Der Klub "Drei L" in St. Petersburg am Samstagabend. Auf der Tanzfläche toben sich junge Frauen aus. Andere lehnen, mit einem Getränk in der Hand, an Stehtischen und an der Bar. Die drei "L" stehen für Liberty, Lesbian und Love. Neben dem Eingang hängt ein Zettel: "Hilfsdienst für Schwule und Lesben" steht darauf, darunter eine Telefonnummer. Elena Inozemceva ist die Organisatorin des Sorgentelefons:
"Jungs rufen vor allem an, wenn sie Opfer von Verbrechen geworden sind. Wenn sie verprügelt, auf der Straße beschimpft oder von ihren Angehörigen aus der Wohnung geworden werden. Dazu kommen schwule Wehrpflichtige, die nicht in die Armee wollen. Frauen wenden sich vor allem mit psychologischen Problemen an uns oder, um ihren Alltag zu organisieren. Sie wollen wissen, wie sie ihren Anteil an einer Wohnung sichern können oder Hilfe bei der Scheidung."
Seit Juni existiert die Hotline. Fünf Psychologinnen und zwei Anwälte stehen zum Teil ehrenamtlich zur Verfügung. Finanziert wird der Service von einer US-amerikanischen Stiftung. Schwule und Lesben hätten in Russland immer noch Angst, offen für ihre Rechte einzutreten, sagt Inozemceva.
"Vielleicht sind das die Folgen des totalitären Staates. Alle rückversichern sich. Ich kenne junge lesbische Paare, erfolgreiche Unternehmerinnen haben, deren Eltern über sie bescheid wissen - und trotzdem wollen sie nicht öffentlich für ihre Rechte kämpfen. Alle wollen anonym bleiben."
Ein Bürgermeister oder Abgeordneter, der sich offen zu seiner Homosexualität bekenne, das sei in Russland undenkbar, sagt Inozemceva. Und die politischen Parteien seien allenfalls bereit, versteckt für die homosexuelle Klientel zu werben, wie etwa die wirtschaftsliberale "Union rechter Kräfte" (SPS).
"Leute, die die schwule Subkultur kennen, haben das sofort erkannt. Die Partei hatte junge süße Männer in Armeeuniformen auf ihren Wahlplakaten. Das war ganz eindeutig auf Schwule ausgerichtet. Aber dass eine Partei in ihrem Programm ganz offen erklärt, dass sie für die Rechte von Homosexuellen eintritt, zum Beispiel für homosexuelle Lebensgemeinschaften - davon sind wir noch sehr weit entfernt."
Außerhalb der großen Städte wie St. Petersburg oder Moskau ist die Situation für Homosexuelle in Russland noch schwieriger. Zum Beispiel in Perm. Der Vizebürgermeister der Millionenstadt forderte vor wenigen Wochen, dass schwule und lesbische Künstler, die auf städtischen Bühnen auftreten, in Perm doppelt so viel Miete zahlen sollen wie heterosexuelle. Aleksej, 20 Jahre alt und schwul, überrascht diese Nachricht nicht. Der Student sitzt in einem Schnellrestaurant in Perm und trinkt schwarzen Tee:
"Die Regierung schürt die Homophobie. Die Gesellschaft ist viel offener uns gegenüber geworden. Immerhin sind seit dem Ende der Sowjetunion 15 Jahre vergangen, und das merkt man. Aber die Regierung arbeitet dagegen. Wir können uns nirgendwo legal treffen. Manchmal organisieren ein paar von uns Discotheken, mieten einen Raum veranstalten dort eine Party. Es gibt in Perm viele Cafes, und in einigen überwiegt schwules Publikum. Aber viele treffen sich nach wie vor wie zu Sowjetzeiten in Wohnungen. Das ist schlimm."
Ein Open-Air-Festival für Schwule in der Nähe von Perm im vergangenen Sommer wurde verhindert. Niemand wollte den Homosexuellen ein Gelände vermieten.
"Ich denke oft darüber nach, das Land zu verlassen, besonders, wenn sich diese Politik fortsetzt. Ich hatte auch mal überlegt, zu kämpfen und eine Bewegung zu gründen, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzt. Aber in Perm wird das schwer. Die Leute sind total apathisch, und jeder hat Angst, in die Öffentlichkeit zu treten."
Die Petersburgerin Elena Inozemceva hat davor keine Angst. Aber sie wird in ihrer Arbeit behindert. Zurzeit versucht sie, die Hotline für Schwule und Lesben bekannt zu machen, verteilt Flyer, schaltet Anzeigen:
"Vier Zeitungen haben mir verboten, die Wörter Lesben und Schwule in den Anzeigen zu verwenden. Weil die Wörter angeblich nicht der allgemeinen Ethik und Moral entsprechen. Dabei geht es nun mal um Lesben und Schwule. Aber ich soll statt dessen ‚Personen nicht traditioneller Orientierung’ schreiben."
