
Wenn Christophe de Margerie den Raum betrat, lag immer ein wenig Humor in der Luft, mal warmherziger, mal bitterer, aber eben Humor.
"Eine Firma, die Geld verdient ist ein beliebtes Ziel, ist ein Sündenbock, ich mag dieses Wort - und gerade hält man in Frankreich besonders Ausschau nach Sündenböcken."
Sagte de Margerie 2012, nach dem Wahlsieg der Sozialisten und auf der Höhe der Debatte über Reichensteuer und anderes.
Allerdings war der Total-Manager durchaus gelitten im Elyséepalast, hat allerengste Freunde im engsten Beraterkreis des Präsidenten, sein Wort galt auch dort etwas, und er war für Überraschungen gut - etwa als er auf dem Höhepunkt der Steuerdebatte einen Aufruf verbreitete, mit dem Titel: "Besteuert uns!".
"Geldverdienen ist nicht negativ"
Christophe de Margerie stammte aus wohlhabenden Verhältnissen, die Mutter Erbin der Familie Taittinger, der Vater Spross einer Diplomaten- und Unternehmerfamilie. De Margerie, der Jesuitenschüler, kam bereits im Alter von 22 zum Total-Konzern, eher zufällig, wie er sagte, das Unternehmen habe um die Ecke gelegen. Seit 2010 war er Vorstandsvorsitzender.
"Meine große Schlacht ist, dass man die Leute von Total mag, wenn man auch Total nicht mag, denn Total, das ist ein Mythos, aber Geld verdienen ist nicht an sich nicht negativ, zumal in Zeiten der Krise."
Mächtigster Manager Frankreichs
Gegen das teilweise schlechte Image des Konzerns, angesichts umweltpolitischer Sünden, kämpfte de Margerie auf diese Weise an, "Er war sehr direkt" sagte der Europaabgeordnete der Grünen, José Bové im französischen Rundfunk:
"Einer mit dem man streiten konnte, ich würde sagen ein 'fairer Gegner', wenn es um die Erdölgewinnung ging, kannte er nichts, suchte den letzten Tropfen, wo auch immer - aber man konnte mit ihm streiten."
Der mächtigste Manager Frankreichs galt als ebenso charismatisch wie scharfzüngig, sein üppiger, grauer Schnurrbart brachte ihm den Spitznamen "big moustache" ein.
Im vergangenen September setzte sich de Margerie für einen konstruktiven Umgang mit Moskau ein, die Sanktionen in der Ukraine-Krise hielt er für einen Irrweg. Als "Freund Putins" wollte er deshalb aber nicht gelten, de Margerie traf in seiner Funktion als Chef des größten, börsennotierten Konzerns Frankreichs viele Staatenlenker. Der französischen Präsident würdigte ihn heute als "unabhängigen Charakter", Premierminister Valls sagte: "Frankreich hat einen großen Industriekapitän verloren."