Renaissance-Mensch Enea Silvio wollte eine Stadt bauen, die den Prinzipien der Rationalität entsprach: gerade Straßen und an der Antike ausgerichtete viereckige Paläste. Klar und übersichtlich. Dieses totale Neubauprojekt ist jetzt zum ersten Mal überhaupt wissenschaftlich in Form einer Ausstellung thematisiert worden."
Bulian ist Kurator einer großen Ausstellung zur Person des Enea Silvio de Piccolomini, der nicht nur Städtebauer war. Als einer der aufgeklärtesten und kunstsinnigsten Päpste ging er in die Kirchengeschichte ein. Unter dem Namen Pius II. regierte er von 1458 bis 1464. Nur wenige Jahre, aber in dieser kurzen Zeit versetzte er nicht nur der Architektur, sondern allen Künsten einen gewaltigen Schub in Richtung Renaissance.
Der Humanist träumte vor allem davon, dass der neue Mensch, der sich an den Idealen der Antike ausrichtet, in neuen Mauern leben müsse: klar und übersichtlich gestaltig. Das genaue Gegenteil zu den verwinkelten und düsteren Städten des Mittelalters. Giovanni Bulian:
"Als Papst versuchte er seine Ideen konkret zu verwirklichen. Im eigens für die Ausstellung restaurierten Papstpalast in Pienza werden Gemälde und Dokumente, Zeichnungen, Entwürfe und Kunstgegenstände aus der Zeit dieses Papstes ausgestellt, an denen deutlich wird, wie er von Rom aus eine ganz neue Stadt errichtete. Das war für seine Zeit recht revolutionär."
Toskana-Urlauber können sie also vor Ort darüber informieren, wie diese Retortenstadt entstand. Der Papst und Humanist vertraute das Projekt dem für seine rationalistischen Entwürfe berühmten Baumeister Bernardo Rossellino an. Die ortsansässigen Adligen hatten die Kosten zu tragen. Das taten sie nur murrend, wie der Ausstellungsbesucher erfährt, denn sie hatten kein Interesse daran, ihre alten Paläste abzureißen und sich neue im Stil der Renaissance zu errichten.
Im Sinn des Papstes entschied Rossellino, wie breit, lang und hoch die einzelnen Gebäude sein sollten. Kein Adliger, so Pius II., durfte einen größeren Palazzo als ein anderer besitzen. Gegen den Willen der Aristokraten setzt der Papst sein urbanistisches Projekt durch - bis zu seinem Tod. Der wurde von den Bewohnern Pienzas dazu ausgenutzt, Baumeister Rossellino davonzujagen und nicht mehr weiterzubauen.
Nur ein Teil des städtebaulichen Projekts konnte vollendet werden: einige Paläste, Plätze und der Dom. Doch die komplette Restaurierung dieser Gebäude macht dem Pienza- und Ausstellungsbesucher deutlich, dass Pius II. ein Mann großer Visionen war. Der Einfluss Pius II. auf die bildenden Künste kann in Siena besichtigt werden. Giovanni Bulian:
"Man sollte von Pienza aus nach Siena weiterfahren, wo im "Complesso museale di Santa Maria della Scala", einem riesigen Ex-Kloster, unter dem Titel "Die Wiedergeburt der Skulpturenkunst unter Pius II.", wahre Schätze gezeigt werden. Förderte dieser Papst doch wie keiner seiner Vorgänger die Bildhauerei. Für ihn musste eine Skulptur möglichst der Natur entsprechen, sich an ihr ausrichten."
So fanden also jene Künstler in Pius II. einen spendablen Mäzen, die sich ganz der künstlerischen Vorgaben der Renaissance widmeten. In der Ausstellung werden Meisterwerke von Donatello, darunter Grabplatten und Skulpturen, von Giovanni di Stefano und Antonio Federighi gezeigt.
Pius II. entwickelte ein Modell, einen Prototyp: Die Figur eines Papstes, der sich zwar auch um das Seelenheil seiner Gläubigen und um die irdischen Belange seiner Kirche kümmert, die damals noch Territorialmacht mit einem eigenen Heer war. Aber er interessierte sich viel mehr für Kunst und Architektur.
Beim Gang durch die beiden Ausstellungen in Pienza und Siena wird das deutlich: Man hat den Eindruck, es mit einem kunstinnigen, reichen Adligen zu tun zu haben. Und nicht mit einem Papst, der sich von Rom aus um die Ausbreitung seiner Macht und seines Einflusses bemüht.