"Jungs rufen vor allem an, wenn sie Opfer von Verbrechen geworden sind. Wenn sie verprügelt, auf der Straße beschimpft oder von ihren Angehörigen aus der Wohnung geworden werden. Dazu kommen schwule Wehrpflichtige, die nicht in die Armee wollen. Frauen wenden sich vor allem mit psychologischen Problemen an uns oder, um ihren Alltag zu organisieren. Sie wollen wissen, wie sie ihren Anteil an einer Wohnung sichern können oder Hilfe bei der Scheidung."
Seit Juni existiert die Hotline. Fünf Psychologinnen und zwei Anwälte stehen zum Teil ehrenamtlich zur Verfügung. Finanziert wird der Service von einer US-amerikanischen Stiftung. Schwule und Lesben hätten in Russland immer noch Angst, offen für ihre Rechte einzutreten, sagt Inozemceva.
"Vielleicht sind das die Folgen des totalitären Staates. Alle rückversichern sich. Ich kenne junge lesbische Paare, erfolgreiche Unternehmerinnen haben, deren Eltern über sie bescheid wissen - und trotzdem wollen sie nicht öffentlich für ihre Rechte kämpfen. Alle wollen anonym bleiben."
Ein Bürgermeister oder Abgeordneter, der sich offen zu seiner Homosexualität bekenne, das sei in Russland undenkbar, sagt Inozemceva. Und die politischen Parteien seien allenfalls bereit, versteckt für die homosexuelle Klientel zu werben, wie etwa die wirtschaftsliberale "Union rechter Kräfte" (SPS).
"Leute, die die schwule Subkultur kennen, haben das sofort erkannt. Die Partei hatte junge süße Männer in Armeeuniformen auf ihren Wahlplakaten. Das war ganz eindeutig auf Schwule ausgerichtet. Aber dass eine Partei in ihrem Programm ganz offen erklärt, dass sie für die Rechte von Homosexuellen eintritt, zum Beispiel für homosexuelle Lebensgemeinschaften - davon sind wir noch sehr weit entfernt."
Außerhalb der großen Städte wie St. Petersburg oder Moskau ist die Situation für Homosexuelle in Russland noch schwieriger. Zum Beispiel in Perm. Der Vizebürgermeister der Millionenstadt forderte vor wenigen Wochen, dass schwule und lesbische Künstler, die auf städtischen Bühnen auftreten, in Perm doppelt so viel Miete zahlen sollen wie heterosexuelle. Aleksej, 20 Jahre alt und schwul, überrascht diese Nachricht nicht. Der Student sitzt in einem Schnellrestaurant in Perm und trinkt schwarzen Tee:
"Die Regierung schürt die Homophobie. Die Gesellschaft ist viel offener uns gegenüber geworden. Immerhin sind seit dem Ende der Sowjetunion 15 Jahre vergangen, und das merkt man. Aber die Regierung arbeitet dagegen. Wir können uns nirgendwo legal treffen. Manchmal organisieren ein paar von uns Discotheken, mieten einen Raum veranstalten dort eine Party. Es gibt in Perm viele Cafes, und in einigen überwiegt schwules Publikum. Aber viele treffen sich nach wie vor wie zu Sowjetzeiten in Wohnungen. Das ist schlimm."
Ein Open-Air-Festival für Schwule in der Nähe von Perm im vergangenen Sommer wurde verhindert. Niemand wollte den Homosexuellen ein Gelände vermieten.
"Ich denke oft darüber nach, das Land zu verlassen, besonders, wenn sich diese Politik fortsetzt. Ich hatte auch mal überlegt, zu kämpfen und eine Bewegung zu gründen, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzt. Aber in Perm wird das schwer. Die Leute sind total apathisch, und jeder hat Angst, in die Öffentlichkeit zu treten."
Die Petersburgerin Elena Inozemceva hat davor keine Angst. Aber sie wird in ihrer Arbeit behindert. Zurzeit versucht sie, die Hotline für Schwule und Lesben bekannt zu machen, verteilt Flyer, schaltet Anzeigen:
"Vier Zeitungen haben mir verboten, die Wörter Lesben und Schwule in den Anzeigen zu verwenden. Weil die Wörter angeblich nicht der allgemeinen Ethik und Moral entsprechen. Dabei geht es nun mal um Lesben und Schwule. Aber ich soll statt dessen ‚Personen nicht traditioneller Orientierung’ schreiben."