Die Biologin Marie von Orlow deutet auf die kahlen Bäume unterhalb der Flugzeuge. Die Eichen tragen keine Kronen mehr, das übrige Geäst grünt spärlich. Eingige Stümpfe sind bereits abgestorben.
"Dieses Gebiet ist ja vor einigen Jahren in die Presse gekommen, weil hier starke Rückschnitte vorgenommen wurden, Grund hierfür war die Flugsicherheit. Das war sozusagen die Kehrseite, die andere Seite ist gar nicht so negativ, denn Totholz ist durchaus auch Lebensraum. "
Von Orlow spricht von einem Lebensraum für Hornissen. Die größte bei uns heimische Wespenart bevorzugt hohle Bäume und einen lichten Baumbestand. Solche Areale sind in unserer Waldkultur selten und so haben die Berliner Naturschutzverbände mit diesem Projekt aus der Not eine Tugend gemacht. An den gestutzten und kranken Bäumen in der Einflugschneise wurden Nisthilfen für Hornissen angebracht, um die Insekten dorthin zu locken und langfristig siedeln zu lassen. Da Hornissen bevorzugt an Stellen nisten, wo bereits früher Nester gebaut wurden, hat die Initiative der Naturschutzstiftung Berlin und des NABU gute Erfolgschancen. Nach 2 Jahren ist etwa ein Viertel der Kästen bewohnt. Großes Interesse an der Hornissensiedlung hat auch das Landesforstamt Berlin, wie der zuständige Revierförster Matthias Eggert erklärt.
"Hier in der Einflugschneise ist ja doch sehr viel geschädigtes Holz durch die Höhenbegrenzungen, die dort gemacht worden sind und da sind eine Menge Schadinsekten aufgetreten, die werden durch die Hornissen, die dann dort fliegen, reduziert. "
Hornissen vertilgen Wespen, Milben und Borken- oder Bockkäfer und leisten darum einen wichtigen Beitrag für einen gesunden Wald. Mit den Nisthilfen reagierten Insektenforscher wie Marie von Orlow aber auch auf Probleme im Stadtgebiet.
"Waldanwohner klagen immer wieder über Ansiedlungen von Hornissen in Rollläden und in Meisennistkästen. Durch dieses Projekt wollten wir eine Ablenkfütterung machen, damit sich die Hornissenköniginnen lieber im Wald ansiedeln als im Rollladenkasten. "
Die Experten für Bienen, Wespen und Hummeln beraten in Berlin jährlich etwa 1500 – 2000 Bürger. Dabei geht es oft darum, wie Hummel- oder Hornissennester umgesetzt werden können, ohne die Tiere zu gefährden.
Trotz des Lärms gehen Ausflügler nicht ungern in das Waldgebiet nahe dem Flughafen Tegel. Auf dem dortigen Naturlehrpfad sollen die Nisthilfen darum auch zeigen, wie nützlich und harmlos das Insekt ist. Schließlich geht es darum, die Akzeptanz der Hornisse zu steigern und somit ein Beitrag für seinen Schutz zu leisten, wie von Orlow hervohebt. Und dieses Ansinnen sieht die Insektenexpertin des NABU auf einem guten Weg.
"Die Schädlingsbekämpfer sind sensibilisiert worden, sie kontaktieren uns einfach eher, wenn solche Nester vorliegen, aber auch Otto-Normal-Verbraucher meldet sich. Es ist immer wieder erfreulich, wenn man Leute überzeugt, ein Nest in ihrer Nähe zu dulden und die dann im nächsten Jahr anrufen und sagen, das war einfach so toll: Wir hatten keine Wespen im Garten, die Hornissen haben alle weggefressen und ich möchte in diesem Jahr wieder ein Nest haben. Das ist einfach lohnende Arbeit. "
Mehr im Internet unter:
Beratung und Hilfe zu Bienen, Wespen und Hornissen
Wikipedia: Hornissen