Der Tagungsort des International Water Management Forum in Ittingen ist gut gewählt: Er liegt nahe der Thur, einem Schweizer Fluss, der langsam revitalisiert wird. Revitalisiert - das bedeutet für einen Fluss noch lange keine Rückkehr zum Ursprung. Revitalisiert heißt lediglich, dass einzelne Bereiche des Flusses über kurze Strecken in einen natürlicheren Zustand versetzt werden. Da baut man Inseln, reißt Verbauungen ab und gibt dem Fluss seine Kurven zurück - alles in der Hoffnung, dass die Artenvielfalt zurückkehrt und der Fluss bei Hochwasser weniger zerstört. Dass dieser Aktionismus nicht immer das erreicht, was er soll, weiß Klement Tockner von der Eidgenössischen Wasserforschungsanstalt EAWAG.
"Wir designen häufig einen Bach, und das hat eben häufig nichts zu tun, wie ein Bach eben aussehen soll. Man glaubt, man schafft einen bestimmten Lebensraum und die Organismen, die den Lebensraum besiedeln, werden dann kommen. Sehr häufig kommen sie nicht, das heißt, es ist zu wenig, nur irgendwelche Lebensräume in einem Fließgewässer zu schaffen."
Deshalb suchen die Teilnehmer der Konferenz überhaupt erst einmal nach Parametern, mit denen man am besten bestimmen kann, ob es einem Fluss gut geht. Ist es die Artenvielfalt oder die Wanderung der Fische oder gar nur die Anzahl der ursprünglichen Arten, die früher im Fluss gelebt haben?
"Man sieht am Rhein wieder eine sehr starke Zunahme der Vielfalt, die ähnlich hoch ist wie am Beginn des 20. Jahrhunderts. Aber wenn man die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaft ansieht, dann ist es eine völlig andere Lebensgemeinschaft mit einem sehr hohen Anteil an nicht-einheimischen Arten."
Ob sie das nun als Erfolg werten sollen, darüber sind sich die Forscher noch uneinig. Sicher ist nur: Die Revitalisierungen müssen gezielt geplant und kontrolliert werden als viele einzelne Experimente, die man genau dokumentiert. Am Aqua Restoration Center im japanischen Tsukuba hat man dafür gleich eine ganze Flusslandschaft als Freiluft-Experiment gebaut. Keigo Nakamura.
"Wir haben drei künstliche Wasserläufe von je 800 Metern Länge gebaut, da kann man das Wasservolumen und die Strömung verändern und genau schauen, wie das Ökosystem darauf reagiert."
Was in Japan geht, ist für Europa mit seinen großen und langen Flüssen, die in mehreren Ländern liegen, unmöglich. Hier hat die Europäische Kommission die Planung in die Hand genommen. Helmut Bloech, Leiter des Bereichs Wasser- und Gewässerschutz:
"Die EU hat sich mit der Wasserrahmenrichtlinie eine ganzheitliche und umfangreiche Wasserschutzgesetzgebung gegeben, die alle Gewässer umfasst, verbunden mit dem Ziel, dass alle diese Gewässer spätestens 2015 einen guten Zustand haben."
Ein guter Zustand der Gewässer bedeutet auch mehr Schutz vor Hochwasser. Nach Ansicht von Klement Tockner liegt eine ideale Lösung schon im Wasser: das Totholz, also alles Gestrüpp, alle Äste und Baumstämme, die im Wasser treiben oder sich in den Uferzonen verhängen besonders nach starken Regenfällen oder Unwettern.
"Totholz schafft Lebensraum, Totholz erhöht die Strukturvielfalt, Totholz hält Nährstoffe, Sedimente zurück, das heisst, es hat eine sehr hohe Rückhaltekapazität. Totholz, und das wird oft übersehen, stabilisiert teilweise auch das Flussbett, das heißt, Totholz hält auch zusätzliches Totholz zurück, das wären natürliche Rückhaltemaßnahmen in einem Gewässer, das heißt, es hätte im Prinzip auch eine positive Auswirkung für den Gebäudeschutz, für den Schutz von Infrastruktur flussabwärts - wenn man es im Fluss belassen würde."
Wenn man Totholz jedoch ständig abräumt, wird jeder Baum, der neu in den Fluss gelangt, schnell vom Wasser abtransportiert und kann Schaden anrichten. Hinzu kommen die Kosten und der technische Aufwand bei der Bergung der Stämme.
"Man braucht keinen Bagger, man braucht im Prinzip nur einen Baum oder ein Schwemmholz in den Fluss einbringen, und der Fluss regeneriert sich dadurch eigenständig."
Eine einfache Massnahme also. Dennoch stehen ihr vor allem in Gebirgsflüssen aufwändige Umbauten gegenüber. Um den Stau von Totholz zu verhindern, werden einige Flüsse mit Wannen ausgekleidet. Bei Hochwasser sollen sie vor allem in Brückenbereichen für ein glattes Weiterrutschen der Baumstämme sorgen.
"Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Siedlungsentwicklung, Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie in den vergangenen 300 Jahren ihre Spuren hinterlassen haben. Wir können nicht alle Flüsse auf naturnah zurückbauen. Das heißt, in dicht besiedelten Gebieten wird es nicht möglich sein, den naturnahem Zustand wiederherzustellen."
"Wir designen häufig einen Bach, und das hat eben häufig nichts zu tun, wie ein Bach eben aussehen soll. Man glaubt, man schafft einen bestimmten Lebensraum und die Organismen, die den Lebensraum besiedeln, werden dann kommen. Sehr häufig kommen sie nicht, das heißt, es ist zu wenig, nur irgendwelche Lebensräume in einem Fließgewässer zu schaffen."
Deshalb suchen die Teilnehmer der Konferenz überhaupt erst einmal nach Parametern, mit denen man am besten bestimmen kann, ob es einem Fluss gut geht. Ist es die Artenvielfalt oder die Wanderung der Fische oder gar nur die Anzahl der ursprünglichen Arten, die früher im Fluss gelebt haben?
"Man sieht am Rhein wieder eine sehr starke Zunahme der Vielfalt, die ähnlich hoch ist wie am Beginn des 20. Jahrhunderts. Aber wenn man die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaft ansieht, dann ist es eine völlig andere Lebensgemeinschaft mit einem sehr hohen Anteil an nicht-einheimischen Arten."
Ob sie das nun als Erfolg werten sollen, darüber sind sich die Forscher noch uneinig. Sicher ist nur: Die Revitalisierungen müssen gezielt geplant und kontrolliert werden als viele einzelne Experimente, die man genau dokumentiert. Am Aqua Restoration Center im japanischen Tsukuba hat man dafür gleich eine ganze Flusslandschaft als Freiluft-Experiment gebaut. Keigo Nakamura.
"Wir haben drei künstliche Wasserläufe von je 800 Metern Länge gebaut, da kann man das Wasservolumen und die Strömung verändern und genau schauen, wie das Ökosystem darauf reagiert."
Was in Japan geht, ist für Europa mit seinen großen und langen Flüssen, die in mehreren Ländern liegen, unmöglich. Hier hat die Europäische Kommission die Planung in die Hand genommen. Helmut Bloech, Leiter des Bereichs Wasser- und Gewässerschutz:
"Die EU hat sich mit der Wasserrahmenrichtlinie eine ganzheitliche und umfangreiche Wasserschutzgesetzgebung gegeben, die alle Gewässer umfasst, verbunden mit dem Ziel, dass alle diese Gewässer spätestens 2015 einen guten Zustand haben."
Ein guter Zustand der Gewässer bedeutet auch mehr Schutz vor Hochwasser. Nach Ansicht von Klement Tockner liegt eine ideale Lösung schon im Wasser: das Totholz, also alles Gestrüpp, alle Äste und Baumstämme, die im Wasser treiben oder sich in den Uferzonen verhängen besonders nach starken Regenfällen oder Unwettern.
"Totholz schafft Lebensraum, Totholz erhöht die Strukturvielfalt, Totholz hält Nährstoffe, Sedimente zurück, das heisst, es hat eine sehr hohe Rückhaltekapazität. Totholz, und das wird oft übersehen, stabilisiert teilweise auch das Flussbett, das heißt, Totholz hält auch zusätzliches Totholz zurück, das wären natürliche Rückhaltemaßnahmen in einem Gewässer, das heißt, es hätte im Prinzip auch eine positive Auswirkung für den Gebäudeschutz, für den Schutz von Infrastruktur flussabwärts - wenn man es im Fluss belassen würde."
Wenn man Totholz jedoch ständig abräumt, wird jeder Baum, der neu in den Fluss gelangt, schnell vom Wasser abtransportiert und kann Schaden anrichten. Hinzu kommen die Kosten und der technische Aufwand bei der Bergung der Stämme.
"Man braucht keinen Bagger, man braucht im Prinzip nur einen Baum oder ein Schwemmholz in den Fluss einbringen, und der Fluss regeneriert sich dadurch eigenständig."
Eine einfache Massnahme also. Dennoch stehen ihr vor allem in Gebirgsflüssen aufwändige Umbauten gegenüber. Um den Stau von Totholz zu verhindern, werden einige Flüsse mit Wannen ausgekleidet. Bei Hochwasser sollen sie vor allem in Brückenbereichen für ein glattes Weiterrutschen der Baumstämme sorgen.
"Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Siedlungsentwicklung, Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie in den vergangenen 300 Jahren ihre Spuren hinterlassen haben. Wir können nicht alle Flüsse auf naturnah zurückbauen. Das heißt, in dicht besiedelten Gebieten wird es nicht möglich sein, den naturnahem Zustand wiederherzustellen."