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Totaler NC in Hamburg

Wer in Hamburg studieren möchte, braucht ein hervorragendes Abi - oder muss Wartezeiten von bis zu zehn Semestern in Kauf nehmen. Zulassungsfreie Fächer gibt es in der Hansestadt nicht mehr - eine Folge des Bewerberansturms und der leeren Kassen.

    Ein Beitrag von Werner Nording

    Zehn Uhr morgens in der Universität Hamburg. Vor der Zulassungsstelle hat sich eine lange Schlange gebildet. Die Studierenden, die über die ZVS einen Studienplatz bekommen haben, wollen sich einschreiben. Warum haben sie sich gerade für die Hansestadt entschieden?

    Hamburg ist ja wie man weiß, die schönste Stadt Deutschlands insofern ist das eine feine Sache hier zu studieren, das alles kompakt zusammenzuhaben. Außerdem denke ich dass das hier leichter ist zu studieren als in München, München ist sehr hart.

    Ich kann bei meinen Eltern wohnen bleiben, ist billiger für mich.

    Schöne Stadt und ziemlich nah dran an meiner Heimatstadt Bremerhaven somit ganz gut.


    Doch nicht alle Bewerber haben so viel Glück gehabt und in Hamburg einen Studienplatz bekommen. In den letzten zwei Jahren ist die ohnehin schon hohe Zahl der Bewerbungen noch einmal um ein Viertel angewachsen. Mehr als zwei Drittel aller Interessenten haben zum Wintersemester eine Absage bekommen, sagt der Leiter des Zentrums für Studierende an der Uni Hamburg, Axel Schöler:

    Wenn man das Verhältnis der Bewerberzahl also rund 18 000 zu der abgerundeten 5000 Zahl der Zugelassenen wertet, dann muss man davon ausgehen, dass 13 000 nicht den gewünschten Studienplatz bekommen.

    Die Bewerbungen kommen überwiegend aus der Metropolregion Hamburg von Schulabgängern, deren Eltern sich keine Wohnung an entfernten Studienorten leisten können. Wer in Hamburg studieren will, muss einen sehr guten Abi-Schnitt haben oder Wartezeiten bis zu zehn Semester in Kauf nehmen. Erstmals zu diesem Wintersemester gibt es für alle 100 Studiengänge Zulassungsbeschränkungen. Für Chemie liegt der NC neuerdings bei 2,5 für Völkerkunde oder Kunstgeschichte bei 1,7 und für Germanistik braucht man sogar einen noch besseren Notendurchschnitt.

    1,5 oder besser, schlechter hat man keine Chance an der Uni Hamburg, das liegt an dem Mißverhältnis der Bewerberzahl zu den Studienplatzzahlen.

    Angesichts der Sparzwänge ist keine Besserung in Sicht. Der Sprecher der Uni Hamburg, Peter Wiegand, beklagt die Vorgaben des Senats.

    Der Haushalt ist Moment nicht aufzustocken, deshalb müssen wir sehen, dass wir in dem gegebenen Finanzrahmen Qualitätsverbesserungen anstellen können, die dadurch zu erreichen sind, dass wir die Zahl der Studierenden runterfahren. Ob das ein politisch kluger Weg ist, ist eine andere Frage aber das ist das, worauf sich im Augenblick und unter dieser Regierung in Hamburg die Politik mit den Hochschulen verständigt hat.

    Der parteilose Hamburger Wissenschaftssenator Jörg Dräger hat sogar die Auflage bekommen, bis 2009 noch weitere Studienplätze abzubauen.

    Wir haben heute an der Universität Hamburg etwa 40 000 Studierende die Uni befindet sich aber seit Jahren in einer schwierigen finanziellen Situation, die Studienplätze sind nicht ausfinanziert und wir werden deshalb die Kapazitäten um etwa 15 Prozent absenken.